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In unserer Gegenwart sind Begriffe wie Ökologie, Lebensgemeinschaft und biologisches Gleichgewicht, die noch vor wenigen Jahrzehnten nur einige Fachwissenschaftler interessierten, populär geworden. Das allgemeine Interesse erwachte aufgrund von Umweltproblemen, die die industrielle Produktionsweise ausgelöst hatte. Aber mit der breiten Anwendung der Begriffe ist nicht ohne weiteres auch ein tieferes Verständnis für die theoretischen Zusammenhänge verbunden, die sich erst auf der Grundlage von Darwins Evolutionstheorie erschließen. Ohne ein solches verständnisvolles Eindringen in die…mehr

Produktbeschreibung
In unserer Gegenwart sind Begriffe wie Ökologie, Lebensgemeinschaft und biologisches Gleichgewicht, die noch vor wenigen Jahrzehnten nur einige Fachwissenschaftler interessierten, populär geworden. Das allgemeine Interesse erwachte aufgrund von Umweltproblemen, die die industrielle Produktionsweise ausgelöst hatte. Aber mit der breiten Anwendung der Begriffe ist nicht ohne weiteres auch ein tieferes Verständnis für die theoretischen Zusammenhänge verbunden, die sich erst auf der Grundlage von Darwins Evolutionstheorie erschließen. Ohne ein solches verständnisvolles Eindringen in die naturgesetzlichen Wechselwirkungen eines Naturhaushaltes sind aber die Möglichkeiten eines für die menschliche Gesellschaft nützlichen Eingreifens in Naturzusammenhänge begrenzt. Diese Erfahrung, die K. A. Möbius und seine Zeitgenossen nur erst an Einzelbeispielen wie der Austernfischerei machten, ist heute ebenfalls Allgemeingut geworden, so daß das Streben nach biologischen und ökologischen Erkenntnissen zunehmend wächst.

Ist doch das Aufsuchen des historischen Ursprungs wichtiger Erkenntnisschritte, an der sich die Problematik noch in klassischer Einfachheit zeigt, oftmals hilfreich zum Verständnis des weitaus komplizierteren Wissenschaftszweiges, zu dem sich die Ökologie, mit Biozönologie und Biogeozönologie in der Gegenwart entwikkelt hat.

In diesem Zusammenhang rückt auch der Name von Karl August Möbius und sein Wirken für die Erforschung von "Lebensgemeinschaften" ins Blickfeld. Die Schrift, in der er 1877 erstmalig den Begriff der "Biocönose" oder "Lebensgemeinde" entwickelte und auf das praktische Beispiel der Austernzucht anwandte, gehört zweifellos zu den wegweisenden Arbeiten, die die Aufnahme in die Reihe von "Ostwalds Klassiker-Ausgaben" verdient.

Es war das besondere Anliegen von K. A. Möbius, seine Forschungsergebnisse möglichst schnell zu popularisieren, und so hatte auch seine "kleine Schrift über die Austernzucht" vor allem den Zweck, "für die verbreiteten irrigen Vorstellungen richtigere zu geben", wie er am 10. Nov. 1876 dem Direktor des Berliner Zoologischen Museums, Wilhelm Peters, schrieb. "Ich möchte über diesen Gegenstand wohl einen Vortrag in der Singakademie in Berlin halten, falls dort in diesem Winter populäre Vorträge wie früher gehalten werden", heißt es weiter. Damit knüpfte Möbius an die von Alexander von Humboldt begründete Tradition der Popularisierung naturwissenschaftlichen Wissens an. Er setzte dieses Wirken fort, als er 11 Jahre später die Direktion des Berliner Museums übernahm und in dem neuen Gebäude des "Museums für Naturkunde" durchsetzte, dass eine allgemeinverständlich und instruktiv gestaltete "Schausammlung" vor allem biologische Gesetzmäßigkeiten zeigte und dort erstmals eine "Austernbank" als biologische Gruppe dargestellt wurde.

Die Geschichte der Ökologie ist in der Wissenschaftsgeschichte noch ein relativ junger Zweig, der sich noch nicht auf zahlreiche Quellenarbeiten stützen kann. Der Kommentator der vorliegenden Abhandlung, Günther Leps, gehört zu den Pionieren auf diesem Spezialgebiet. Seit Mitte der 1960er Jahre widmete er sich im Rahmen der Behandlung philosophischer Probleme der Biologie speziell der Entwicklung ökologischen Denkens und in diesem Zusammenhang der biographischen Forschung über K. A. Möbius. Als erster begann er den Nachlaß von Möbius im Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin zu erschließen und durch zahlreiche weitere Schriftquellen zu ergänzen, die nur zu einem kleinen Teil für die vorliegende Abhandlung genutzt werden konnte. Als Günther Leps (1934-2000) am 15.12.2000 seiner schweren Krankheit erlag, wurde sein Arbeitsmaterial zur Geschichte der Ökologie dem Museum für Naturkunde Berlin (Histor. Arbeitsstelle) übergeben. Für diese Neuauflage gab er nur noch einige Korrekturwünsche an, die für die Einführung berücksichtigt wurden. Eine generelle Neubearbeitung konnte er nicht mehr vornehmen, und wir geben seinen ursprünglichen Text als historisches Dokument fast unverändert wieder.

Inhaltsverzeichnis:
Ilse Jahn: Geleitwort.
III
Thomas Potthast: Einleitung
Historische und ökologietheoretische Perspektiven auf Karl August Möbius' Schrift "Die Auster und die Austernwirtschaft".
VII
Literatur.
XXXI
Günther Leps: Einführung
Karl August Möbius, ein Klassiker des ökologischen Denkens.
XXXV
Die Auster und die Austernwirthschaft.
LXV
Vorwort.
LXVII
Inhalt.
LXXI
1. Das Wattenmeer.
1
2. Die Austernbänke und der Austernfang.
7
3. Die Keimfruchtbarkeit der Austern.
13
4. Warum bilden sich nicht in allen Theilen des Wattenmeeres Austern?
21
5. Die künstliche Austernzucht in Frankreich.
26
6. Versuche, die französische künstliche Austernzucht in Grossbritannien zu betreiben.
33
7. Kann in den deutschen Küstenmeeren französische künstliche Austernzucht betrieben werden?
37
8. Lassen sich natürliche Austernbänke vergrössern und können neue Austernbänke angelegt werden, besonders an den deutschen Küsten?
44
9. Die Altersstufen und die Reifefruchtbarkeit der Austern.
56
10. Eine Austernbank ist eine Biocönose oder Lebensgemeinde.
72
11. Zunahme der Austernesser und Austernpreise und Abnahme der Austern.
88
12. Die chemischen Bestandtheile und der Geschmack der Austern.
95
13. Ziel und Leistungen der Austernwirthschaft.
107
Anmerkungen.
127
Karl August Möbius, ökologische Veröffentlichungen.
129
Autorenporträt
Der deutsche Zoologe Karl August Möbius (1825 - 1908) lehrte als Professor in Hamburg, Kiel und Berlin. 1863 richtete er das erste Seewasseraquarium in Hamburg ein. Im Bereich des Museumswesens trennte er, als Direktor des Berliner Zoologischen Museums, die wissenschaftliche Hauptsammlung von der öffentlichen Schausammlung, um das Sammlungsmaterial einem größeren Publikum in angemessener Weise zugänglich zu machen.

In seinem gemeinsam mit A. Meyer herausgegebenen zweibändigen Werk "Die Fauna der Kieler Bucht" "schuf Möbius ... das Programm und die Methodik der modernen Ökologie" (Nordenskiöld, 1967).