Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 48,00 €
  • Gebundenes Buch

Das Buch stellt erstmals das reiche, auf der Grundlage erlesener Zeichnungen entstandene Gesamtwerk des Architekten Cäsar Pinnau vor und ordnet es historisch-kritisch ein. Person und Werk Pinnaus werden in der Fachwelt bis heute zwiespältig und selten unvoreingenommen bewertet. Die einen sehen in ihm den Modernisten, der avantgardistische Passagierräume für Zeppeline und elegante Hochhäuser wie das der 'Hamburg-Süd' mit filigranen Curtain-Wall-Fassaden entwarf. Die anderen erkennen in ihm den virtuosen Stil-Architekten mit zeitweilig bedenklicher Nähe zum Machtzentrum des Nationalsozialismus,…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch stellt erstmals das reiche, auf der Grundlage erlesener Zeichnungen entstandene Gesamtwerk des Architekten Cäsar Pinnau vor und ordnet es historisch-kritisch ein. Person und Werk Pinnaus werden in der Fachwelt bis heute zwiespältig und selten unvoreingenommen bewertet. Die einen sehen in ihm den Modernisten, der avantgardistische Passagierräume für Zeppeline und elegante Hochhäuser wie das der 'Hamburg-Süd' mit filigranen Curtain-Wall-Fassaden entwarf. Die anderen erkennen in ihm den virtuosen Stil-Architekten mit zeitweilig bedenklicher Nähe zum Machtzentrum des Nationalsozialismus, etwa bei dem Entwurf der Inneneinrichtung von Hitlers 'Neuer Reichskanzlei'. Er selbst sah sich als 'unpolitischen Menschen'.Cäsar Pinnaus ausgeprägter Hang zur Opulenz mag dem heutigen Betrachter unzeitgemäß erscheinen, ist aber von hohem ästhetischen Reiz. Seine Villenbauten für die Nachkriegselite Hamburger Kaufleute, Industrieller und Reeder zeigen dies beispielhaft. Sein umfangreiches, vielfältiges und weit über Hamburg, das Zentrum seiner Arbeit, hinausreichendes Werk spiegelt deutlich die deutsche Gesellschaft der 1930er bis 1970er Jahre wider. Wie dort offenbaren sich auch im durchgängig niveauvollen Werk des Architekten erstaunliche Kontinuitäten, und Bruchstellen gehen nicht automatisch mit politischen Zäsuren einher. Beigefügt ist ein komplettes, bebildertes Werkverzeichnis, verfasst von Norbert Baues und Hedwig Heggemann vom Hamburgischen Architekturarchiv.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2015

Yachten für Onassis
Cäsar Pinnaus beeindruckende Wirtschaftsbauten

Luxusyachten für Aristoteles Onassis, Stavros Niarchos, den Scheich von Kuweit und andere Superreiche, dazu eine ganze Flotte von Fracht- und Fahrgastschiffen für den Hamburg-Süd-Eigner Rudolf Oetker: Cäsar Pinnau (1906 bis 1988), der schon 1930 mit avantgardistischen Passagierräumen beim Zeppelin "Hindenburg" brilliert hatte, bediente zwischen 1950 und 1988 weltweit millionenschwere Auftraggeber mit maritimem Design aus der Hansestadt.

Für viele seiner Kunden entwarf der Hamburger Architekt dann auch gleich Verwaltungs- und Industriebauten. So für Onassis den 200 Meter hohen minimalistischen Olympic Tower an der 5th Avenue in New York und für Oetker funktionale Brauereien und Nahrungsmittelfabriken. Pinnau konnte aber auch ganz anders. Das zeigt der Umbau des historischen Grandhotels Eden Roc am Cap d'Antibes, vor allem aber jede seiner klassizistischen Villen in den Elbvororten für die Nachkriegselite Hamburger Kaufleute.

Fast drei Jahrzehnte nach Pinnaus Tod würdigt jetzt eine erste umfassende Monographie mit komplettem Werkverzeichnis und viel unveröffentlichtem Bild- und Textmaterial dessen verblüffende sachliche und stilistische Bandbreite und sein riesiges Werk. Der Architekturhistoriker Ulrich Höhns, der drei Jahre auf diese Fleißarbeit verwendet hat, nennt Cäsar Pinnau einen "bekannten unbekannten Architekten aus Hamburg". Dass Pinnau in Fachkreisen so lange geflissentlich übersehen wurde, erklärt er vorwiegend mit dessen jeglichem politisch korrekten Architektur-Comment der Nachkriegsmoderne zuwiderlaufenden Traditionalismus.

Eine erhebliche Rolle spielte ohne Zweifel auch Pinnaus bedenkliche Nähe zum Nationalsozialismus. Auf Veranlassung des NS-Chefarchitekten Albert Speer entwarf der Hamburger damals in Berlin neben einer Reihe nicht realisierter Mega-Regierungsbauten große Teile der opulenten Inneneinrichtung von Hitlers "Neuer Reichskanzlei". Wie kaum ein anderer beherrschte der gelernte Tischler, den einst der eigene Vater in Hamburg zum Gesellen ausgebildet hatte, neben der kreativen auch die handwerkliche Seite des Architekturberufs.

