Pro:
Jessica war mir leidlich sympathisch, und ich habe wegen der Trauer um ihre so plötzlich aus dem Leben gerissene Mutter schon mit ihr mitgelitten. Auch Pietr mochte ich (meistens) und wollte gerne mehr über ihn und sein Leben erfahren. Aber ihr merkt wahrscheinlich schon, Begeisterungsstürme
haben sie nicht bei mir ausgelöst. Viele der Charaktere, wie Pietrs Familie haben eine Menge…mehrPro:
Jessica war mir leidlich sympathisch, und ich habe wegen der Trauer um ihre so plötzlich aus dem Leben gerissene Mutter schon mit ihr mitgelitten. Auch Pietr mochte ich (meistens) und wollte gerne mehr über ihn und sein Leben erfahren. Aber ihr merkt wahrscheinlich schon, Begeisterungsstürme haben sie nicht bei mir ausgelöst. Viele der Charaktere, wie Pietrs Familie haben eine Menge Potential, das aber nicht ganz ausgeschöpft wird.
Am sypathischsten und interessantestens fand ich leider die Charaktere, die nicht so oft vorkamen, wie z.B. die drei "Genies" - hochbegabte Jungs mit coolem Humor aber leider ohne jeden Sinn für angebrachte soziale Interaktion -, oder Pietrs Schwester, die schöne und anscheinend warmherzige Catherine. Vielleicht wird es den nächsten Bändern mehr über sie geben?
Der Schreibstil ist ziemlich gut; es gab viele Szenen, in denen ich ihn angenehm anschaulich und bildreich fand und er mich leicht in das Geschehen zog. Ich fand ihn nicht überragend, aber gut.
Kontra:
Es wird schon innerhalb der ersten 50 Seiten sonnenklar, um welche paranormalen Wesen es hier gehen wird. Die Hinweise werden immer deutlicher und teilweise brachial an den Haaren herbei gezogen, bis es geradezu lächerlich wirkt, dass die Protagonistin bis ganz zum bitteren Schluss einfach nicht dahinter kommt. Irgendwann war das einfach nicht mehr glaubwürdig, denn eigentlich wird sie nicht als dumm poträtiert.
Der Roman hatte mehr als genug Ideen für ein spannendes und temporeiches Buch, sowohl paranormale (eine neue, nicht-mythologische Erklärung für Werwölfe, Vorhersagen, magische Talismane) als auch realistische (Jessicas Trauerbewältigung, ihre Gefühle gegenüber Derek und Pietr, ihre problematische und etwas ungesunde Beziehung zu ihrer besten Freundin, die russische Mafia). Ein paar wenige davon sind sogar einigermaßen originell, aber irgendwie wollte die Spannung für mich einfach nicht zünden. Am Anfang kam ein bisschen davon auf, aber mehr wie ein lauwarmes Lüftchen, und dann wurde es erst ganz am Ende des Buches wieder richtig spannend. Den Mittelteil fand ich eher zäh, vielleicht, da vor Allem dort etwas stattfindet, was mich mit den Zähnen hat knirschen lassen:
Die unvermeidliche Dreiecksgeschichte, wobei wir hier meiner Meinung nach ein besonders unerträgliches Exemplar davon haben, denn eigentlich entwickelt sich das ganze irgendwie mehr zu einer Vierecks- oder sogar Fünfecksbeziehung. Warum? Weil Jessica in einer Art fehlgeleitetem Märtyrertum beide Jungs geradezu anderen Mädchen aufdrängt. Mehr will ich hier nicht darüber verraten, aber es ist enorm konstruiert und trägt für mich nichts, aber auch nichts zum Buch bei.
Überhaupt konnte ich Jessicas Verhalten oft nicht nachvollziehen. Es ist eine Sache, anderen helfen zu wollen, es ist eine ganz andere, sein eigenes Glück geradezu krankhaft fortzuwerfen, womit man im Endeffekt dann auch niemand anderen wirklich glücklich macht. Das machte sie mir keineswegs sympathischer - erst spielt sie die Märtyrerin, dann schmollt sie deswegen rum.
Große Teile der Handlung sind vorhersehbar und uninspiriert; ich hatte das Gefühl, manches davon schon in Dutzenden anderer Bücher gelesen zu haben - nur dort meist besser ausgeführt.
Zusammenfassung:
Wem würde ich dieses Buch empfehlen... Ja,wem? Mir hat das Buch überhaupt nicht gefallen, deswegen würde ich es wahrscheinlich gar niemandem weiterempfehlen, oder eher dazu raten, es auszuleihen oder zumindest erstmal die Leseprobe zu lesen, aber es scheint ja durchaus viele Leute zu geben, die es gut fanden.