Der Einfluss, den der Basler Jurist und Altertumsforscher Johann Jakob Bachofen mit seiner Mutterrechtskonzeption auf den Josephs-Roman ausgeübt hat, kann kaum überschätzt werden. Er ging auf komplexe und weitverzweigte Art vor sich und betraf auch die Essayistik im Umkreis des Romans. An ausführlichen Beispielen führt die Autorin die zwei verschiedenen Ebenen vor, auf denen sich die eigentliche Rezeptionsstrategie Thomas Manns bewegt: zum einen handelt es sich um eine Sachebene, zum anderen um eine Übernahme und spezifische Aneignung von Bachofens Kategorien und seinem System. So zeichnet sich zwischen Thomas Manns Beschreibung der politischen und der eigenen (homo)sexuellen Situation eine Parallele ab, wobei der gemeinsame Nenner in Bachofens Semantik und Kategoriensystem liegt. So gelangt die Autorin schließlich zu einer Interpretation des Joseph-Romans als Anschreiben gegen einen stets latenten Rückfall, der ja nach Bachofen als kulturhistorische Möglichkeit niemals ausgeschlos sen werden kann.