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In welcher Weise beeinflussen Orte die Werke von Autoren? Wo fanden sie Inspiration? Und was macht den Reiz dieser Dichter-Stätten aus? Diesen Fragen geht Rainer Moritz in 14 unterhaltsamen und detailreichen Essays auf den Grund, in denen er anhand von literarischen Spaziergängen den Zauber der Wirkungsstätten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Ingeborg Bachmann, Marcel Proust, Thomas Mann, Hermann Hesse oder Franz Kafka in ganz Europa nachspürt. Die Reise umfasst dabei deutschsprachige Literaten und Klassiker bis hin zur Gegenwart, aber auch Vertreter aus anderen Ländern Europas.…mehr

Produktbeschreibung
In welcher Weise beeinflussen Orte die Werke von Autoren? Wo fanden sie Inspiration? Und was macht den Reiz dieser Dichter-Stätten aus? Diesen Fragen geht Rainer Moritz in 14 unterhaltsamen und detailreichen Essays auf den Grund, in denen er anhand von literarischen Spaziergängen den Zauber der Wirkungsstätten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Ingeborg Bachmann, Marcel Proust, Thomas Mann, Hermann Hesse oder Franz Kafka in ganz Europa nachspürt. Die Reise umfasst dabei deutschsprachige Literaten und Klassiker bis hin zur Gegenwart, aber auch Vertreter aus anderen Ländern Europas. Zu den besuchten Orten zählen Prag, Lissabon, Lübeck, Paris, Zürich, Kopenhagen und viele mehr. Atmosphärische Fotos zeigen den Charme der literarischen Orte auf und machen Lust, selbst auf den Spuren berühmter Schriftsteller zu wandeln.
Autorenporträt
Rainer Moritz studierte Germanistik, Philosophie und Romanistik. Von 1989 bis 2005 arbeitete er in mehreren großen Verlagen. Seit 2005 leitet er das Literaturhaus Hamburg. Er ist Literaturkritiker, Autor, Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und Vizepräsident der Marcel Proust Gesellschaft in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.09.2019

NEUES REISEBUCH

Für den Tisch Stattliche 25 Meter hoch ragt der alte Hiddenseer Leuchtturm zwischen den Dünen auf, ein Ziegelbau aus dem Jahr 1888, mit verziertem Stahlgeländer. Wie ein großes Ausrufezeichen steht er da, um die Pracht und Poesie der Landschaft noch mal zu betonen. Und dabei war die Ostseeinsel Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als ein Touristenmagnet. Es war lange vor Einführung der Elektrizität, Reisende mussten mit dem Boot übersetzen, Hotels gab es sowieso keine. Aber den Ruf, dass die kleine Schwester Rügens eine regelrechte Künstlerkolonie war, den gab es bereits damals. Thomas Mann war hier und Albert Einstein, die Lyrikerin Else Lasker-Schüler auch. Und begonnen hatte alles mit dem berühmtesten Wahl-Insulaner: Gerhart Hauptmann, der spätere Nobelpreisträger und Verfasser des "Bahnwärter Thiel". Er kam 1885 als junger Mann nach Hiddensee und kam dann immer wieder, oft auch monatelang, bis in die 1940er hinein. Wo er lebte und durch welche Dünen er spazierte, das zeigt nun das Buch "Zum See ging man zu Fuß". Der Publizist Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses, hat darin Spaziergänge, Ferienhäuser und Lieblingsorte der großen deutschen Dichter zusammengetragen. Mit wunderbar zurückhaltenden Fotografien von Anna Aicher, einer jungen Absolventin des Lette-Vereins. So zeigt das Buch nun die Apfelbäume, unter denen Thomas Mann in Lübeck flaniert sein muss, oder Tucholskys Blick auf Schloss Rheinsberg, oder auch das Prag des Franz Kafka - Letzteres wirkt so pompös wie unheimlich. Und der Text dazu erklärt ausführlich, wie unwohl Kafka sich in seiner Stadt gefühlt habe. Wo die Versicherung saß, bei der er tätig war, steht heute ein Hotel, "inspired by Kafka's life", verspricht dort eine Speisekarte. Solche kleinen Beobachtungen machen den Bildband wertvoll - hier ist ein Literaturliebhaber unterwegs gewesen, der es mit seinen Gegenständen wirklich ernst meint. Sowohl mit den Dichtern als auch mit den Reisen zu ihren Wirkstätten oder Ferienorten. Und wenn Kafkas Chronist Max Brod einst berichtet hat, dass er mit dem Meister im "Café Louvre" Essen war, zeigt das Buch auch einen Teller von dort und die schöne, violette Einrichtung. Und einen herrlich gelangweilten Kellner, der sich an ein Fenster lehnt und nach oben ins Ungefähre schaut (oder in die Wolken).

Und wie seltsam schön kann sogar Berlin-Adlershof sein, dieser Ort im Osten der Hauptstadt, der für Anna Seghers (um die geht es hier nämlich) noch ganz ein Vorort war. Die DDR-Kleinbürgerlichkeit, die man hier sieht, hat etwas Beruhigendes, als sei eben auch dies ein wichtiges Stück Geschichte, das in der alten Wohnung der Schriftstellerin konserviert ist. Und vor der Tür eine luftige Birkenallee. Ganz nebenbei sind in diesem Band natürlich auch vierzehn Empfehlungen versteckt, welches Buch man einmal wieder in die Hand nehmen sollte. Wenn es etwa um Fernando Pessoas Lissabon geht, ruft alles danach, noch einmal das "Buch der Unruhe" zu lesen.

Es ist ein Buch über Bücher, man soll sich hier in Literatur verlieren - das einzig Richtige für die Ferien. Neben dem Nichtstun.

tlin

Rainer Moritz: "Zum See ging man zu Fuß. Wo die Dichter wohnen. Spaziergänge von Lübeck bis Zürich". Knesebeck, 240 Seiten, 40 Euro

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