Wenn man Lohn als Tausch für das Produkt aus Arbeitszeit und Arbeitskraft ansieht, dann kann etwas mit den Managergehältern nicht stimmen - oder die Gleichung stimmt nur für niedrige Löhne. Wenn aber Lohn, Gehalt und Prämien nicht alles sind - was dann? Könnte es sein, daß Anerkennung, Selbstwert und Selbstachtung wichtiger sind? Man könnte auch einmal durchspielen, wie Belohnungen in unserer Gesellschaft aussehen, wenn man den Kompensationsgedanken aufgäbe. Die Einsicht, nicht immer erobern zu wollen, sondern zu kooperieren, wird durch Erkenntnisse aus zwei ziemlich unterschiedlichen Bereichen unterstützt: Sowohl die mathematische Spieltheorie als auch die politische Philosophie haben gezeigt, daß Kooperieren sich auf längere Sicht immer lohnt. Dazu müssen wir jedoch nicht nur die Zeithorizonte unserer Belohnungssysteme verlängern, sondern auch die Abhängigkeit ganz unterschiedlicher Subsysteme voneinander reduzieren. Wenn Politik die Wissenschaft zu usurpieren versucht, diese ihre zum Teil dann falsch verstandenen Maßstäbe in die Medien transportiert, Bildung ökonomisiert und die Wirtschaft von technischer Entwicklung und die Technik von einer finanziellen Investition abhängig wird, dann läuft etwas falsch. Individuum und Menschenbild, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft sind in neuer Weise aufeinander zu beziehen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2010Zur Belohnung
Ist dies das Buch zur Zeit? Es hätte gute Chancen, denn einerseits geht es um die Frage, wie uns pekuniäre Anreize beeinflussen und - wichtiger noch - fehlprägen, andererseits erscheint das Bändchen ja in der "edition unseld", die vor zwei Jahren explizit ins Leben gerufen wurde, um Suhrkamp auch wieder an die Spitze der gesellschaftlichen Debatten zu bringen. Das wird allerdings mit diesem Buch schwierig, denn Klaus Kornwachs, der in Cottbus und Ulm Technikphilosophie lehrt, vertritt zwar die starke These, dass Geld in der ökonomischen Theorie überschätzt sei, weil es als Tauschäquivalent angesehen werde, in Wirklichkeit aber nur Erwartungen symbolisiere. Doch erst einmal ist dieser Einwand nicht neu, und dann hat er ursächlich mit der Frage, ob Geld ein geeigneter Anreiz ist, wenig zu tun. Auch die Schönheit einer Theorie ist, wie Kornwachs ausführt, für viele Wissenschaftler ein großer Anreiz ihrer Arbeit. Sie hat aber gleichfalls keinen Tauschwert. Interessant ist das Buch immer dann, wenn es Modelle und Überlegungen dazu referiert, was Menschen bewegt. Da lernt man bei Kornwachs schnell: Die stärkste Belohnung ist nicht Koks, Kies, Keschkesch, Geld eben, sondern Anerkennung. (Klaus Kornwachs: "Zuviel des Guten". Von Boni und falschen Belohnungssystemen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 219 S., br., 10,- [Euro].)
apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ist dies das Buch zur Zeit? Es hätte gute Chancen, denn einerseits geht es um die Frage, wie uns pekuniäre Anreize beeinflussen und - wichtiger noch - fehlprägen, andererseits erscheint das Bändchen ja in der "edition unseld", die vor zwei Jahren explizit ins Leben gerufen wurde, um Suhrkamp auch wieder an die Spitze der gesellschaftlichen Debatten zu bringen. Das wird allerdings mit diesem Buch schwierig, denn Klaus Kornwachs, der in Cottbus und Ulm Technikphilosophie lehrt, vertritt zwar die starke These, dass Geld in der ökonomischen Theorie überschätzt sei, weil es als Tauschäquivalent angesehen werde, in Wirklichkeit aber nur Erwartungen symbolisiere. Doch erst einmal ist dieser Einwand nicht neu, und dann hat er ursächlich mit der Frage, ob Geld ein geeigneter Anreiz ist, wenig zu tun. Auch die Schönheit einer Theorie ist, wie Kornwachs ausführt, für viele Wissenschaftler ein großer Anreiz ihrer Arbeit. Sie hat aber gleichfalls keinen Tauschwert. Interessant ist das Buch immer dann, wenn es Modelle und Überlegungen dazu referiert, was Menschen bewegt. Da lernt man bei Kornwachs schnell: Die stärkste Belohnung ist nicht Koks, Kies, Keschkesch, Geld eben, sondern Anerkennung. (Klaus Kornwachs: "Zuviel des Guten". Von Boni und falschen Belohnungssystemen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 219 S., br., 10,- [Euro].)
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