Bei der Frage nach einer kritischen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Normativität bei Hegel sticht ein Übergewicht intersubjektivitätstheoretischer Deutungen ins Auge, denen gegenüber die Beachtung des absoluten Geistes regelrecht mager ausfällt. In dieser Arbeit soll daher die kritische Funktion des absoluten Geistes in Hegels 'Phänomenologie des Geistes' herausgearbeitet werden. Im ersten Teil werden die Normativitätsformen anhand der Analyse des Abschnitts, der sich mit dem Geist befasst, entwickelt. Im zweiten Teil folgt eine detaillierte Rekonstruktion der Gestalten des absoluten Geistes, der Religion sowie des absoluten Wissens. Dabei wird gezeigt, dass der absolute Geist mit seiner Kernbestimmung der Reflexivität ein Medium der Selbstverständigung ist, das die Voraussetzung kritischer Reflexion bildet. Erst mit dem absoluten Geist, so die These, stellt Hegel eine Struktur zur Verfügung, durch die die gesellschaftliche Normativität zum Gegenstand kritischer Reflexion werden kann, was all jenen, die die weitverbreitete Perhorreszierung des Absoluten teilen, entgehen muss.