Werbung ist eine Projektionsfläche kollektiver Mentalitäten, sie ist eine mächtige Sozialisationsinstanz und ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor. Sie ist angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung der Kommunikation eine wichtige Triebfeder der Dynamik im Mediensystem. Und natürlich: Sie ist ein unübersehbarer und daher unausweichlicher Bestandteil unseres Lebens. Wenn wir die Selektions- und Konstruktionsmechanismen, die Sinn- und Deutungsmuster dieser von der Medien- und Kommunikationswissenschaft weitgehend vernachlässigten Kommunikationsform kennen, erschließen wir uns damit eine aussagekräftige Quelle der Gesellschaftsbeobachtung.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2006Kritik und Faszination
Mit Werbung hat ein jeder zu tun, ob er will oder nicht, und wahrscheinlich hat jeder zu ihr auch eine Meinung. Wobei "eine Meinung" offenbar zu kurz greift, wenn man den Befunden von Guido Zurstiege glaubt, mit denen er sein Buch eröffnet. Zurstiege, Privatdozent an der Universität Münster, hat in eigenen Untersuchungen herausgefunden, daß sich die jeweils Befragten mit Blick auf Werbung zwiegespalten zeigen. Während die große Mehrheit der Reklame insgesamt ablehnend gegenübersteht, werden einzelne Filme oder Anzeigen durchaus positiv wahrgenommen. Wer über Werbung spricht, bewegt sich also stets im Spannungsfeld zwischen Kritik und Faszination. Zurstiege hat sich zum Ziel gesetzt, nichts weniger als eine (kommunikationswissenschaftliche) Theorie der Werbung zu verfassen.
Ob die Welt ohne eine solche Theorie wirklich eine ärmere wäre und ob er sein Ziel erreicht hat, darüber könnte man trefflich streiten. Abgesehen davon aber ist ihm schlicht ein Buch gelungen, das die Branche und die in ihr wirkenden Mechanismen für den Außenstehenden transparenter macht. In Zurstieges Buch erfährt man viel nicht nur über die Wirkung, sondern auch über das Zustandekommen von Werbung im Beziehungsnetz von werbetreibenden Unternehmen, Agenturen, Medien und Konsumenten.
Wer sich für die Lektüre des Buches entscheidet, sollte zwar abstrakteren Gedanken nicht gänzlich ablehnend gegenüberstehen. Zurstiege schreibt aber stets recht unterhaltsam und bleibt - was in einer Habilitationsschrift alles andere als selbstverständlich ist - immer nah an der Praxis. Sein Buch sei jedem empfohlen, der sich für das Innenleben der Branche interessiert, und den Angehörigen dieser Branche erst recht.
RALF NÖCKER
Guido Zurstiege: Zwischen Kritik und Faszination. Was wir beobachten, wenn wir beobachten, wie sie die Gesellschaft beobachtet. Herbert von Halem Verlag, Köln 2005, 346 Seiten, 28,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit Werbung hat ein jeder zu tun, ob er will oder nicht, und wahrscheinlich hat jeder zu ihr auch eine Meinung. Wobei "eine Meinung" offenbar zu kurz greift, wenn man den Befunden von Guido Zurstiege glaubt, mit denen er sein Buch eröffnet. Zurstiege, Privatdozent an der Universität Münster, hat in eigenen Untersuchungen herausgefunden, daß sich die jeweils Befragten mit Blick auf Werbung zwiegespalten zeigen. Während die große Mehrheit der Reklame insgesamt ablehnend gegenübersteht, werden einzelne Filme oder Anzeigen durchaus positiv wahrgenommen. Wer über Werbung spricht, bewegt sich also stets im Spannungsfeld zwischen Kritik und Faszination. Zurstiege hat sich zum Ziel gesetzt, nichts weniger als eine (kommunikationswissenschaftliche) Theorie der Werbung zu verfassen.
Ob die Welt ohne eine solche Theorie wirklich eine ärmere wäre und ob er sein Ziel erreicht hat, darüber könnte man trefflich streiten. Abgesehen davon aber ist ihm schlicht ein Buch gelungen, das die Branche und die in ihr wirkenden Mechanismen für den Außenstehenden transparenter macht. In Zurstieges Buch erfährt man viel nicht nur über die Wirkung, sondern auch über das Zustandekommen von Werbung im Beziehungsnetz von werbetreibenden Unternehmen, Agenturen, Medien und Konsumenten.
Wer sich für die Lektüre des Buches entscheidet, sollte zwar abstrakteren Gedanken nicht gänzlich ablehnend gegenüberstehen. Zurstiege schreibt aber stets recht unterhaltsam und bleibt - was in einer Habilitationsschrift alles andere als selbstverständlich ist - immer nah an der Praxis. Sein Buch sei jedem empfohlen, der sich für das Innenleben der Branche interessiert, und den Angehörigen dieser Branche erst recht.
RALF NÖCKER
Guido Zurstiege: Zwischen Kritik und Faszination. Was wir beobachten, wenn wir beobachten, wie sie die Gesellschaft beobachtet. Herbert von Halem Verlag, Köln 2005, 346 Seiten, 28,50 Euro.
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