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Schwarmphänomene stehen seit einiger Zeit im Zentrum kultur- und sozialhistorischer Debatten. Ihre Konjunktur verdankt sich der Attraktion verteilter Organisationsweisen, kollektiver Intelligenzen und nicht zuletzt der Effizienz zoopolitischer Metaphern. Doch zwischen biologischen und sozialen Ordnungsideen lässt sich ein technologisches Drittes ausmachen: Nicht nur werden in der Biologie seit 1900 verschiedenste Medientechniken eingesetzt, um Schwärme wissenschaftlich zu erforschen - von Beobachtungen im Ozean über Experimente in Aquarien bis hin zu mathematischen Modellen und…mehr

Produktbeschreibung
Schwarmphänomene stehen seit einiger Zeit im Zentrum kultur- und sozialhistorischer Debatten. Ihre Konjunktur verdankt sich der Attraktion verteilter Organisationsweisen, kollektiver Intelligenzen und nicht zuletzt der Effizienz zoopolitischer Metaphern. Doch zwischen biologischen und sozialen Ordnungsideen lässt sich ein technologisches Drittes ausmachen: Nicht nur werden in der Biologie seit 1900 verschiedenste Medientechniken eingesetzt, um Schwärme wissenschaftlich zu erforschen - von Beobachtungen im Ozean über Experimente in Aquarien bis hin zu mathematischen Modellen und Computersimulationen. Vielmehr inspirieren Schwärme seit Ende des 20. Jahrhunderts selbst computertechnische Verfahren, die sich mit komplexen Regelungsfragen und intransparenten Problemen auseinandersetzen - von der Logistik bis zur Finanzmarktsimulation, oder von der Epidemologie bis hin zu Robotersystemen.

Schwärme sind als Zootechnologien zu verstehen. Sie kombinieren das zoé, das unbeseeltetierische Leben im Schwarm, mit der experimentellen Epistemologie der Computersimulation. Erst diese medientechnische Ebene ermöglicht den neuerdings erhobenen 'schwärmerischen' Ton und bestimmt die komplexen Resonanzen zwischen Netzwerk-Euphorien, neuen Steuerungsideen und einer Ästhetik des Kollektiven.

Der Band leistet nicht nur einen Beitrag zur Entzifferung einer prominenten Gestalt des sozialen und politischen Imaginären. Er rekonstruiert vor allem eine Wissensfigur, die sich als jüngste Transformation moderner Systemgedanken begreifen lässt.
Autorenporträt
Vehlken, SebastianSebastian Vehlken studierte Film- und Fernsehwissenschaften, Publizistik und Wirtschaftswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und Media Studies an der Edith Cowan University in Perth. Seit Oktober 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICAM Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien der Leuphana Universität Lüneburg. Seine Interessensbereiche sind: Theorie und Geschichte Digitaler Medien, Medientheorie, Kybernetik und selbstorganisierende Systeme, Medien in der Biologie, Think Tanks und Beraterwissen, die Mediengeschichte des Sonars und Ozeane als Wissensräume.
Rezensionen
»Vehlken zeigt in seinem beeindruckend material- und detailreichen Buch, dass Schwärme ihre 'metaphorische Kraft' nicht in erster Linie durch den Bezug zu biologischen Tierschwärmen erhalten. Sein Buch ist eine Mediengeschichte dieser Metapher.« Dirk Pilz, Berliner Zeitung