In diesem Buch werden Arbeiten von zwölf renommierten sozialistischen Theologen aus Europa analysiert, um eine Bilanz ihrer marxismuskritischen Argumente aufzustellen. Die analysierten Texte stammen aus einem Zeitraum von neun Jahrzehnten. Spätestens seit der Oktoberrevolution von 1917 sahen sich sozialistische Theologen verstärkt dazu herausgefordert, Stellung zu beziehen zum orthodoxen Marxismus und zum Kommunismus. Sozialismus ist nicht gleich Kommunismus. Deshalb sind bei Untersuchungen dieser Art differenzierte Positionsbestimmungen zu erwarten. Bei den hier ausgewählten Theologen mit sozialistischer Einstellung war zumindest ein gewisses Wohlwollen oder sogar eine gewisse Zuneigung zu marxistischen und kommunistischen Ansichten anzunehmen. Die Autoren stammen aus verschiedenen Gebieten Europas. Einige dieser Theologen lebten zeitweise im Ostblock. Manche lebten dort als Staatsbürger. Manche mussten dort zeitweise ein Gefangenendasein fristen. Zwischen ihnen gibt es ein beachtliches Beziehungsgefüge. Aus der Untersuchung ergibt sich ein breites Meinungsspektrum. Die insgesamt unausgeglichene Bilanz ist bedingt durch Erfahrungen aus den jeweiligen Lebensgeschichten, spezifischen Landesgeschichten und durch Ereignisse der Weltgeschichte. Berücksichtigt werden auch Erfahrungen im Umgang mit Mitgliedschaften in politischen Parteien und mit religiösen Gruppierungen. Eingewoben in die Studie sind auch Gegenargumente von orthodox-marxistischer Seite. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf ideologiekritischen Anmerkungen zu den Gewährsleuten dieser sozialistischen Theologen. Damit wird gemäß einem alten Rechtssatz auch dem anderen Teil Gehör verschafft. Zugleich ermöglicht dies den Lesenden differenzierte Urteilsbildungen. Insgesamt liegt so eine Sammlung von Argumenten vor, die quasi aus einem virtuellen Dialog zwischen sozialistischen Theologen und orthodoxen Marxisten entstanden ist. Gewiss hat die marxistische Tradition nach dem Kollaps der Ostblockstaaten stark an Bedeutung verloren. Es wird deshalb auch die Frage erörtert, bei welchen negativen Kritikpunkten schon vor 1989 Faktoren für die spätere Niederlage des sozialistischen Staatensystems zu erkennen sind. Trotz allem zeigten diese Theologen Schnittmengen zwischen der christlichen und der marxistischen Tradition auf. Deshalb wird auch der Frage nachgegangen, welche Relevanz der Marxismus und marxismuskritische Argumente dennoch künftig haben werden.