Was bedeutet es, dass moderne Gesellschaften ihre ökonomischen Beziehungen über Geld realisieren? Zerstört Geldorientierung - wie in der kapitalismuskritischen Ideengeschichte oft behauptet - die sozialen Bande? Im Anschluss an Georg Simmel argumentiert Johannes Röß für ein differenziertes Verständnis der gesellschaftlichen Rolle des Geldes. Zu berücksichtigen sind nicht nur dessen versachlichte Herrschaftsmomente, sondern auch die ambivalenten Freiheitseffekte: Monetäre Beziehungen etablieren einerseits ein individualisiertes Verständnis von Freiheit, das zentral für unsere liberale Kultur ist. Andererseits entfremden sie von einem Freiheitsverständnis, welches in nicht-instrumentellen Praktiken und kollektiven Bezügen gründet. Diese Konstellation von Herrschaft, Freiheit und Entfremdung lotet der Autor mit Simmel aus. Dabei fragt er im Anschluss an die neuere Sozialphilosophie nach dem Rationalitätspotenzial des Geldes jenseits seiner kapitalistischen Form.
»Die Arbeit von Röß lässt sich auf verschiedene Weisen lesen. Einmal als Einführung in den Klassiker von Simmel samt dem Umfeld der damaligen Zeit, zu der zum Beispiel die Neu-Kantianer wie auch Friedrich Nietzsche zählten. Das allein wäre schon verdienstvoll. Gleichzeitig skizziert Röß aber auch, was Geld auch heute noch für gesllchaftliche Bezüge, die individuelle und gemeinsame Sinnfindung und insgesamt das menschliche Bestreben bedeutet, das Leben vernunftgemäß zu verstehen und zu gestalten.« Frank Wiebe, Handelsblatt, 12.01.2024