Die Diskussion über Mutterschutz muß als Phänomen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts angesehen werden, das mit der Ausbildung der modernen Industriegesellschaft einherging. Die zunehmende Integration weiblicher Arbeitskräfte in die außerhäusliche Erwerbssphäre sowie demographische Veränderungen ließen die Frage laut werden, wie die generative Leistung der Frau unter den Bedingungen des industriellen Produktionsprozesses zu schützen sei. Die wichtigsten Akteursgruppen dieser Diskussion waren die Sozialreform- und Frauenbewegung, die Vertreter der Sozial- und Rassenhygiene sowie die Sozialdemokratie. Der innerhalb des deutschen Sozialversicherungssystems konkretisierte Mutterschutz und die Fürsorge für Schwangere und Wöchnerinnen waren staatliche Lösungsversuche eines nur schwer lösbaren weiblichen Pflichtenkonflikts zwischen Produktion und Reproduktion.
"Matzner-Vogel ist es gelungen, überzeugend darzulegen, wie der politisch-wissenschaftliche Diskurs über Mutterschaft und Mutterschutz die Geschlechterordnung abbildete und in grossen Teilen verfestigte. Für ihre sehr gut reflektierte Analyse hat sie eine breite Quellenbasis verwendet. Die Anknüpfung an die Sozialstaatstheorie macht die Arbeit ausserdem zu einem Werk, das nicht nur die historische, sondern auch die aktuelle Diskussion um weibliche Erwerbstätigkeit und demographischen Wandel bereichern kann." (Silke Fehlemann, Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte)