Die weltpolitischen Umbrüche am Ende des 20. Jahrhunderts und die Neuformierung des Staatensysterns haben auch Konsequenzen für die Lehre von den Internationalen Beziehungen. Während in der Phase des OstWest-Konflikts ein realistisches Politikverständnis das Fach beherrschte, sind seitdem die idealistisch inspirierten Theorien wieder auf dem Vormarsch. Der Band gibt einen profunden überblick über Theorie und Geschichte der Disziplin seit der Etablierung des Fachs zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur aktuellen Phase der Neuorientierung. Er ist aber mehr als eine bloße Ideengeschichte und bietet mehr als nur eine Gesamtschau dieses Wissenschaftszweigs, da auch der historisch-politische Kontext, in den der weltanschauliche und methodologische Wandel des Fachs jeweils eingebettet war, sowie die zentralen theoretischen Diskurse über Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert thematisiert werden. Damit liefert der Band auch eine in dieser kompakten Präsentation bislang nicht verfügbareEinführung in die Thematik.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Für Hermann Schwengel passt das Buch ganz gut in die Zeit. Die lange Geschichte der Lehre von den internationalen Beziehungen und Konflikte ins Auge zu fassen, glaubt er, dürfte nicht nur im Interesse der Historiker sein. Allerdings ist Schwengel selbst, wenn er über die vier für die Lehre konstitutiven Traditionen (Realismus, Idealismus, Strukturalismus, Institutionalismus) und die zwischen ihnen geführten Debatten schreibt, streckenweise nur schwer zu folgen. Brillant, soviel lässt sich sagen, findet der Rezensent das Kapitel "über Eurozentrismus versus Re-Orientierung" mit seinen Einblicken in die "Gliederungen der Weltsystemordnung". Weniger überzeugt hat ihn der Gegensatz, in den der Autor Globalisierung und Fragmentierung stellt. Dieser füge sich nicht mit dem einleitenden Wortbild von Idealismus und Realismus zu "einer orientierenden Figur" zusammen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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