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Verfaßt von einem Psychologen, einem Facharzt und einer Journalistin erläutert das Buch den aktuellen Forschungsstand und die erfolgreichsten Therapieansätze. Es vermittelt Betroffenen und deren Angehörigen, aber auch Medizinern und Psychologen das nötige Hintergrundwissen, um sich mit der Krankheit aktiv auseinanderzusetzen. Etwa 1,5 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter den Symptomen einer Zwangsstörung. Täglich brauchen sie Stunden zur Ausübung ihrer aufwendigen Rituale. Bei der verzweifelten Suche nach Sicherheit ist für viele der Zwang zum gehaßten, aber scheinbar…mehr

Produktbeschreibung
Verfaßt von einem Psychologen, einem Facharzt und einer Journalistin erläutert das Buch den aktuellen Forschungsstand und die erfolgreichsten Therapieansätze. Es vermittelt Betroffenen und deren Angehörigen, aber auch Medizinern und Psychologen das nötige Hintergrundwissen, um sich mit der Krankheit aktiv auseinanderzusetzen. Etwa 1,5 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter den Symptomen einer Zwangsstörung. Täglich brauchen sie Stunden zur Ausübung ihrer aufwendigen Rituale. Bei der verzweifelten Suche nach Sicherheit ist für viele der Zwang zum gehaßten, aber scheinbar unverzichtbaren Begleiter geworden. Über die Jahre durchdringt die Krankheit alle Lebensbereiche. Sie beeinträchtigt dabei nicht nur das eigene Leben, sondern auch das der Angehörigen in teilweise unvorstellbarem Ausmaß. Dennoch scheuen viele Betroffene den Gang zum Arzt - nicht nur aus Scham, sondern auch weil sie sich ein Leben ohne Zwang einfach nicht vorstellen können. Die Autoren zeigen, daß hinter jeder Bewältigung einer Zwangsstörung ein individuell gestalteter Therapieprozeß liegt. Auch wenn viele standardisierte Vorgehensweisen vorliegen und einige Medikamente Besserung versprechen, so muß doch die richtige Therapie mit jedem einzelnen Betroffenen immer wieder neu gefunden werden. Die anschauliche Schilderung individueller Bewältigungswege macht Betroffenen Mut, sich auf die Suche nach Wegen aus der Zwangserkrankung zu begeben, statt weiterhin im vertrauten, aber starren System ihres Zwangs zu verharren.
Autorenporträt
Svenja Niescken ist Journalistin und Psychologin und beschäftigt sich mit den psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters. Ihr Fokus liegt auf der allgemeinverständlichen Aufbereitung komplexer wissenschaftlicher Zusammenhänge.

Dr. David Althaus ist Diplom-Psychologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Mitbegründer der Organisation "Bündnis gegen Depression".

Svenja Niescken ist Journalistin und Psychologin und beschäftigt sich mit den psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters. Ihr Fokus liegt auf der allgemeinverständlichen Aufbereitung komplexer wissenschaftlicher Zusammenhänge.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2008

Konfrontiert euch mit dem Dämon!

Was tun, wenn man sich immer wieder zu bestimmten Gedanken und Handlungen genötigt sieht? Zwei Bücher über Zwangsstörungen.

Wenn sich nach den ersten hundert Autobahnkilometern in Richtung Urlaubsziel die bohrende Frage einstellt, ob die Kaffeemaschine denn auch wirklich ausgeschaltet ist, kann man sich beim besten Willen nicht erinnern, den entscheidenden Knopf gedrückt zu haben. Glücklicherweise verschwindet der Gedanke bald von selbst, und die Kaffeemaschine war natürlich ausgeschaltet wie jeden Morgen. Wenn solche Gedanken aber nicht mehr verschwinden, sondern das Leben dominieren, indem sie Betroffene dazu bringen, immer wieder zu kontrollieren, ob die Tür verschlossen ist, die Hände sauber sind oder die Kleidung im Schrank richtig geordnet ist, ist aus Sorgfalt eine Zwangserkrankung geworden.

Und obwohl inzwischen auch die Filmindustrie die Zwangserkrankung als Thema entdeckt hat, vergehen immer noch zehn bis fünfzehn Jahre, bevor ein Erkrankter ärztliche Hilfe sucht, schreibt die Psychiaterin Katarina Stengler in ihrem Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Das liegt zum Teil daran, dass Menschen ihre Zwänge nicht als Krankheit wahrnehmen (schließlich hat doch jeder so seine Macken) oder dass es ihnen zu peinlich ist, darüber zu sprechen. Stengler beschreibt in kurzen, einfühlsamen und verständlichen Texten, was Betroffene und Angehörige über Zwangserkrankungen wissen sollten, illustriert mit kurzen eindrücklichen Einzelschicksalen. Sie machen deutlich, dass es mit dem übergründlichen Händewaschen nicht getan ist, sondern der Zwang Stück für Stück das Leben der Betroffenen überwältigt und auch vor dem der Angehörigen nicht haltmacht.

