Kinderbuch-Highlight, so abgedreht wie es klingt: 1989 müssen vier Kinder aus DDR und BRD gemeinsam die Welt vor Außerirdischen retten.
Außerirdische an der deutsch-deutschen Grenze
Hier wird 1989 an der deutsch-deutschen Grenze mal ganz anders erzählt. Autor Norbert Zähringer gelingt eine
ganz abgedrehte SciFi-Geschichte kurz vor dem Fall des eisernen Vorhangs. Mein 8jähriger Sohn und ich…mehrKinderbuch-Highlight, so abgedreht wie es klingt: 1989 müssen vier Kinder aus DDR und BRD gemeinsam die Welt vor Außerirdischen retten.
Außerirdische an der deutsch-deutschen Grenze
Hier wird 1989 an der deutsch-deutschen Grenze mal ganz anders erzählt. Autor Norbert Zähringer gelingt eine ganz abgedrehte SciFi-Geschichte kurz vor dem Fall des eisernen Vorhangs. Mein 8jähriger Sohn und ich hatten beim Lesen sehr, sehr viel Spaß!
Vier Kinder, je ein Junge und ein Mädchen aus jeweils DDR und BRD, müssen die Welt retten. Das alles erzählt ihnen Zorro Vela, ein Gestaltwandler vom Planeten Oneiros, der aber für die Kinder meist die Gestalt der Comic-Figur Zorro annimmt. Die Geschichte wird über weite Strecken aus Zorns Sicht als Ich-Erzähler geschildert (die übrigen Passagen eigentlich auch, weil er dies alles beobachtet haben könnte). Und durch Zorro erfahren wir wundervoll viel absurdes Hintergrundwissen:
"Es ist nicht so, dass das All grenzenlos wäre. Wer sich zum Beispiel einmal mit seinem Raumschiff in das System der Reticulaner im Sternbild Netz verflogen hat, kann ein Lied davon singen. Sobald man die äußere Grenze ihres Sonnensystems passiert hat, eine Zone voller Müll und Weltraumschrott, taucht mit Sicherheit wie aus dem Nichts eine Grenzpatrouille auf.“
Zähringer baut dieses Kinderbuch unglaublich klug. Er setzt das Science-Fiction-Genre gekonnt um und spielt mit dessen Versatzstücken. Dass die Außerirdischen die Erde zerstören wollen, kann man einfach nur vollumfänglich verstehen: Die Menschheit ist immer kurz davor, sich selbst oder ihren Planenten zu zerstören. Und das historische Setting, das Zähringer wählt, ist die idealtypische Entsprechung dafür. All dies schildert der Autor mit einem solch liebevollen, ironischen Blick, so dass wir oft herzlich lachen mussten.
„Die vier Erdlinge wussten natürlich nicht, was Schakkalack ist. Es ist schon ein wenig nervig, eine noch nicht interstellare Spezies vor dem Untergang zu retten, wenn man beinahe alles und jedes erklären muss.“
Das Worldbuilding gefiel mir ausnehmend gut und da wird echt in die Vollen gegriffen: Eigentlich könnte man meinen, jetzt sei es genug, aber jede neue Idee fügt sich wieder passgenau in die Geschichte ein. Quasi nebenbei erzählt Zähringer vom DDR-Alltag und lässt auch die düsteren Aspekte wie den Schießbefehl an der Mauer und Stasi-Bespitzelung nicht aus. Und die 80er im Westen werden zudem miterzählt. Ich fand es wundervoll, so mit meinem Sohn in meine eigene Kindheit (West) und die seines Vaters (Ost) ein kleines Stück weit eintauchen zu können.
Sprachlich ist das Buch schön geschrieben, aber auch recht anspruchsvoll, mit ziemlich langen Sätzen. Manche 10jährige könnte das noch zu kompliziert finden. Und selbst beim Vorlesen musste ich mich konzentrieren, um nicht zu stolpern. Dann aber konnte ich die Geschichte mit ganz viel pointierter Komik vorlesen, so dass es eine echte Freude war. Mein Sohn und ich haben viel gelacht und mitgefiebert.
„Der Anblick des ersten Aliens im Leben kann einen ganz schön aus den Socken hauen. Aber – irgendwann ist halt immer das erste Mal. Also mein Tipp: gewöhnt euch dran! Gewöhnt euch dran, dass ihr nicht allein im Universum seid!“
Die Genderrollen sind recht ausgeglichen und, dass Zorro eine nonbinäre Identität hat und zwischen den Gendern wechseln kann, war für mich ein zusätzliches Schmankerl.
Fazit
So absurd und witzig kann die deutsch-deutsche Geschichte erzählt werden. Tolles Kinderbuch und eines unserer Highlights von 2019/20, das wir von Herzen weiterempfehlen. 5 von 5 Sternen.