Spätestens seit der "Flüchtlingskrise" 2015 sind die Bedrängnisse, denen LGBT-Individuen mit Fluchterfahrung ausgesetzt sind, deutlich. Berichte über ihre Unterbringung in Einrichtungen, in denen sie Peinigern preisgegeben sind, als auch von Anhörungen, in denen ihre sexuelle Orientierung angezweifelt wird, bezeugen, dass es sich hierbei um eine politische wie theoretische Herausforderung handelt. Vom ordinären rechten Hass wie vom projektiven linken Enthusiasmus der breiten gesellschaftlichen Debatte doppelt überblendet, sind die zugehörigen Probleme bislang jedoch nur unzureichend analysiert worden.Die Beiträge des Sammelbands gehen von der globalen Dimension des Sujets zu seinen deutschlandspezifischen Besonderheiten über. Sie nehmen grundlegende Bestandsaufnahmen vor, informieren über Organisationen in anderen Ländern, deren Einsatz Vorbild sein könnte, und eruieren Grenzen bislang formulierter Theorien. Zudem berichten sie aus dem Alltag von Anlaufstellen und Freiwilligenhilfen, die oftmals unter jenen widrigen Umständen arbeiten, die sich zwischen Politik und Pragmatik auftun. Zu Wort kommen auch Schriftsteller, die Flucht fiktional verarbeiten, sowie Individuen, die autobiografische Auskunft über ihre Situation geben.