Mit seinem Buch Zwei Brüder erhielt der Autor Mahir Guven neben etlichen anderen, die wichtigste literarische Ehrung Frankreichs. Es ist der Prix Goncourt de premier roman, also die Anerkennung für ein sehr gelungenes Erstlingswerk.
Das Original trägt den Titel Grand Frére. Zwei Brüder kommen
hier zu Wort und das abwechselnd. Die einzelnen Abschnitte sind jeweils mit Überschriften versehen,…mehrMit seinem Buch Zwei Brüder erhielt der Autor Mahir Guven neben etlichen anderen, die wichtigste literarische Ehrung Frankreichs. Es ist der Prix Goncourt de premier roman, also die Anerkennung für ein sehr gelungenes Erstlingswerk.
Das Original trägt den Titel Grand Frére. Zwei Brüder kommen hier zu Wort und das abwechselnd. Die einzelnen Abschnitte sind jeweils mit Überschriften versehen, sodass der Leser direkt erkennt, wer momentan zu Wort kommt. Der große Bruder Azad ist Taxifahrer in Paris. Er brach kurz vor dem Abitur die Schule ab und fährt wie der Vater von beiden, Menschen von A nach B. Der kleine Bruder, Hakim, verschwand vor drei Jahren spurlos. Ohne ein Wort des Abschieds zog es ihn nach Syrien, um dort als Krankenpfleger zu arbeiten. Er ließ sich von seinem Arbeitgeber für ein Jahr freistellen, kam allerdings nach dieser Zeit nicht zurück. Die Brüder sind beim Vater aufgewachsen, da die Mutter früh verstarb.
Nach drei Jahren verzweifeltem Bangen und Hoffen von Vater und Azad klopft Hakim dann an die Tür des großen Bruders. Das Problem dabei ist, dass die Polizei nach den Attentaten auf Charlie Hebdo und Bataclam ganz empfindlich auf Rückkehrer aus Syrien reagiert. Es ist also nicht nur Hakim sondern auch sein Bruder Azad in Gefahr. Wie entscheiden sich die beiden? Welche Rolle spielt dabei der Vater und hat Hakim wirklich in Syrien gemordet?
Es gibt einen Begriff für die Vororte von Paris: Banlieue. Dort leben Menschen tatsächlich am Rand der Gesellschaft und haben ihre eigene Sprache. Das kommt in dem Buch sehr stark zum Ausdruck und es dauerte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnte. Teilweise war sie mir doch zu heftig und ich empfand sie als vulgär. Allerdings würde das Buch ohne die Ausdrücke nicht so authentisch wirken.
Gut umgesetzt war für mich, wie äußere Einflüssen den jungen Bruder erst in die Fänge von Dschihadisten treiben konnten. Die Ablehnung der Franzosen gegenüber den Muslimen spielt eine große Rolle. Sie werden nicht als gleichberechtigt anerkannt, sind Menschen 2. Klasse. Ausnahmen gibt es zwar auch aber die sind selten.
Der Übersetzer André Hansen hat sehr gute Arbeit geleistet und das darf nicht in Vergessenheit geraten. Ein Buch, dass zeigt, wie stark äußere Gegebenheiten das Leben von Kindern beeinflussen. Oft können Eltern gar nichts dagegen tun.