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Radikale Vernunftkritik ist der philosophische Gemeinplatz unseres Jahrhunderts, der auch hundert Jahre nach Nietzsches Verstummen immer erneut mit Originalitätsanspruch und in schockierender Absicht vorgetragen wird. Hier geht es nicht mehr um einzelne Schwächen, Selbstmißverständnisse oder Kompetenzüberschreitungen der Vernunft wie in der Tradition philosophischer Aufklärung seit den Sophisten - Vernunft als ganze steht unter Anklage. Dem entspricht die Krise des animal rationale. Das »Vernunftwesen ist ins Gerede gekommen; mit ihm mag sich fast niemand mehr identifizieren, denn 'Vernunft'…mehr

Produktbeschreibung
Radikale Vernunftkritik ist der philosophische Gemeinplatz unseres Jahrhunderts, der auch hundert Jahre nach Nietzsches Verstummen immer erneut mit Originalitätsanspruch und in schockierender Absicht vorgetragen wird. Hier geht es nicht mehr um einzelne Schwächen, Selbstmißverständnisse oder Kompetenzüberschreitungen der Vernunft wie in der Tradition philosophischer Aufklärung seit den Sophisten - Vernunft als ganze steht unter Anklage. Dem entspricht die Krise des animal rationale. Das »Vernunftwesen ist ins Gerede gekommen; mit ihm mag sich fast niemand mehr identifizieren, denn 'Vernunft' als einstiger Ehrentitel des Menschen scheint heute verkehrt zu sein in das Merkzeichen seiner globalen Schuld und Verblendung. Es ist das gemeinsame Motiv der hier versammelten, ziemlich unterschiedlichen Texte, dem entgegenzutreten und die Vernunftkritik kritisch in vernünftige Schranken zu weisen, denn für das Lebewesen 'Mensch' gibt es zur vernünftigen Vernunft keine lebbare Alternative. Möglich wird dies freilich erst durch eine Theorie der Rationalität, die die traditionelle Philosophie der Vernunft in aktuellen Kontexten kritisch reformuliert und ihre unverzichtbaren Motive auch in praktischer Hinsicht wieder zur Geltung bringt; dazu soll dieser Band beitragen.
Autorenporträt
Herbert Schnädelbach, geboren am 6. August 1936 in Altenburg, war ein deutscher Philosoph und lehrte als Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und Berlin. Von 1988 bis 1990 war er Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. Im Jahr 2012 erhielt er den Tractatus-Preis. Schnädelbach verstarb am 9. November 2024 in Hamburg.