Von der Wahlenthaltung über den Konsumboykott bis hin zur Schweigeminute: Oft ist es nicht das Handeln, sondern gerade sein Fehlen, durch das Konflikte ausgetragen und Wandel hervorgerufen werden. Dieser Band setzt sich erstmals systematisch mit diesem Phänomen auseinander, in dem sich Aktivität und Inaktivität überschneiden. Anhand von Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert untersuchen die Beiträge die besondere Eigenlogik und Bedeutung von Unterlassungspraktiken in Europa. Ihre Thematisierung verspricht neue Einsichten in die Konstitution und Dynamik moderner Gesellschaften. Denn gerade im Umgang mit dem Nichthandeln - ob aus Lethargie, zur Vermeidung oder als Widerstand - treten die Ambivalenzen der Partizipationschancen und -erwartungen hervor, durch die sich die Moderne auszeichnet.
»Auch wenn man nichts tut, kann das schon eine politische Handlung sein: eine kleine Geschichte des ausbleibenden Beifalls.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, 25.04.2019 »Ein einsamer Mann, der auf einem berühmten Foto aus der NS-Zeit in einer hitlerbegeisterten Menge als Einziger den Arm NICHT zum 'Deutschen Gruß' erhebt [...]: Gerade das NICHT-HANDELN kann starke politische Wirkungen entfalten.« Günter Kaindlstorfer, Deutschlandfunk 'Andruck', 03.06.2019 »Insgesamt liegt hier ein Band vor, der inspiriert. 'Nicht/Handeln' als Konzept ermöglicht eine analytische Weitung in der historischen Analyse politischer Kommunikation. Dazu bietet die vorliegende Publikation theoretisch-methodische Ansätze und empirische Beispiele.« Volker Köhler, Neue Politische LIteratur, 12.05.2020