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Drei leckere Pilze findet der Bär auf dem Heimweg im Wald. Sein Freund, das Wiesel, schmort sie sogleich in der schweren Pfanne. Doch dann haben die beiden ein Problem: Drei Pilze für zwei? Wie soll das gehen? Beide bringen ein Argument nach dem anderen, warum der eine mehr als der andere bekommen müsse: "Ich hab sie gefunden!" "Ich hab sie zubereitet." "Aber nach meinem Rezept." "Ich esse Pilze lieber!" "Ich bin größer!" "Ich muss noch wachsen ..."Bis plötzlich ein listiger Fuchs um die Ecke biegt und sich einen Pilz schnappt.Der hat einfach unseren Pilz geklaut! Gleichzeitig ist damit aber…mehr

Produktbeschreibung
Drei leckere Pilze findet der Bär auf dem Heimweg im Wald. Sein Freund, das Wiesel, schmort sie sogleich in der schweren Pfanne. Doch dann haben die beiden ein Problem: Drei Pilze für zwei? Wie soll das gehen? Beide bringen ein Argument nach dem anderen, warum der eine mehr als der andere bekommen müsse: "Ich hab sie gefunden!" "Ich hab sie zubereitet." "Aber nach meinem Rezept." "Ich esse Pilze lieber!" "Ich bin größer!" "Ich muss noch wachsen ..."Bis plötzlich ein listiger Fuchs um die Ecke biegt und sich einen Pilz schnappt.Der hat einfach unseren Pilz geklaut! Gleichzeitig ist damit aber auch das Problem gelöst und Ruhe kehrt ein. Wenn das Wiesel nicht noch einen Nachtisch hätte: Drei Walderdbeeren ...Wenn zwei sich streiten, freut sich meist der Dritte. So auch hier, wo es ums Teilen, ums Diskutieren und ums Übersohrgehauenwerden geht.
Autorenporträt
Jörg Mühle, geboren 1973 in Frankfurt am Main, studierte Illustration in Offenbach und Paris. Seit 2000 ist er Diplom-Designer und illustriert Bücher und Magazine. Er ist Mitglied der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor, hat eine Tochter im besten Kinderbuchalter und wohnt fußläufig zum Moritz Verlag. Seine Pappbilderbücher übers Hasenkind erfreuen Kinder von Stockholm bis Tokio.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2018

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Fuchs
Jörg Mühle widmet "Zwei für mich, einer für dich" einem altbekannten Konflikt

Wenn es um Gerechtigkeit geht, kann das Objekt der Auseinandersetzung gar kein banales sein. Drei Champignons reichen völlig aus, um soziale Ungleichheit zu verhandeln, und der Titel von Jörg Mühles Buch liefert den Streitpunkt gleich mit: "Zwei für mich, einer für dich". Da glaubt einer, er habe mehr verdient als der andere. Weil er stärker ist und gerissener? Weil er seine Macht ausspielen will oder doch, weil er ein gutes Recht darauf hat?

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Schon auf der Innenseite des Umschlags holt Jörg Mühle seine Leser zu sich in den Wald. Statt eines düsteren Forsts wartet dort eine Lichtung voller kräftiger Stämme mit Astlöchern, in denen Eulen sitzen, pilzbewachsenen Wurzeln und gemütlichen Wohnungen unter Laubdächern. Die Tiere sind die rechtmäßigen, zumeist sehr gelassenen Bewohner dieser Welt des Müßiggangs und der Versenkung. Sie kriechen und klettern, schlurfen und schlafen und lassen sich dabei gegenseitig in Ruhe. Wenn doch einmal etwas zu erledigen ist, schnappt sich jemand die Umhängetasche und zieht los, so wie der Bär. Drei prachtvolle Pilze bringt er von seiner Unternehmung stolz mit nach Hause, wo sein Mitbewohner, das Wiesel, schon auf ihn wartet und sich über die Abwechslung freut.

