Wieder Ich sein: Die Kontrolle zurückerlangen
Viele Fragen haben Sie aus Scham oder Peinlichkeit vielleicht nie offen gestellt. Die Autorin gibt Ihnen Antwort. So verstehen Sie, wie der Zwang entsteht, womit Sie ihn am Leben halten und mit welchen Strategien sie ihn in den Griff kriegen. Bewährte Übungen aus der Verhaltenstherapie unterstützen Sie dabei.
Wie Angehörige gezielt unterstützen
Als Partner und Angehörige sind Sie wichtige Wegbegleiter, fühlen sich aber oft zerrissen zwischen Hilfestellung und Überforderung. Das Buch zeigt Ihnen die Regeln im Kampf gegen den Zwang und wie Sie sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Das Ziel lohnt sich: ein genussvolles und zwangarmes Leben.
"Ein wichtiges Buch für Betroffene und ihre Angehörigen. Es macht Mut, zeigt Strategien auf und gibt wertvolle Tipps, wie Betroffene und Angehörige sich gegen den Zwang stellen und ihren persönlichen gesunden Freiraum wieder zurückerobern können." Antonia Peters, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
Empfohlen von der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
PD Dr. med. Katarina Stengler ist Fachärztin für Psychiatrie. Sie ist Leiterin der Psychiatrischen Ambulanz im Psychiatrischen Uniklinikum Leipzig und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen e.V.
Viele Fragen haben Sie aus Scham oder Peinlichkeit vielleicht nie offen gestellt. Die Autorin gibt Ihnen Antwort. So verstehen Sie, wie der Zwang entsteht, womit Sie ihn am Leben halten und mit welchen Strategien sie ihn in den Griff kriegen. Bewährte Übungen aus der Verhaltenstherapie unterstützen Sie dabei.
Wie Angehörige gezielt unterstützen
Als Partner und Angehörige sind Sie wichtige Wegbegleiter, fühlen sich aber oft zerrissen zwischen Hilfestellung und Überforderung. Das Buch zeigt Ihnen die Regeln im Kampf gegen den Zwang und wie Sie sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Das Ziel lohnt sich: ein genussvolles und zwangarmes Leben.
"Ein wichtiges Buch für Betroffene und ihre Angehörigen. Es macht Mut, zeigt Strategien auf und gibt wertvolle Tipps, wie Betroffene und Angehörige sich gegen den Zwang stellen und ihren persönlichen gesunden Freiraum wieder zurückerobern können." Antonia Peters, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
Empfohlen von der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
PD Dr. med. Katarina Stengler ist Fachärztin für Psychiatrie. Sie ist Leiterin der Psychiatrischen Ambulanz im Psychiatrischen Uniklinikum Leipzig und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen e.V.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2008Konfrontiert euch mit dem Dämon!
Was tun, wenn man sich immer wieder zu bestimmten Gedanken und Handlungen genötigt sieht? Zwei Bücher über Zwangsstörungen.
Wenn sich nach den ersten hundert Autobahnkilometern in Richtung Urlaubsziel die bohrende Frage einstellt, ob die Kaffeemaschine denn auch wirklich ausgeschaltet ist, kann man sich beim besten Willen nicht erinnern, den entscheidenden Knopf gedrückt zu haben. Glücklicherweise verschwindet der Gedanke bald von selbst, und die Kaffeemaschine war natürlich ausgeschaltet wie jeden Morgen. Wenn solche Gedanken aber nicht mehr verschwinden, sondern das Leben dominieren, indem sie Betroffene dazu bringen, immer wieder zu kontrollieren, ob die Tür verschlossen ist, die Hände sauber sind oder die Kleidung im Schrank richtig geordnet ist, ist aus Sorgfalt eine Zwangserkrankung geworden.
