Zu beneiden ist ohne Zweifel, wer reinen Gewissens mit der Vergangenheit abschließen und voller Hoffnung ohne viel Tamtam neue Ufer ansteuern kann. Den Helden der beiden in diesem Band vereinten Erzählungen, dem Journalisten Carlo Schultheiß und dem Schriftsteller Reinhard Sehlow, ist das nicht vergönnt. Den Zeitungsmann, den es in eine östliche Provinz seines Landes verschlagen hat, irritiert zutiefst die dort gepflegte widerspruchsvolle Erinnerungskultur. Man ehrt entschiedene mutige Gegner und unbeirrte Befürworter eines verflossenen diktatorischen Systems gleichermaßen. Eigentlich müsste man doch Farbe bekennen, sich für eine Seite entscheiden. Der andere, der Schriftsteller, schlägt sich rückblickend mit Fragen herum wie: War mein Leben, mein Schreiben ein Irrtum? Wie groß ist die Schuld, die ich mir aufgeladen habe? Wie viel ehrliche Überzeugung und wie viel Bequemlichkeit oder Anpassung waren im Spiel? Oder war alles noch ganz anders? Und vor allem: Was soll, was kann ich in der restlichen mir bleibenden Zeit noch tun? Nun, so viel sei abschließend gesagt: Die beiden Unglücksraben jagen nicht nur zweifelhaften letzten Wahrheiten nach; streckenweise stockt die Spurensuche sogar beträchtlich. Dann bekommen sie es mit einem anderen, entschieden reizvolleren Feld der Bewährung zu tun ...