'Zwiesprache halten jenseits der Worte' - steht das nicht im Widerspruch zu sich selbst? Wie kann ich mich austauschen, wenn ich kein Wort nutze, wie mit jemanden kommunizieren, wenn ich doch schweigen soll?Jeder von uns ist geprägt von seinen Lebenserfahrungen, handelt, be - wertet auf der Grundlage seiner persönlichen Prägungen, Ansichten und den hieraus entstandenen Maßstäben. So nehmen wir den anderen wahr und ordnen ihn in unser Wertsystem ein. Bleiben wir nun an diesem Punkt stehen und halten fest an unserer Ansicht über den anderen, so tun wir ihm Unrecht, ist er doch mehr als sein Außen und weit mehr als sein gesprochenes Wort. Er ist, so wie wir selbst, ein fühlendes einmaliges Wesen, das wir in seiner ganzen Tiefe erst wirklich erfassen können, wenn es uns gelingt, Abstand zu nehmen von unseren eigenen Worten und Maßstäben. Erst dann können wir in den wahren, den eigentlichen Austausch zum anderen finden und ihn so sehen, wie er ist. Und dies geschieht in der Zwiesprache jenseits der Worte. Doch wie komme ich an diesen Punkt, wie kann ich meine Bewertungen zurücklassen?Zwiesprache wird möglich in einer inneren entspannten Haltung. In ihr kann ich bewusst einen neuen, vollkommen wertfreien Raum in mir erschaffen, in dem nun ehrliche Begegnung stattfindet: Hier treffe ich auf mich, halte Zwiesprache mit mir, betrachte mich, begegne meinen Sehnsüchten, Erwartungen, Hoffnungen, Träumen - setze mich mit ihnen auseinander, lerne sie zu verstehen und suche nach Lösungen und Antworten.In diesen Raum kann ich nun andere einladen, den Menschen neben mir, sowohl in meiner Vorstellung als auch real im Außen, indem ich ihm wertfrei und offen begegne. Hier findet auch die Zwiesprache zu jedem anderen Wesen statt: Mit Tieren, Pflanzen, der Natur allgemein und auch zu dem, was für mich persönlich das Höchste, die Quelle allen Seins ist. Jetzt, in diesem Moment innerer Offenheit, beginnt mein Verstehen und Erkennen: Ich gehe zu allem, was ist, in die Zwiesprachedes Herzens jenseits aller Worte. Die Sprache des Herzens ist wertfrei, sie ist einfach und ich nehme das Wesen neben mir wahr in seinem eigentlichen Sein. Meine Gedichte möchten zur Zwiesprache jenseits aller Worte werden, innere Türen öffnen, Einlass gewähren zur Herzensebene, in der wir alle gleichwertig sind in unserem Sein, individuell und doch so sehr verbunden in unserem Bedürfnis nach dem Angenommen sein in der Liebe.