Während das Wiesel die Pilze putzt, brät und würzt, sie in Petersilie schmoren lässt und schließlich serviert, sitzt der Bär am Tisch und spielt mit dem Besteck. Für ihn ist klar, dass er, der das Abendessen besorgt hat und der Größere der beiden ist, sich den Bärenanteil verdient hat: "So ist es gerecht." Aber wer klein ist, begehrt das Wiesel auf, muss noch wachsen und braucht deshalb den größeren Anteil. Zwei für mich, einer für dich. Das ist gerecht!

Und so eskaliert das gemütliche Abendmahl, wie es in den besten Familien schon geschehen sein soll. Erst wird mit Gabeln gefuchtelt und am Tischtuch gerissen, dann werden Zähne gefletscht, Argumente und Pilze fliegen zwischen dem wütenden Wiesel und dem lärmenden Bären hin und her. Als die Ebene der sachlichen Diskussion längst verlassen ist, beginnt die Psychologisierung: Wer hat was zuerst gesagt, welcher Bauch knurrt lauter, wer weiß das Gericht mehr zu schätzen? Schließlich noch das obligatorische "und damit Schluss", gefolgt von einem letzten Hieb: "Dann bist du aber nicht mehr mein Freund."

Verlaufen alle Streitereien nach demselben absehbaren Muster? In Jörg Mühles Buch scheint es so. Der Anlass freilich ist allgemein anerkannt, Hunger und Futterneid können verhängnisvolle Wirkung entfalten. Das wissen alle, die einmal mit Geschwistern am Esstisch saßen. Mühle löst das Problem dann auch nach bewährter Manier: Im ganzen Durcheinander greift sich der Fuchs, der dem Spektakel hinter einem Baum versteckt zuschaute, einen Pilz aus der Hand des Wiesels und verspeist ihn mit Genuss. Entsetzen, ein langgezogener Schrei, zwei wie Zauberstäbe in die Höhe gereckte Gabeln. Aber es ist zu spät, der Fuchs dreht sich um, hebt die Hand, winkt ab und tapst zufrieden davon, wissend, dass er alles richtig gemacht hat.

Die Pilze schmecken dann auch wunderbar. So weit, so bekannt. Aber der 1973 in Frankfurt geborene Illustrator findet, wie auch bei seinen Bilderbüchern "Badetag für Hasenkind" und "Nur noch kurz die Ohren kraulen", in denen Kinder unterhaltsam in das Geschehen einbezogen werden, einen originelleren Abschluss. Seine kurze Geschichte des Teilens endet mit dem Nachtisch: saftige Walderdbeeren, das Leibgericht des Bären. Wie viele es sind, kann jeder selbst erraten.

"Zwei für mich, einer für dich" zeigt, wie oft die einfache, freche und kluge Lösung ganz nah liegt, führt aber weiter: Viele Konflikte stellen sich immer wieder von neuem, weil es den Beteiligten nicht gelingt, aus ihnen zu lernen. Es geht nicht darum, wer recht hat. Auch nicht darum, einen Fuchs zu finden, der alles richtet. Es geht um den menschlichen Makel des Sich-Vergleichens und das nicht zur Ruhe gebrachte Gefühl, zu kurz zu kommen.

Wer sich dem früh genug stellt, hat Chancen, gelassen damit umzugehen. Wer wiederum glaubt, davon frei zu sein, schlendert einfach durch Jörg Mühles magischen Wald, besucht seine bezaubernden Bewohner und sammelt ein paar Pilze.

ELENA WITZECK

Jörg Mühle: "Zwei für mich, einer für dich".

Moritz Verlag, Frankfurt 2018. 32 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Elena Witzeck kann sorglos durch den von Jörg Mühle entworfenen Wald schlendern und Pilze sammeln. Oder aber sie kann etwas lernen über das Glück des Teilens und wie Konflikte entstehen aus Futterneid und der Neigung, sich mit anderen zu vergleichen und Recht haben zu wollen. Beides ermöglicht der Band laut Witzeck. Das Ende aber findet sie in jedem Fall originell.

© Perlentaucher Medien GmbH