Sophie und Milo sind zwei ausgesprochen authentische, ehrliche und einnehmende Charaktere. Sophie scheint ein gutes, erfülltes Leben zu haben. Aber schon auf den ersten Seiten sieht man, dass Sophie etwas fehlt. Sie existiert, sie kommt mit allem klar, aber das Mehr fehlt, das lebendig fühlen fehlt.
Milo hingegen hat ein ganz anderes Leben als Sophie, eines, dass auf den ersten Blick schlechter,…mehrSophie und Milo sind zwei ausgesprochen authentische, ehrliche und einnehmende Charaktere. Sophie scheint ein gutes, erfülltes Leben zu haben. Aber schon auf den ersten Seiten sieht man, dass Sophie etwas fehlt. Sie existiert, sie kommt mit allem klar, aber das Mehr fehlt, das lebendig fühlen fehlt. Milo hingegen hat ein ganz anderes Leben als Sophie, eines, dass auf den ersten Blick schlechter, weniger gut wirkt. Doch Milo ist und hat genau das, was Sophie nicht ist und ihr fehlt: Er ist lebendig, er hat sein Mehr, er ist da.
Der Beginn von Sophie und Milo war wie eine Selbstverständlichkeit. Dass Sophie 31 ist, Lehrerin und Milo 10 Jahre jünger, ihr ehemaliger Schüler und in einer Bar arbeitet spielt dabei gar keine Rolle. Für mich waren die zwei in erster Linie eine Frau und ein Mann, die es wie zwei Magnete zueinander zieht. Ihr Zusammensein wirkt wie das einzig passende in den Leben der Beiden. Elja Janus hat von Anfang an ein Paar geschaffen, dass füreinander gemacht ist. Und auch wenn Milo und Sophie sich ein Wir erst erarbeiten müssen, ihre so unterschiedlichen Leben Spuren hinterlassen haben, kam ich ich beim Lesen nie auf den Gedanken, dass die zwei nicht unwiederbringlich zusammengehören. Klar die Beziehung der beiden, ihr Zusammensein ist schwierig, manchmal steinig, voller Unterschiede, aber auch lustig, wunderschön und auf ihre Art perfekt. Sophie ist eine fantastische Frau, die nicht verurteilt, sich Zeit nimmt für ihr Gegenüber, an das Gute im Menschen glaubt, manchmal etwas naiv ist, aber unglaublich viel Geduld und auch Vergebung in sich hat. Milo wiederum ist lebendig, echt, ungekünstelt, er selbst, aber auch voller schlimmer Erinnerungen und Ängsten. Gemeinsam lernen die beiden die beste Version von sich selbst zu sein. Sophie wird freier, offener, lernt die falsch angebrachte Selbstkritik zu lassen, sich manchmal etwas gehen zu lassen, zu glauben, dass sie um ihrer Selbst willen geliebt wird. Und Milo holt immer mehr die unterdrückten, versteckten Seiten in sich zum Vorschein, er traut sich ein Teil von Sophies Welt zu sein, mehr im Leben zu wollen, als er bis jetzt hatte und sich langsam durch Sophies Augen zu sehen. Aber trotz der Veränderung, Entwicklung der Charaktere war es nie so, dass ich das Gefühl hatte sie würden eine 180 Grad Drehung machen und sich verbiegen. Nein die Autorin hat mit Sophie und Milo zwei Protagonisten erschaffen, die sich fordern, sich unterstützen und das was in dem jeweils anderen steckt hervorholen und sichtbar machen.
Neben der Beziehung hat Elja Janus auch die zwei Welten von Sophie und Milo perfekt ins Bild gesetzt. Sophies Welt ist durchzogen mit Schein, Arroganz, Überheblichkeit, einer
ganz bestimmten Attitüde wie sie nur bestimmten Menschen innewohnt und der Art nie wirklich das zu sagen oder tun, was man eigentlich denkt und will. Milos Welt, seine Vergangenheit, sein Leben hingegen ist nämlich nicht einfach nur anders, als das von Sophie. Es ist gefährlich, tut weh, kann einen zerstören und ist eigentlich nicht für die Liebe der beiden gemacht. So unterschiedlich, so gefährlich und ernst die eine Welt ist, so wunderbar authentisch, ehrlich und klar hat die Autorin sie geschildert und eingebaut.
Sophie und Milos Geschichte ist eine Achterbahnfahrt. Sie ist stürmisch, langsam, schnell, gefährlich, voller Funken, Lebendigkeit, Witz, aber auch Ernst, Dramatik und Romantik ohne klischeehaft oder kitschig zu sein. Die Geschichte glänzt mit zwei starken Charakteren, die selbst den nicht schönen Dingen etwas Schönes geben. Milo und Sophie sind zwei nicht perfekte Menschen, die miteinander perfekt sind und genauso sind wie sie sein sollten, ohne wenn und aber. Ich habe beim Lesen gelacht, geweint, gelitten, mich geärgert, gebangt, mich gefreut, die Funken sprühen sehen und eine Welt entstehen, zerspringen und wieder neu zusammengesetzt gesehen. Kurzum am Ende habe ich es mit einem lachenden und weinenden Auge geschlossen und war einfach nur glücklich.