Die in den Kulturwissenschaften unter dem Label spatial turn geführte Diskussion hat verstärkt Fragen über die grundlegende Bedeutung des Räumlichen sowie über die Funktion räumlicher Strukturen für die Konstitution von Sprache und Gesellschaft ausgelöst. Dieser Band dokumentiert die Rezeption interdisziplinärer raumtheoretischer Perspektiven in der Romanistik. Das vorgestellte Panorama sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlicher Untersuchungsfelder umfasst Alte und Neue Romania. Die Beiträge befassen sich mit der literarisch-historiographischen und werbestrategischen Funktionalisierung von Raum, seiner Bedeutung im Übersetzungsprozess, im (Fremd-)Spracherwerb sowie mit der methodischen Umsetzung in der wissenschaftlichen Theoriebildung. Das Erkenntnispotenzial dieses Neuentwurfes von einem dynamischen Raum, der in der Gesellschaft tagtäglich neu ausgehandelt wird und sich nicht mehr als koloniales bzw. nationalstaatliches Container-Raumkonzept begreifen lässt, wird kritischhinterfragt.