Rainer Maria Rilkes (1875-1926) Prager Geschichten gehören zum Frühwerk des Dichters. Er veröffentlichte sie 1899 während seiner skandalösen Beziehung zu der älteren und verheirateten Schriftsteller Lou Andreas-Salomé, die ein Jahr später zerbrach. In den beiden Erzählungen beschwört Rilke noch einmal die Stimmung seiner frühen Kindheit in Prag herauf, die tatsächlich jedoch von der zerbrechenden Ehe seiner Eltern und dem neurotischen Verhalten seiner Mutter überschattet war. Gleichwohl habe ihm die Niederschrift "Halb Vergessenes wieder lieb gemacht", schreibt Rilke im Vorwort. Die zwei Prager Geschichten nehmen somit eine gewisse Sonderstellung im Werk Rilkes ein, der in späteren Texten kaum noch einen Bezug zu Prag erkennen ließ.