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Im allgemeinen historischen Bewusstsein und in Schulbüchern wird die jüdische Geschichte so sehr auf die Verfolgungsgeschichte seit dem Mittelalter verengt, dass sie damit fast nur noch als Vorgeschichte des Holocaust erscheint. Diese fragwürdige pädagogische Einlösung der Forderung des »Nie wieder!« hat ihre Kehrseite darin, dass die Juden nur als Opfer wahrgenommen und noch nachträglich zu Ausgegrenzten in unserem historischen Bewusstsein werden. »Warum blieben sie denn hier, wenn sie dauernd verfolgt wurden?« ist eine häufige Schülerfrage. Dieses Thema zieht sich als eine von zwei…mehr

Produktbeschreibung
Im allgemeinen historischen Bewusstsein und in Schulbüchern wird die jüdische Geschichte so sehr auf die Verfolgungsgeschichte seit dem Mittelalter verengt, dass sie damit fast nur noch als Vorgeschichte des Holocaust erscheint. Diese fragwürdige pädagogische Einlösung der Forderung des »Nie wieder!« hat ihre Kehrseite darin, dass die Juden nur als Opfer wahrgenommen und noch nachträglich zu Ausgegrenzten in unserem historischen Bewusstsein werden. »Warum blieben sie denn hier, wenn sie dauernd verfolgt wurden?« ist eine häufige Schülerfrage. Dieses Thema zieht sich als eine von zwei Leitlinien durch die Beiträge dieses Buches. Es ist die Frage nach der Verfolgungsgeschichte, der Schuld, der historischen Verantwortung und der Fluchtversuche daraus. Zu dieser problematischen Wahrnehmung von Geschichte kommt noch hinzu, dass dafür gegebene Erklärungen, d.h. Erklärungen für Vorurteile, Hass, Feindseligkeit, Antijudaismus oder Antisemitismus, oft selbst dem Erklärungsmuster der Stereotypen und Vorurteile folgen, die sie verurteilen. Die Verurteilung des Vorurteils reicht noch nicht zu dessen Auflösung, wenn nicht ein anderes Urteil (im Sinne einer adäquaten Beurteilung) in der Sache erfolgt. Dies zeigt sich insbesondere beim Thema des Geldes, zu dem die Juden nach weit verbreiteter Auffassung eine besondere Affinität haben sollen, seit sie im Mittelalter einerseits durch den Ausschluss aus zahlreichen Berufen und andererseits durch das angebliche Zinsverbot für die Christen vermeintlich exklusiv den Geldverleih betrieben ¿ was jedoch nicht der historischen Wahrheit entspricht. Dieses Problem aufzuzeigen, zu analysieren und zu erklären, ist, verknüpft mit anderen Aspekten der jüdischen Geschichte und ihrer Wahrnehmung, die zweite Leitlinie in diesem Buch.
Autorenporträt
Wolfgang Geiger, geb. 1956, studierte Französisch und Geschichte für das Lehramt, promovierte 1986 in Frankfurt am Main und 1996 in Nantes, dort mit einer Dissertation zum Frankreichbild im Dritten Reich, und ist seit 1999 Lehrer an einem Gymnasium in Hessen. Seit 2006 ist er Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität Frankfurt, zunächst am Seminar für Didaktik der Geschichte, dann am Historischen Seminar. Er ist Mitarbeiter des Pädagogischen Zentrums des Fritz-Bauer-Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt.