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Mit diesem Buch wird erstmals eine Strukturgeschichte des antiken Christentums vorgelegt. Zunächst werden Raum und Zeit behandelt, innerhalb deren sich die neue Religion entwickelt hat. Anschließend schildert der Autor das alltägliche Leben von Christen und ihre Frömmigkeit von Geburt, Bekehrung, Taufe bis zum Tod. Die Lebensform des Individuums in Ehe und Familie werden ebenso vorgestellt wie die Strukturen der christlichen Gemeinschaft, das Gemeindeleben und die kirchlichen Ordnungen. "Zwischen den Welten wandern" - mit diesem Titel macht der Autor auf eine zentrale These seines Buches…mehr

Produktbeschreibung
Mit diesem Buch wird erstmals eine Strukturgeschichte des antiken Christentums vorgelegt. Zunächst werden Raum und Zeit behandelt, innerhalb deren sich die neue Religion entwickelt hat. Anschließend schildert der Autor das alltägliche Leben von Christen und ihre Frömmigkeit von Geburt, Bekehrung, Taufe bis zum Tod. Die Lebensform des Individuums in Ehe und Familie werden ebenso vorgestellt wie die Strukturen der christlichen Gemeinschaft, das Gemeindeleben und die kirchlichen Ordnungen.
"Zwischen den Welten wandern" - mit diesem Titel macht der Autor auf eine zentrale These seines Buches aufmerksam: Die wechselvolle Geschichte der antiken Christenheit von den bescheidenen Anfängen in kleinen galiläischen Dörfern bis hin zu ihrer größten Verbreitung im Römischen Reich wird dadurch zusammengehalten, daß die Christen auf unterschiedliche Weise versuchten, als Bürger zweier Welten zu leben: "Sie liebten", erklärte Augustinus in einer Predigt, "dieses Leben wirklich, aber sie schätzten ab: Sie bedachten, wie sehr sie die ewigen Dinge lieben sollten, wenn sie einer derart tiefen Liebe zu Dingen, die vergänglich sind, fähig waren." Dieser gleichzeitige Blick auf die beiden "Welten" verbindet - bei allen Unterschieden - das vor- und nachkonstantinische Christentum und macht die Chancen, aber auch die Mühen christlicher Existenz aus.
Der Autor legt mit seiner pointierten Darstellung des antiken Christentums einige der Wurzeln frei, die das Europa von heute entscheidend mitgeprägt haben.
Autorenporträt
Christoph Markschies studierte evangelische Theologie, klassische Philologie und Philosophie in Marburg, Jerusalem, München und Tübingen Seit 1994 habilitiert lehrte er als Professor für Kirchengeschichte in Jena und Heidelberg. Seit 2004 Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, deren Präsident er seit 2006 ist. Als ordinierter Pfarrer predigt er regelmäßig in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.1998

Jeden Tag eine gute Tat
Die christliche Kirche der Spätantike war kein Fähnlein Faselkopf

Als Bischof Porphyrius zu Beginn des fünften Jahrhunderts den Abbruch des heidnischen Haupttempels der Stadt Gaza plante, hielt ihm der christliche Kaiser Arkadius entgegen, daß die pax romana in einem Steuerbezirk mit überdurchschnittlichem Aufkommen nicht mutwillig aufs Spiel gesetzt werden sollte. Der kaiserliche Einwand illustriert, daß der Kontrast zwischen der etablierten Reichskirche nach der sogenannten konstantinischen Wende und den zuvor verfolgten Christen nicht allzu hart gezeichnet werden darf. Christoph Markschies, Professor für Kirchengeschichte in Jena, hat sich deshalb in seiner Strukturgeschichte des antiken Christentums das Ziel gesetzt, die Kontinuitäten herauszupräparieren.

Das flüssig geschriebene Bändchen verzichtet weitgehend auf die Nacherzählung der Ereignisse und stellt die Topographie der christlichen Institutionen, Lebens- und Frömmigkeitsformen in den Vordergrund. Keine altkirchliche Literaturgeschichte darf man erwarten: Aus der Bibliothek der Kirchenväter und dem Arsenal archäologischer Belege führt der Autor nur an, was dem Verstehen der kirchlichen Strukturen in den ersten fünf Jahrhunderten dient. Die Raum- und Zeitvorstellungen der ersten Christen entfernten sich nicht weit vom allgemeinen römischen Bewußtsein. Selbst den mobilsten Missionaren waren die Grenzbefestigungen des Imperiums die Grenzen der Erde. Wie selbstverständlich nahm auch ihr Kalender an den Regierungsdaten der Herrscher Maß. Erst spät gaben Getaufte ihren Kindern die Namen biblischer Vorbilder oder Heiliger.

Mit großem Ehrgeiz skizziert Markschies die christliche Idealbiographie von der Taufe bis zum Tod - und die religiöse Bewältigung der Wechselfälle des Alltags, die auf dieser Wegstrecke liegen. Es gab nicht nur das engelgleiche Leben, das der gefeierte antiochenische Prediger Johannes Chrysostomos, der Lieblingstheologe von Markschies, den Leuten auf dem Land zuschrieb und den Städtern mit ihrem lässigen Lebensstil vorhielt. Ob sich der Christ zur Sozialform Ehe oder zur Askese berufen fühlte: Sexuelle Zurückhaltung forderten die Bischöfe in jedem Fall von ihm. Die populäre, wenn auch nicht philologisch exakte Etymologie des Grammatikers Gavius Bassus, der ein Abhängigkeitsverhältnis von caelebs (ehelos) und caeles (himmlisch) behauptete, zeigt, daß man durchaus einem Trend der Zeit folgte.

Viel lag den Christen daran, den Vorwurf zu entkräften, "Faselhänse und Schwachköpfe" (Celsus) zu sein. Gierig sogen sie die Erkenntnisse antiker Weisheit auf, um mit philosophischen Argumenten den Gebildeten unter den Gegnern das Evangelium nahezubringen. Mit einem von diesen, dem Apostaten Julian, vermutet Markschies, daß auch die liebevolle Sorge um die Armen und Fremden zu den Gründen für den Erfolg des Christentums gehörte. Zu den präzisen Vorschriften, wie jeder individuell dem guten Leben nachzujagen hat, zählte immer die Idee sozialer Verantwortung.

Markschies versäumt es nicht, auf die früh angelegten Widersprüche im Universum des christlichen Glaubens hinzuweisen - wenn ihre Darstellung auch manchmal in ein mechanisches "Einerseits-Andererseits" abrutscht. Die Gleichheit aller Christen hier, eine hierarchische Kirchenstruktur dort: In diesen Kategorien wird noch heute gestritten. Mehr als eine Sondierung der Gründe für solche Querelen muß eine Einführung - die zusätzlich durch ihren reichen Anhang mit Zeittafel, Glossar, Registern, Bibliographien und einer Karte besticht - allerdings nicht leisten. STEFAN ORTH

Christoph Markschies: "Zwischen den Welten wandern". Strukturen des antiken Christentums. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1997. 286 S., 11 Abb., br., 18,90 DM.

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