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Leo Lionni, in Deutschland vor allem als Schöpfer von Bilderbüchern bekannt, hat die Geschichte seines nunmehr fast neunzigjährigen Lebens aufgeschrieben: Sie beginnt in Amsterdam, wo der Sohn eines jüdischen Diamantenhändlers eine behütete Kindheit verbringt, und führt, von den Zeitumständen gezwungen, in fremde Länder und Kontinente. Es ist die Geschichte einer spannungsreichen Karriere als Art-Director und Künstler, die von lebenslangem Lernen, Suchen und Zweifeln geprägt ist.

Produktbeschreibung
Leo Lionni, in Deutschland vor allem als Schöpfer von Bilderbüchern bekannt, hat die Geschichte seines nunmehr fast neunzigjährigen Lebens aufgeschrieben: Sie beginnt in Amsterdam, wo der Sohn eines jüdischen Diamantenhändlers eine behütete Kindheit verbringt, und führt, von den Zeitumständen gezwungen, in fremde Länder und Kontinente. Es ist die Geschichte einer spannungsreichen Karriere als Art-Director und Künstler, die von lebenslangem Lernen, Suchen und Zweifeln geprägt ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.1999

Wer eine Linie zieht
Leo Lionnis Leben zwischen Zeiten und Welten

Sein Leben war gewiß kein Spiel, aber wie ein spielendes Kind hat er für sich immer wieder neue Spielarten entdeckt. Auch seine Autobiographie ist bestimmt von Vielseitigkeit, Wechsel und scheinbar mühelosen Aufbrüchen. Bei uns ist Leo Lionni vor allem mit Bilderbüchern bekannt geworden, Fabeln, die er denkbar einfach, fast abstrakt illustriert hat. Mit dem "kleinen Blau und dem kleinen Gelb", die sich im kleinen Grün vereinen, begannen seine viel kopierten Einfälle für Kinder. Da war er im Großvateralter und hatte eine Karriere als Maler, Designer, Art Director, Bildhauer hinter sich.

Als er 1910 in Amsterdam geboren wurde, schien die Welt noch in Ordnung. Der Vater, aus einer wohlhabenden jüdischen Diamantenhändler-Familie stammend, die Mutter, Sängerin und Schützling Willem Mengelbergs, waren beide erstaunlich risikofreudig. Der einzige Sohn beherrschte mit vierzehn Jahren bereits fünf Sprachen, weil seine Eltern so oft die Länder und Kontinente gewechselt hatten.

In der weitverzweigten holländischen Familie erhielt der Junge von allen Seiten künstlerische Anregungen. Ein Onkel besaß eine der größten modernen Kunstsammlungen, ein anderer hatte Picassos, Chagalls, Klees, Kandinskys gekauft, bevor sie bekannt waren. Aus Platzmangel hingen seine Trouvaillen in den Häusern seiner Verwandten. Maler wollte der junge Lionni werden. Daß er daneben Wirtschaftswissenschaften, Literatur und Jura studierte und in Genua als Hilfskassierer arbeitete, war der Wunsch des Vaters.

Leo Lionni schloß sich den Futuristen um Marinetti an. Das Café Savini in Mailand war Treffpunkt von Dichtern, bildenden Künstlern und Filmemachern, die alle der Kommunistischen Partei nahestanden. Der junge Maler hatte mit seinen ersten Entwürfen für die Werbung von Motta Erfolg. Er wurde Mitarbeiter einer Architekturzeitschrift und machte sich bald als Graphikdesigner selbständig. Als sein Schwager zusammen mit Cesare Pavese verhaftet wurde, entschloß sich Lionni, mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern. Ihm war die Gefahr bewußt.

Familiäre Beziehungen erleichterten den Anfang in der Neuen Welt. Seine Phantasie, sein eleganter "italienischer Stil" waren gefragt. Werbekampagnen für Fortune, Olivetti, Ford oder General Electric machten ihn in New York bekannt. Er fand Gleichgesinnte unter Kollegen und vergab Aufträge an Künstler wie Man Ray, Léger, de Kooning oder Warhol. Den emigrierten Bauhaus-Meistern Gropius oder Albers fühlte er sich eng verbunden, auch er wollte graphisches Design in die Kunst integrieren. Er beteiligte sich an Grundlagenkursen à la Bauhaus im Black Mountain College und bereitete seine erste Ausstellung in New York vor.

Als Amerika in den Krieg eintritt, meldet er sich freiwillig zur Army, wird aber wegen seiner Beziehungen zum kommunistischen Untergrund in Italien abgelehnt. Die McCarthy-Zeit kündigt sich an. Ihre Auswirkungen in den fünfziger Jahren lassen seinen Entschluß reifen, in Amerika alles aufzugeben, nur noch zu malen und nach Italien, der Heimat seiner Frau, zu ziehen. "Man muß sich verantwortlich fühlen für jede Linie, die man zieht, für jede Entscheidung, die man trifft." Noch einmal ein neuer Anfang, es entstehen außer den Bildern Skulpturen und Keramiken, eine neue Art des Gestaltens und Fühlens. Zuletzt entdeckt er "die Vierdimensionalität des geschriebenen Worts", der wir diesen inspirierenden Bericht über sein außerordentliches Leben verdanken. MARIA FRISÉ

Leo Lionni: "Zwischen Zeiten und Welten". Autobiographie. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wolfram Sadowski. Middelhauve Verlag, München 1998. 552 S., geb., 48,- DM.

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