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Paul Wührs Dame Gott ist ein außergewöhnlicher Essay zu den heute nicht mehr allzu oft gemeinsam gedachten Feldern Theologie und Poetik.Mit spielerischem und frechem Schwung fegt der - nur 200 km vom Vatikan entfernt lebende! - bayrische Dichter die 'Schreckensherrschaft' des Herrn, des Dogmas, der Wahrheit und der Richtigkeit hinweg und installiert stattdessen die erotische und nackte Instanz der Dame Gott: 'Mit diesem Vater im Himmel, mit diesem Despoten kann unsereiner nicht leben. Ohne ihn aber auch nicht. Deshalb die Geschlechtsumwandlung: Wir wollen schließlich die Wirklichkeit dieser…mehr

Produktbeschreibung
Paul Wührs Dame Gott ist ein außergewöhnlicher Essay zu den heute nicht mehr allzu oft gemeinsam gedachten Feldern Theologie und Poetik.Mit spielerischem und frechem Schwung fegt der - nur 200 km vom Vatikan entfernt lebende! - bayrische Dichter die 'Schreckensherrschaft' des Herrn, des Dogmas, der Wahrheit und der Richtigkeit hinweg und installiert stattdessen die erotische und nackte Instanz der Dame Gott: 'Mit diesem Vater im Himmel, mit diesem Despoten kann unsereiner nicht leben. Ohne ihn aber auch nicht. Deshalb die Geschlechtsumwandlung: Wir wollen schließlich die Wirklichkeit dieser Welt.' Das hat nur am Rand mit feministischer Theologie zu tun, sehr viel aber mit Poesie: 'Ich sollte bei dem Glauben an die Dame Gott von einer schrägen Religiosität sprechen. Es gibt bei mir eine leichtfertige Theologie, die sowohl karnevalesk ist als auch beinahe wieder ernst.' Die große monotheistische Erzählung mit ihren Zwängen und Vorschriften wird ersetzt durch 'das Falsche, mit der Poesie nahezu deckungsgleich'; denn im Denken der Dame Gott gibt es keine Hierarchien, kein einziges Element steht auch nur eine Stufe über den anderen ('vorausgesetzt, wir sehen alle im Vergnügen kein Mehr oder Weniger, sondern immer alles mit immer demselben Wunsch nach Mehr').Wühr schließt sich an die deutschen Philosophen der Romantik an, vor allem an Schelling, und bekennt sich zu A.N.Whiteheads pragmatischer Metaphysik; als Dichter aber und vehementer Vertreter einer enthierarchisierten Poesie unterstreicht er die Leitsätze der Dame Gott: 'Nichts wird behauptet. Das Richtige schweigt. In seiner Nähe meint das Falsche nur so.'
Autorenporträt
Paul Wühr, geb. 1927 in München, wo er nach Kriegsende als Volksschullehrer arbeitete. Heute lebt er abwechselnd in München und Passignano, Italien. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Bremer Literaturpreis und dem Petrarca Preis ausgezeichnet. Zuletzt widmete ihm das Literaturhaus in München eine eigene Ausstellung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2009

Handkuss für Gott

Paul Wühr hat vor zwei Jahren einen großen Gedichtband mit dem Titel "Dame Gott" veröffentlicht. Nun ist dieser Dame ein schmales Bändchen mit Aufzeichnungen gewidmet. Grundsätzlich geht es darum, sich Gott nicht nur als Frau, sondern eben als Dame vorzustellen und solcherart Religion wie Theologie - mit einem Heideggerianismus gesprochen - zu verwinden. Wie das dann konkret aussieht, lässt sich kaum resümieren, denn die Dame ist Gegenbild zu einer ganzen Reihe von Vorstellungen darüber, was Theologie und Religion ausmachen: ein poetischer Gegenentwurf, versehen mit Anmerkungen zu einer ganzen Reihe von Philosophen und Theologen. Prinzip der Poesie sei es, so hält der Autor fest, sich von der Einbildungkraft zu neuen Erkenntnissen verführen zu lassen, die sie gar nicht zu erobern gedachte. Mit Notaten muss das natürlich nicht unbedingt aufgehen. Wenn man nach wenigen Seiten auf den spielerisch aufgeworfenen Gedanken stößt, dass die göttliche Dame eigentlich wohl eine gute Pragmatikerin mit Wohnsitz an der amerikanischen Ostküste abgeben müsste, spürt man zumindest die Versuchung in sich aufsteigen, sie kurzerhand auch noch zu verwinden. Aber das sagt sich leicht, und außerdem benimmt man sich Damen gegenüber. Selbst wenn Wührs höchste Dame sich durch viel Nachsicht auszeichnet. Sie wird sie wohl gar nicht üben müssen, um dem Autor auch nach diesem Bändchen gewogen zu bleiben. (Paul Wühr: "Zur Dame Gott". Mit einem Nachwort von Franz Josef Czernin. Literaturverlag Droschl, Graz 2009. 113 S., br., 15,- [Euro].) hmay

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