?Ohne seine Gitarre wäre Dills Leben wirklich trostlos: Sein Vater ist im Gefängnis, seine Mutter unglücklich, und nach der Schule soll er im örtlichen Supermarkt arbeiten, um die Schulden abzubezahlen. Aber Dill sehnt sich nach einem anderen Leben, irgendwo da draußen. Seine Träume teilt er mit seinen beiden besten Freunden: Lydia, selbstbewusst und mit dem festen Plan, als Modebloggerin nach New York zu gehen, und Travis, der halb in seiner geliebten Fantasy-Serie lebt. Zusammen, glauben sie, können sie alles schaffen ...?
buecher-magazin.deDill, Lydia und Travis sind Freunde, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Dill ist in sich gekehrt und ein begnadeter Musiker. Sein Vater, ein evangelikaler Prediger, sitzt wegen des Besitzes pädophilen Materials im Gefängnis. Travis, ein großer, stets schwarz gekleideter Junge mit einem gewalttätigen Vater, flüchtet sich in Fantasy-Sagas und Lydia, ein begabtes Energiebündel, schreibt einen erfolgreichen Modeblog. Die drei eint die Sehnsucht nach einem Leben jenseits der tristen US-amerikanischen Provinz. Das Ende des letzten Schuljahres naht, als ein tragischer Vorfall die Dinge in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Leider vertraut der Autor seinen Figuren nicht, und vergibt durch Übertreibung die Chance einer einfühlsamen Story. Als fürchte er, dass seine Botschaft sonst nicht beim Leser ankommt, ist Dills Zuhause nicht nur arm, es hängen sogar die Türen schief in den Angeln. Lydia ist mit ihrem Blog so erfolgreich, dass die Chefredakteurin der "Vogue" auf sie aufmerksam wird, und als sie ein paar von Dills Songs ins Netz stellt, hat er nach kürzester Zeit 1,9 Millionen Follower. Schade, da der Roman sprachlich durchaus mit anderen guten Jugendromanen mithalten kann.
© BÜCHERmagazin, Syme Siegmund
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Judith Scholter lernt aus Jeff Zentners Jugendgeschichte um drei unterschiedliche Figuren, dass die Frage "Wer bin ich?" viele Antworten haben kann und die eigene Herkunft zwar das Leben lenken kann, aber nicht unbedingt bestimmen muss. Starkes Thema, schwierige Umsetzung, weiß Scholter. Doch wie der Autor seine drei Freunde in der kleinen amerikanischen Provinz vom großen Leben träumen lässt, wie er Beklemmung erzeugt, aber auch Hoffnung, das hat der Rezensentin gut gefallen. An Klischees vorbeischrammend schafft es der Autor, ein realistisches Bild vom Jungsein im amerikanischen Süden zu zeichnen, ohne das Thema aus dem Blick zu verlieren, lobt Scholter.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wer bei der Lektüre nicht irgendwann heult, der muss aus Stein sein.", Süddeutsche Zeitung, Antje Weber, 28.09.2018