Nach dem Ende der Geschichte ist vor dem Ende der Geschichte: Marx' Frage nach der wirklichen Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt, bleibt auch im biokapitalistischen Empire die wichtigste aller politisch-philosophischen Fragen.Grundmotiven Foucaults und Gramscis folgend, zeigt Thomas Seiberts politische Philosophie, dass diese Bewegung seit dem Mai 68 die Form einer tiefgreifenden Reformation unserer alltäglichen und außeralltäglichen Daseinsweisen annimmt. Weil sich darin Linien einerseits der Sozial-, andererseits der Künstler_innenkritik verweben, folgt Seibert deren Spuren in der modernen Revolutionsgeschichte. Ihr entnimmter die Begriffe, in denen sie ihre »Permanenzerklärung« (Marx) und darum ihre Zukunft problematisiert. Politisch stellt uns das nicht nur vor die Herausforderung einer Aktualisierung der Idee des Sozialismus, sondern auch der kommunistischen Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der wirklichen Bewegung. Deren Zusammenspiel aber hängt an dem Mut, in der Reformation der Sitten zuerst und zuletzt den Begierden der Anarchie zu folgen.Das Buch schließt mit der These, dass es heute keinen privilegierten Widerspruch und keine privilegierten Subjekte der Politisierung mehr gibt. Mit dem Sichbefreien der Freiheit im gemeinsamen Seinlassen der Umwelt kann deshalb überall und von jeder Beliebigen begonnen werden: von Dir und von uns allen, an jeder Station der auf immer widerspenstigen Vermittlung des Individuums, der Gesellschaft und ihres Anderen.
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