»Ja, er hatte bestens verstanden. Doch was er nicht wissen konnte - und es war auch nicht nötig, ihm das zu erklären - war die Tatsache, dass der Name Vicenzo und der Familienname Chironi zum allerersten Mal in einem Atemzug aus dem Mund ihres Trägers gekommen waren.« Sardinien im Oktober 1943. Vincenzo Chironi lebt Zwischen den Zeiten: Er ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit und einer Zukunft. Aufgewachsen ist er in einem Waisenhaus in Triest. Viele Jahre war er der Sohn von niemand. Nun hat er wieder einen Namen und ist auf dem beschwerlichen Weg nach Núoro, zu seiner Vaterfamilie, in…mehr
»Ja, er hatte bestens verstanden. Doch was er nicht wissen konnte - und es war auch nicht nötig, ihm das zu erklären - war die Tatsache, dass der Name Vicenzo und der Familienname Chironi zum allerersten Mal in einem Atemzug aus dem Mund ihres Trägers gekommen waren.« Sardinien im Oktober 1943. Vincenzo Chironi lebt Zwischen den Zeiten: Er ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit und einer Zukunft. Aufgewachsen ist er in einem Waisenhaus in Triest. Viele Jahre war er der Sohn von niemand. Nun hat er wieder einen Namen und ist auf dem beschwerlichen Weg nach Núoro, zu seiner Vaterfamilie, in seine sardische Heimat - die für ihn noch keine ist. Im Haus der Chironi leben noch der Großvater, der ehemalige Meisterschmied Michele Angelo, dem nach allen Tragödien nur die Tochter geblieben ist. Alles wirkt wie eine Wiedergutmachung, schicksalhaftes Wunder in diesem fluchhaften Familienepos: Der Neffe ist zurückgekehrt. Er wird in einem Sardinien, wo alles Archaische der Insel den neuen bürgerlichen Zeiten begegnet, die Geschichte des Geschlechts der Chironi weiterschreiben können.
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Autorenporträt
Marcello Fois wurde 1960 in Nuoro auf Sardinien geboren und lebt heute in Bologna.In Italien wurde er als Erfinder des Avvocato Bustianu, eines Anwalts und Dichters, bekannt. Mehrere seiner Krimis wurden auch ins Deutsche übersetzt.In der Anderen Bibliothek erschien als 318. Band Die schöne Mercede und der Meisterschmied. Die Übersetzerin Monika Lustig ist eine ausgewiesene Kennerin der italienischen Literatur, eine handwerklich überzeugende Übersetzerin, eine treffsichere Wortschöpferin. Sie überträgt nicht Worte und Sätze von einer Sprache in die andere, sie lebt, sie fühlt, sie leidet die Wechselfälle im Leben der Protagonisten. Monika Lustig findet Worte, die den Duft von Erde und Meer, von sengender Sonne und geplagten Kreaturen entfalten. Sie versteht es meisterhaft, auch die im Italienischen und Sardischen unverzichtbare Körpersprache mitschwingen zu lassen. Ihre Sprache versteht sich auf Leidenschaft, ebenso wie auf das beredte Schweigen der Sarden. Sie erfasst das Pathos in den fast philosophisch anmutenden Gedanken von Michele Angelo und entwickelt Leichtigkeit, wenn von den Alltäglichkeiten der Hausfrau oder dem Essen die Rede ist. Mit kurzen, scheinbar unbedeutenden Füllworten veranschaulicht sie die blumige Ausdrucksweise, ohne mit ihrer Sprache antiquiert zu werden.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Maike Albath ist begeistert von Marcello Fois und seinem Roman, der neben prächtigen Landschaftsbeschreibungen von Sardinien laut Rezensentin den Topos der Heimkehr mit dem des verlorenen Sohnes vereint. Wie der für Albath zur neuen sardischen Literaturavantgarde gehörende Autor sardische Erzähltradition, archaisches Geschehen und Familienbande mit Zeitgenössischem belebend verbindet, hat sie überzeugt. Und daran, dass Fois seine Insel und ihre speziellen Eigenarten genau kennt, hat Albath ohnehin keinen Zweifel. Die Fortsetzung der Familiensaga "Die schöne Mercede und der Meisterschmied", in der Tabus, Sippenbindungen und schicksalhafte Wendungen bedeutsam sind und "etwas Bedrängendes" entfalten, scheint Albath gelungen.