Und obwohl inzwischen auch die Filmindustrie die Zwangserkrankung als Thema entdeckt hat, vergehen immer noch zehn bis fünfzehn Jahre, bevor ein Erkrankter ärztliche Hilfe sucht, schreibt die Psychiaterin Katarina Stengler in ihrem Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Das liegt zum Teil daran, dass Menschen ihre Zwänge nicht als Krankheit wahrnehmen (schließlich hat doch jeder so seine Macken) oder dass es ihnen zu peinlich ist, darüber zu sprechen. Stengler beschreibt in kurzen, einfühlsamen und verständlichen Texten, was Betroffene und Angehörige über Zwangserkrankungen wissen sollten, illustriert mit kurzen eindrücklichen Einzelschicksalen. Sie machen deutlich, dass es mit dem übergründlichen Händewaschen nicht getan ist, sondern der Zwang Stück für Stück das Leben der Betroffenen überwältigt und auch vor dem der Angehörigen nicht haltmacht.
Stengler wartet mit aussagekräftigen und teilweise bestürzenden Beispielen auf: Da ist die Studentin, die ihr Studium abbricht, weil sie ständig darüber nachdenken muss, ob sie die letzte Seminararbeit ordentlich abgegeben hat, und sich auf keine Vorlesung mehr konzentrieren kann. Da ist der Sohn, der Eltern und Freundin rund um die Uhr einspannt, ihn zu begleiten, weil er unter der Vorstellung leidet, einem Fremden etwas antun zu müssen. Und da ist die Tochter, die nie eine Freundin mit nach Hause bringen kann, weil ihr die Reinigungs- und Umkleiderituale, die die Mutter verlangt, peinlich sind.
Der Übergang in den Zwang ist fließend, und je länger man sich mit dem Zwang einrichtet, desto schwerer ist es, ihm zu entkommen, meint Stengler und widmet ein ausführliches Kapitel bewährten Übungen aus der Verhaltenstherapie, mit denen Betroffene selbst üben können, ihre Zwänge zurückzudrängen.
Die drei Autoren des anderen Buchs - David Althaus, Nico Niedermeier und Svenja Niescken, ein Psychologe, ein Mediziner und eine Journalistin - stehen der Selbsttherapie hingegen eher skeptisch gegenüber und sehen sie nur als Ergänzung anderer therapeutischer Maßnahmen. Sie haben zudem gefunden, dass die Dauer der Erkrankung kein Indikator für ein schlechtes Therapieergebnis ist, denn wer sich nach langer Krankheit zu einer Behandlung entschließt, ist oft besonders motiviert. In ihrem ausführlicheren, aber ebenso gut verständlichen Buch diskutieren sie verschiedene Erklärungsmodelle für die Zwangserkrankung einschließlich ihrer physiologischen und auch genetischen Faktoren und erläutern die Chancen und Risiken von Verhaltenstherapien und medikamentöser Behandlung.
Bei der Therapie, so betonen die Autoren beider Werke, geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden, weder die überbesorgten Eltern noch den Patienten, der sich einfach nicht zusammennehmen kann. Eine gute Therapie ist für den Patienten vor allem nachvollziehbar. Althaus, Niedermeier und Niescken schildern, wie das Gespräch mit dem Therapeuten und das gefürchtete "Reizkonfrontationstraining" aussehen können. Sie verhehlen nicht, dass nicht alle Therapeuten Interesse daran haben, mit den Patienten Busfahren oder das Berühren von Türklinken zu üben, und geben Tipps, wie man einen guten Therapeuten findet.
Auch Medikamente haben heute ihren festen Platz in der Therapie von Zwangsstörungen. Bis zu 70 Prozent der Patienten profitieren von Antidepressiva. Doch gibt es Vorbehalte: Ärzte schrecken davor zurück, die Medikamente hoch genug zu dosieren, Patienten fürchten eine Veränderung ihrer Persönlichkeit. Zudem wirken die Medikamente erst nach Wochen, und die Rückfallquote nach dem Absetzen ist hoch. Pharmakotherapie muss deshalb, so legen die Autoren dar, durch Verhaltenstherapie ergänzt werden.
