Er nannte sie für sich nur "das erdbeerduftende Mädchen". Sie war die Schwester seines Schülers Egon, und sie besaß die Gepflegtheit einer englischen Herzogin. Es war unausweichlich, dass Tittelbach, der von einem leichten Abenteuer ins nächste stürzte, Helga irgend wann küssen würde. Doch mit ihr war es anders als mit den anderen, tiefer, harmonischer. Dass Tittelbach sich als Feind der Ehe zeigte, störte Helga nicht, sie war glücklich, zumal Grete, das neue Dienstmädchen, ihr nun endlich alle Lasten abnahm. Grete aber, mit ihrer groben blauen Bluse und dem heiteren Lächeln, faszinierte bald…mehr
Er nannte sie für sich nur "das erdbeerduftende Mädchen". Sie war die Schwester seines Schülers Egon, und sie besaß die Gepflegtheit einer englischen Herzogin. Es war unausweichlich, dass Tittelbach, der von einem leichten Abenteuer ins nächste stürzte, Helga irgend wann küssen würde. Doch mit ihr war es anders als mit den anderen, tiefer, harmonischer. Dass Tittelbach sich als Feind der Ehe zeigte, störte Helga nicht, sie war glücklich, zumal Grete, das neue Dienstmädchen, ihr nun endlich alle Lasten abnahm. Grete aber, mit ihrer groben blauen Bluse und dem heiteren Lächeln, faszinierte bald Helgas jugendlichen Bruder Egon ebenso wie Tittelbach. 1933 erschienen, liegt Akos Molnars zeitloser psychologischer Roman einer fatalen Vierecksbeziehung jetzt erstmals auf Deutsch vor.
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Autorenporträt
Ákos Molnár, 1895 in Budapest geboren, strebte eine Karriere als Geiger an, bevor er im I. Weltkrieg einen Arm verlor und sich ganz auf das Schreiben verlegte. Zwischen 1926 und 1941 erschienen fünf Romane und drei Novellenbände von ihm. 1945 wurde Ákos Molnár zusammen mit seiner Frau im besetzten Budapest von einem Mitglied der antisemitischen Faschistenpartei erschossen.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Uwe Stolzmann sieht es vor allem der erfolgreichen Vermarktung eines Sandor Marai geschuldet, dass nun auch ein Autor wie der Ungar Akos Molnar ausgegraben wurde. In dessen 1933 erschienenem Roman "Zwölf Schritte" werden, offenkundig von der Psychoanalyse inspiriert, die erotischen Verwicklungen eines Professors, seiner späteren Ehefrau, ihres pubertierenden Bruders und einer Dienstbotin kammerspielartig ausgebreitet, erklärt der Rezensent. Ihm erscheint der Roman in Sprache und Thematik reichlich angestaubt und auch dramaturgisch überzeugt ihn das tragisch endende Beziehungsquartett nicht. Molnar, der den zeitgeschichtlichen Kontext in seinem Roman völlig ausspart, wurde kurz vor der Befreiung Budapests mit seiner Frau von den Nazis ermordet, teilt der Rezensent abschließend mit.