Stengler wartet mit aussagekräftigen und teilweise bestürzenden Beispielen auf: Da ist die Studentin, die ihr Studium abbricht, weil sie ständig darüber nachdenken muss, ob sie die letzte Seminararbeit ordentlich abgegeben hat, und sich auf keine Vorlesung mehr konzentrieren kann. Da ist der Sohn, der Eltern und Freundin rund um die Uhr einspannt, ihn zu begleiten, weil er unter der Vorstellung leidet, einem Fremden etwas antun zu müssen. Und da ist die Tochter, die nie eine Freundin mit nach Hause bringen kann, weil ihr die Reinigungs- und Umkleiderituale, die die Mutter verlangt, peinlich sind.

Der Übergang in den Zwang ist fließend, und je länger man sich mit dem Zwang einrichtet, desto schwerer ist es, ihm zu entkommen, meint Stengler und widmet ein ausführliches Kapitel bewährten Übungen aus der Verhaltenstherapie, mit denen Betroffene selbst üben können, ihre Zwänge zurückzudrängen.

Die drei Autoren des anderen Buchs - David Althaus, Nico Niedermeier und Svenja Niescken, ein Psychologe, ein Mediziner und eine Journalistin - stehen der Selbsttherapie hingegen eher skeptisch gegenüber und sehen sie nur als Ergänzung anderer therapeutischer Maßnahmen. Sie haben zudem gefunden, dass die Dauer der Erkrankung kein Indikator für ein schlechtes Therapieergebnis ist, denn wer sich nach langer Krankheit zu einer Behandlung entschließt, ist oft besonders motiviert. In ihrem ausführlicheren, aber ebenso gut verständlichen Buch diskutieren sie verschiedene Erklärungsmodelle für die Zwangserkrankung einschließlich ihrer physiologischen und auch genetischen Faktoren und erläutern die Chancen und Risiken von Verhaltenstherapien und medikamentöser Behandlung.

Bei der Therapie, so betonen die Autoren beider Werke, geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden, weder die überbesorgten Eltern noch den Patienten, der sich einfach nicht zusammennehmen kann. Eine gute Therapie ist für den Patienten vor allem nachvollziehbar. Althaus, Niedermeier und Niescken schildern, wie das Gespräch mit dem Therapeuten und das gefürchtete "Reizkonfrontationstraining" aussehen können. Sie verhehlen nicht, dass nicht alle Therapeuten Interesse daran haben, mit den Patienten Busfahren oder das Berühren von Türklinken zu üben, und geben Tipps, wie man einen guten Therapeuten findet.

Auch Medikamente haben heute ihren festen Platz in der Therapie von Zwangsstörungen. Bis zu 70 Prozent der Patienten profitieren von Antidepressiva. Doch gibt es Vorbehalte: Ärzte schrecken davor zurück, die Medikamente hoch genug zu dosieren, Patienten fürchten eine Veränderung ihrer Persönlichkeit. Zudem wirken die Medikamente erst nach Wochen, und die Rückfallquote nach dem Absetzen ist hoch. Pharmakotherapie muss deshalb, so legen die Autoren dar, durch Verhaltenstherapie ergänzt werden.

Die Bücher, beide empfohlen von der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen, wollen Mut machen, die verhängnisvollste aller Strategien zu verlassen: dem Zwang möglichst genau zu Willen zu sein. Denn ähnlich wie eine Droge beruhigt das nur für kurze Zeit. Nicht umsonst wird Kindern die Erkrankung mit Hilfe des bösen Zwangsmonsters erklärt, das sich im Kinderzimmer breitgemacht habe und nun durch Zwangshandlungen gefüttert werden will, um noch größer und stärker zu werden. Die Zwangserkrankung, so die Botschaft beider Bücher, ist eine behandelbare Krankheit, man kann etwas dagegen tun.

MANUELA LENZEN

David Althaus, Nico Niedermeier, Svenja Niescken: "Zwangsstörungen". Wenn die Sucht nach Sicherheit zur Krankheit wird. Verlag C. H. Beck, München 2008. 247 S., 10 Abb., br., 19,90 [Euro].

Katarina Stengler: "Zwänge verstehen und hinter sich lassen". Was Betroffene und Angehörige selbst tun können. Trias Verlag, Stuttgart 2008.

150 S., Abb., br., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Manuela Lenzen lobt die Ausführlichkeit und Verständlichkeit dieses von der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen empfohlenen Buchs, in dem die drei Autoren Erklärungsmodelle für die Zwangserkrankung diskutieren. Sowohl die physiologischen wie die genetischen Faktoren, meint Lenzen, fänden hier Berücksichtigung. Für besonders mutmachend hält sie, dass die Autoren nicht nur die Risiken von Verhaltens- und Medikamententherapien, sondern ebenso die Möglichkeiten erörtern, durch geschickte Kombination beider Behandlungsmethoden Erfolge zu erzielen und der Herrschaft des Zwangs zu entkommen.

© Perlentaucher Medien GmbH