Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob bei psychogenen Störungen Geschwistererfahrungen klinische Relevanz haben und ob die erfahrene Geschwisterposition und -konstellation auch im Erwachsenenalter psychodynamisch wirksam ist. Zunächst werden in einem metatheoretischen Vorgehen psychoanalytische Konzepte und Entwicklungstheorien als auch empirische Forschungsergebnisse zur Geschwisterbeziehung vorgestellt. Im Anschluss daran illustrieren acht Einzelfälle psychoanalytischer Behandlungen erwachsener Patienten die beschriebenen pathogenen Geschwistereinflüsse gerade auch hinsichtlich der erfahrenen Geschwisterposition und -konstellation. Eine von der Autorin durchgeführte explorative Pilotstudie verfolgte darüber hinaus das Ziel, persistierende Geschwisterkonflikte einer größeren Patientengruppe in ihren langandauernden Effekten zu explorieren.Fazit der Arbeit ist, dass ungelöste Geschwisterkonflikte lang andauernde Effekte haben können und dass,im Gegensatz zur Birth-Order-Forschung,die Variable der Geschwisterposition unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte als ein intra- und interpsychisches dynamisches Geschehen begriffen werden kann.