Die vorliegende Studie prüft die Auseinandersetzung Theodor Fontanes und Thomas Manns mit den das 19. und 20. Jahrhundert prägenden geschichtsphilosophischen Modellen, die unter dem Begriff "Historismus" zusammengefaßt werden. Die Analysen der Romane Der Stechlin und Doktor Faustus legen dar, wie Fontane und Thomas Mann durch die narrativen Strategien ihrer Romane verabsolutierende Geschichtskonstruktionen ironisch in Frage stellen. Während Fontane im Roman Der Stechlin (in-)direkt das historische Denken von Treitschke, Langbehn und Nietzsche kritisiert, oszilliert Thomas Manns Auseinandersetzung mit den Theorien Oswald Spenglers in dessen Untergang des Abendlandes (1918) zwischen Faszination und Skepsis. In diesem Zusammenhang sind Thomas Manns Studien einschlägiger Schriften Adornos und seine Diskussionen mit ihm für das Verständnis des Romans Doktor Faustus von Bedeutung. Die Untersuchung setzt sich das Ziel, aus dieser Konstellation Zugänge zu einer weiterführenden Interpretation des Romans zu gewinnen.