David steht kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag und lebt alleine in einer Ruine im Wald, seit er vor einigen Wochen von seinem Stiefvater raus geworfen wurde. Bisher ist es ihm gelungen, seine neuen Lebensumstände vor den Lehrern und Mitschülern geheim zu halten, doch von Tag zu Tag wird der
dunkle Abgrund in seiner Seele tiefer. Gerade als er beginnt, sich selbst zu verletzen um den Druck…mehrDavid steht kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag und lebt alleine in einer Ruine im Wald, seit er vor einigen Wochen von seinem Stiefvater raus geworfen wurde. Bisher ist es ihm gelungen, seine neuen Lebensumstände vor den Lehrern und Mitschülern geheim zu halten, doch von Tag zu Tag wird der dunkle Abgrund in seiner Seele tiefer. Gerade als er beginnt, sich selbst zu verletzen um den Druck seiner seelischen Qualen zu vermindern, entdeckt Finja, die in Davids Klasse geht, das ganze Ausmaß seiner Probleme. Doch während Finja darum kämpft, David zu helfen, glaubt er, sein Leben nicht zu verdienen und zerbricht innerlich immer mehr.
"Zwischen Scherben" von Annemarie Bruhns ist eine bewegende Geschichte über Schuldgefühle, Trauer und Depression, die mich emotional schnell in Davids Welt hinein gezogen hat. Seine abgrundtiefe Traurigkeit und die dramatischen Ereignisse in der Vergangenheit, die sich während des Lesens erst nach und nach entschlüsselt haben, waren für mich sehr real und greifbar dargestellt, seinen Schmerz konnte ich förmlich fühlen. Direkt zu Beginn wurde ich regelrecht mitten in das Leben des Protagonisten geworfen, ohne etwas von seiner Vorgeschichte zu erfahren, wodurch ich den Einstieg leicht holprig empfunden habe. Doch schon nach wenigen Seiten hat sich das Lesegefühl verändert und ich war von der Geschichte gefesselt.
Zum Großteil wird die Handlung aus Davids Perspektive dargestellt, in wenigen Abschnitten zeigt die Autorin auch Finjas Sicht der Ereignisse und später tritt noch eine weitere Person in Erscheinung. Den Schreibstil kann ich nur als intensiv und durchgängig schnörkellos bezeichnen, der Leser erfährt von jeder Person gerade knapp so viel, wie es für den Fortlauf des Handlungsstrangs vonnöten ist. Auch das Ende kam für meinen Geschmack recht unvermittelt, dennoch habe ich das Leseerlebnis insgesamt als rund empfunden. Bei diesem beklemmenden Thema finde ich es gut und wichtig, das sowohl vorn als auch hinten im Buch angesprochen wird, dass für betroffene Personen Hilfsangebote bestehen und dort auch die Notfalltelefonnummer abgedruckt ist.
Fazit: Das Buch schildert realistisch und berührend die düstere Spirale aus Trauer, Schuld und Depression, in der sich der Protagonist bewegt. Das Leseerlebnis habe ich sehr intensiv empfunden und empfehle es gern weiter.