Die Bücher, beide empfohlen von der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen, wollen Mut machen, die verhängnisvollste aller Strategien zu verlassen: dem Zwang möglichst genau zu Willen zu sein. Denn ähnlich wie eine Droge beruhigt das nur für kurze Zeit. Nicht umsonst wird Kindern die Erkrankung mit Hilfe des bösen Zwangsmonsters erklärt, das sich im Kinderzimmer breitgemacht habe und nun durch Zwangshandlungen gefüttert werden will, um noch größer und stärker zu werden. Die Zwangserkrankung, so die Botschaft beider Bücher, ist eine behandelbare Krankheit, man kann etwas dagegen tun.
MANUELA LENZEN
David Althaus, Nico Niedermeier, Svenja Niescken: "Zwangsstörungen". Wenn die Sucht nach Sicherheit zur Krankheit wird. Verlag C. H. Beck, München 2008. 247 S., 10 Abb., br., 19,90 [Euro].
Katarina Stengler: "Zwänge verstehen und hinter sich lassen". Was Betroffene und Angehörige selbst tun können. Trias Verlag, Stuttgart 2008.
150 S., Abb., br., 17,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was tun, wenn man sich immer wieder zu bestimmten Gedanken und Handlungen genötigt sieht? Zwei Bücher über Zwangsstörungen.
Wenn sich nach den ersten hundert Autobahnkilometern in Richtung Urlaubsziel die bohrende Frage einstellt, ob die Kaffeemaschine denn auch wirklich ausgeschaltet ist, kann man sich beim besten Willen nicht erinnern, den entscheidenden Knopf gedrückt zu haben. Glücklicherweise verschwindet der Gedanke bald von selbst, und die Kaffeemaschine war natürlich ausgeschaltet wie jeden Morgen. Wenn solche Gedanken aber nicht mehr verschwinden, sondern das Leben dominieren, indem sie Betroffene dazu bringen, immer wieder zu kontrollieren, ob die Tür verschlossen ist, die Hände sauber sind oder die Kleidung im Schrank richtig geordnet ist, ist aus Sorgfalt eine Zwangserkrankung geworden.
Und obwohl inzwischen auch die Filmindustrie die Zwangserkrankung als Thema entdeckt hat, vergehen immer noch zehn bis fünfzehn Jahre, bevor ein Erkrankter ärztliche Hilfe sucht, schreibt die Psychiaterin Katarina Stengler in ihrem Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Das liegt zum Teil daran, dass Menschen ihre Zwänge nicht als Krankheit wahrnehmen (schließlich hat doch jeder so seine Macken) oder dass es ihnen zu peinlich ist, darüber zu sprechen. Stengler beschreibt in kurzen, einfühlsamen und verständlichen Texten, was Betroffene und Angehörige über Zwangserkrankungen wissen sollten, illustriert mit kurzen eindrücklichen Einzelschicksalen. Sie machen deutlich, dass es mit dem übergründlichen Händewaschen nicht getan ist, sondern der Zwang Stück für Stück das Leben der Betroffenen überwältigt und auch vor dem der Angehörigen nicht haltmacht.
Stengler wartet mit aussagekräftigen und teilweise bestürzenden Beispielen auf: Da ist die Studentin, die ihr Studium abbricht, weil sie ständig darüber nachdenken muss, ob sie die letzte Seminararbeit ordentlich abgegeben hat, und sich auf keine Vorlesung mehr konzentrieren kann. Da ist der Sohn, der Eltern und Freundin rund um die Uhr einspannt, ihn zu begleiten, weil er unter der Vorstellung leidet, einem Fremden etwas antun zu müssen. Und da ist die Tochter, die nie eine Freundin mit nach Hause bringen kann, weil ihr die Reinigungs- und Umkleiderituale, die die Mutter verlangt, peinlich sind.
Der Übergang in den Zwang ist fließend, und je länger man sich mit dem Zwang einrichtet, desto schwerer ist es, ihm zu entkommen, meint Stengler und widmet ein ausführliches Kapitel bewährten Übungen aus der Verhaltenstherapie, mit denen Betroffene selbst üben können, ihre Zwänge zurückzudrängen.