Pinnau selbst sah sich trotz aller Verstrickung als unpolitischen Menschen. Tatsächlich konnte er bereits 1947, frisch entnazifiziert, mit dem Segen der Militärregierung in Hamburg wieder ein eigenes Büro eröffnen, das bald bestens lief. Neben spektakulären Großprojekten zwischen Paris, New York und Kuweit und konservativen Landhäusern an der heimischen Elbe baute er auch Mehrfamilienhäuser, Schulungsheime, Privatkliniken und Fabriken, und das an vielen Orten Deutschlands. Pinnau sei dabei mit einer erstaunlich geringen Zahl von Mitarbeitern ausgekommen, sagt Höhns: "Interessant ist, mit wie vergleichsweise wenigen - im Durchschnitt acht - er große Bauprojekte verwirklichen konnte. Das spricht für Effizienz."

Pinnau muss im Laufe seines Lebens ein beachtliches Vermögen erwirtschaftet haben. Das vorliegende Buch sagt darüber nichts. Aber die von der Familie beigesteuerten Privatfotos verraten einen üppigen Lebensstil im Wirtschaftswunderland. Für sich selbst baute Pinnau drei anspruchsvolle Villen, die wohl die besten Chiffren für seinen Geschmack sind.

Besonders das letzte, säulenbewehrte Oktogon in Blankenese verrät seine Liebe zum dänischen Großbaumeister Christian Frederik Hansen, dessen klassizistisches Wohnhaus von 1803 an der Altonaer Palmaille Cäsar Pinnau zu seinem Architekturbüro machte. Das noble Atelier demonstrierte die Erfolgsgeschichte des aus bescheidenen Verhältnissen aufgestiegenen Mannes ohne akademischen Abschluss, dem die Nachkriegsgesellschaft seine braunen Flecken auf dem Kittel des Architekten schnell verzieh.

Bis heute finden sich vielerorts in Hamburg Spuren von Pinnaus Entwurfs- und Bautätigkeit. In Erinnerung bleiben dürften nicht zuletzt sein elegantes Hochhaus für die Reederei Hamburg-Süd an der Ost-West-Straße und der vormalige Frachter "Cap San Diego", heute ein Museumsschiff, in dessen stylischem Salon vor Pinnaus Einbauten und Möbeln das Buch über sein Wirken präsentiert wurde.

ULLA FÖLSING

Ulrich Höhns: Zwischen Avantgarde und Salon. Cäsar Pinnau 1906-1988. Dölling und Galitz Verlag, München und Hamburg 2015, 272 Seiten. 49,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Der Hamburger Architekt Cäsar Pinnau, Innenausstatter von Hitlers Reichskanzlei, hat ab 1945 für die Reichen klassizistische Villen aber auch hochmoderne Bürohäuser gebaut. Letzteres hatte ihm die Fachwelt bislang nicht zugetraut. Aber eine neue Monographie belegt es.« taz nord.thema »Neben profunden Texten auch spektakuläre Zeichnungen [...] Klare Empfehlung.« Hamburger Klönschnack »Ein Band, der zum Staunen und Nachdenken anregt [...] Was staunen macht, ist das künstlerische Gespür, mit dem der gelernte Tischler, Innenarchitekt und Architekt Cäsar Pinnau seine Entwürfe zu Papier brachte. [...] Der Architekturhistoriker Höhns [...] beschreibt sachlich, hebt die künstlerische Qualität der Entwürfe hervor, aber beschönigt nicht. [...] Ein Buch nicht nur über Architektur. Sondern auch ein Blick auf die Nachkriegsgesellschaft, in der Figuren wie Pinnau, die unter den Nationalsozialisten Karriere gemacht hatten, an der Tagesordnung waren.« Melanie von Bismarck, NDR Kultur »Dass es Ulrich Höhns mit der vorliegenden Werkmonografie gelungen ist, das nicht nur an unterschiedlichen Bauaufgaben reiche, sondern auch formal äußerst differenzierte und zwiespältige Werk des Architekten in eine knappe und anschauliche Form zu bringen, ist wahrlich kein kleiner Verdienst.« AIT »Fast drei Jahrzehnte nach Pinnaus Tod würdigt jetzt eine erste umfassende Monographie mit komplettem Werkverzeichnis und viel unveröffentlichtem Bild- und Textmaterial dessen verblüffende sachliche und stilistische Bandbreite und sein riesiges Werk.« Ulla Fölsing, FAZ »Das Buch stellt das Gesamtwerk des Architekten Cäsar Pinnau vor. [...] ein vielgestaltiges Werk, in dem sich die deutsche Gesellschaft der 1930er bis 1980er Jahre widerspiegelt. [...] Sein ausgeprägter Hang zur harmonischen Form ist von hohem ästhetischen Reiz.« CUBE »Ulrich Höhns stellt Cäsar Pinnaus Werk in der gebührenden Breite, aber auch mit angemessener Tiefe vor [...] er diskutiert architektonische Qualitäten und zeigtgleichzeitig politische und menschliche Verfehlungen auf [...] In dieser präzisen Unterscheidung liegt der große Wert dieser Abhandlung. [...] Damit steht sein kritischer und gleichzeitig würdigender Arbeitsansatz prototypisch für die Einordnung einer ganzen Architektengeneration. Auch dafür war dieses Buch überfällig.« O. Bartels, Bauwelt »[es gelingt] Ulrich Höhns, den bisher für die Architekturgeschichtsschreibung kaum greifbaren Cäsar Pinnau präzise zu verorten, seine gestalterischen Leistungen zu würdigen und gleichzeitig seine in politischer wie in architektonischer Hinsicht durchaus problematischen Positionen zu benennen. Der Architekt Cäsar Pinnau hat mit diesem Buch [...] eine gute und umfassende Würdigung erhalten - endlich.« J. Lubitz, ZHG…mehr