Die Wahrheit kommt immer ans Licht
Clemens Hugo muss mehr oder weniger freiwillig ein paar Tage im Hotel der Familie Gamslechner verbringen. Das neue Jahr beginnt allerdings nicht mir guten Vorsätzen, sondern mit einer Leiche. Da selbst die Polizei von einem tragischen Unfall ausgeht, scheint
sich das Tagesgeschehen am Fuß der Zugspitze wieder zu normalisieren. Aber der Bezirksanwalt kann es…mehrDie Wahrheit kommt immer ans Licht
Clemens Hugo muss mehr oder weniger freiwillig ein paar Tage im Hotel der Familie Gamslechner verbringen. Das neue Jahr beginnt allerdings nicht mir guten Vorsätzen, sondern mit einer Leiche. Da selbst die Polizei von einem tragischen Unfall ausgeht, scheint sich das Tagesgeschehen am Fuß der Zugspitze wieder zu normalisieren. Aber der Bezirksanwalt kann es nicht sein lassen, dreht jede Schneeflocke zweimal um und stößt so auf Geheimnisse, die doch lieber unter einer kalten Schneedecke für immer verschüttet geblieben wären...
Anna Tröber gelingt mit ihrem neuen Roman "Zugspitzgeist" ein bemerkenswerter Spagat zwischen Kriminalgeschichte, scharfer Gesellschaftskritik und manchmal auch einem Augenzwinkern. In diesem fesselnden Krimi entführt sie die Leser:innen in die winterliche Idylle auf der österreichischen Seite der Zugspitze, wo hinter der heimeligen Fassade eines gemütlichen Hotels eine Welt aus Geldgier, Machtspielchen und dunklen Geheimnissen verborgen liegt.
Die Protagonist:innen, allen voran der eher unbedarft wirkende Clemens Hugo, scheinen eher zufällig in die Ereignisse involviert zu sein, sodass zunächst die Zusammenhänge für die Leserschaft vollkommen unklar sind. Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass es hier um mehr geht, als eine Geschichte an der Zugspitzbahn. Die schneebedeckte Kulisse dient nicht etwa als Wintermärchen, sondern wird zur Diskussionsgrundlage in Bezug auf verstopfte Zufahrtsstrassen, Ausbeutung der Natur und den Geheimnissen einer kompletten Familie. Was auf den ersten Blick wie ein unbeschwertes Vergnügen aussieht, entpuppt sich schnell als ein gefährlicher Tanz auf dem geschäftlichen und familiärem Eis, das für viele immer dünner wird.
Der Autorin gelingt es immer wieder, die komplexen Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf eine Art und Weise darzustellen, die die Leser:innen Kapitel für Kapitel überrascht und fesselt. In der wechselvollen Geschichte der Tiroler Zugspitzbahn gibt es Finanzaffären, Kriegsnarben, einen Brand und nicht zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis. Diese Ereignisse aus der Vergangenheit fügen sich nahtlos in den Erzählstrang der Gegenwart ein und bilden für die Ereignisse im Hier und Jetzt die Grundlage.
Geheimnisse sind wie Ungeziefer - aus jeder Ecke und jedem Winkel kriechen sie den Betroffenen immer nach und am Ende liegt die Wahrheit offen auf dem Tisch, als wenn die Sonne den Schnee schmelzen lässt. Diese Erfahrung muss Clemens Hugo machen und die Leser:innen folgen ihm in diesem Roman gerne auf Schritt und Tritt.