Die drei Autoren des anderen Buchs - David Althaus, Nico Niedermeier und Svenja Niescken, ein Psychologe, ein Mediziner und eine Journalistin - stehen der Selbsttherapie hingegen eher skeptisch gegenüber und sehen sie nur als Ergänzung anderer therapeutischer Maßnahmen. Sie haben zudem gefunden, dass die Dauer der Erkrankung kein Indikator für ein schlechtes Therapieergebnis ist, denn wer sich nach langer Krankheit zu einer Behandlung entschließt, ist oft besonders motiviert. In ihrem ausführlicheren, aber ebenso gut verständlichen Buch diskutieren sie verschiedene Erklärungsmodelle für die Zwangserkrankung einschließlich ihrer physiologischen und auch genetischen Faktoren und erläutern die Chancen und Risiken von Verhaltenstherapien und medikamentöser Behandlung.
Bei der Therapie, so betonen die Autoren beider Werke, geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden, weder die überbesorgten Eltern noch den Patienten, der sich einfach nicht zusammennehmen kann. Eine gute Therapie ist für den Patienten vor allem nachvollziehbar. Althaus, Niedermeier und Niescken schildern, wie das Gespräch mit dem Therapeuten und das gefürchtete "Reizkonfrontationstraining" aussehen können. Sie verhehlen nicht, dass nicht alle Therapeuten Interesse daran haben, mit den Patienten Busfahren oder das Berühren von Türklinken zu üben, und geben Tipps, wie man einen guten Therapeuten findet.
Auch Medikamente haben heute ihren festen Platz in der Therapie von Zwangsstörungen. Bis zu 70 Prozent der Patienten profitieren von Antidepressiva. Doch gibt es Vorbehalte: Ärzte schrecken davor zurück, die Medikamente hoch genug zu dosieren, Patienten fürchten eine Veränderung ihrer Persönlichkeit. Zudem wirken die Medikamente erst nach Wochen, und die Rückfallquote nach dem Absetzen ist hoch. Pharmakotherapie muss deshalb, so legen die Autoren dar, durch Verhaltenstherapie ergänzt werden.
Die Bücher, beide empfohlen von der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen, wollen Mut machen, die verhängnisvollste aller Strategien zu verlassen: dem Zwang möglichst genau zu Willen zu sein. Denn ähnlich wie eine Droge beruhigt das nur für kurze Zeit. Nicht umsonst wird Kindern die Erkrankung mit Hilfe des bösen Zwangsmonsters erklärt, das sich im Kinderzimmer breitgemacht habe und nun durch Zwangshandlungen gefüttert werden will, um noch größer und stärker zu werden. Die Zwangserkrankung, so die Botschaft beider Bücher, ist eine behandelbare Krankheit, man kann etwas dagegen tun.
MANUELA LENZEN
David Althaus, Nico Niedermeier, Svenja Niescken: "Zwangsstörungen". Wenn die Sucht nach Sicherheit zur Krankheit wird. Verlag C. H. Beck, München 2008. 247 S., 10 Abb., br., 19,90 [Euro].
Katarina Stengler: "Zwänge verstehen und hinter sich lassen". Was Betroffene und Angehörige selbst tun können. Trias Verlag, Stuttgart 2008.
150 S., Abb., br., 17,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Das Buch versteht die Rezensentin als Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Positiv aufgefallen ist Manuela Lenzen die Einfühlsamkeit, mit der Katarina Stengler Wissenswertes zum Thema Zwangserkrankungen vermittelt. Besonders haben Lenzen die Fallbeispiele beeindruckt: Aussagekräftig und bestürzend zugleich, findet sie. Wie fließend die Erkrankung entsteht, wie sie auch die Umgebung des Betroffenen beeinflusst und welche Möglichkeiten die Verhaltenstherapie dem Patienten bietet, den Zwangshandlungen zu entkommen, darüber konnte Lenzen hier einiges erfahren. Wie die Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen möchte auch Lenzen diese Lektüre empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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