Ein Jahrhundert ist es her, dass der erste große Weltkrieg ausbrach und ein Paradigma in die Welt setzte, das sich nur wenige Jahre danach im zweiten großen Weltenbrand fortsetzte. Ich wurde in den 60ern groß und war Ende der 70er schon so weit, selber zu denken und mir meine eigenen Gedanken zu machen. Mir und anderen meiner Generation war es vergönnt, ohne Krieg aufzuwachsen und voller inniger Neugier Großeltern und Eltern zu befragen, mit deren Geschichten ich heute noch lebe. Im Studium traf ich Russen, die Erfahrungen mit dem unseligen Afghanistankrieg hatten und todernst wurden, wenn das Gespräch dahin neigte. Später war ich eine Zeit lang Militärseelsorger und erlebte hautnah die schmerzliche Geschichte eines Soldaten im Kosovo, dessen Kinder ich getauft hatte. Er räumte Leichen aus Brunnen und konnte die Bilder nicht vergessen. Heute wissen wir von den unheilbaren Schäden kriegerischer Handlungen nicht nur an der Zivilbevölkerung, sondern auch an den jungen Soldaten selbst. In den USA bringen sich zur Zeit durchschnittlich eine handvoll Veteranen um, weil sie psychisch zutiefst verletzt wurden und die Erinnerungen an Grauen und Tötungen nicht einfach wegzustecken in der Lage sind. Wir leben in einer Zeit vielfältiger Todesherrschaft und Todesverzauberung, welche die Herzen und Seelen vieler westlicher Menschen kalt und krank gemacht haben. Man schlürft seine Cola beim Erschießen von Menschen auf der Konsole und kaut genüsslich seine Pizza bei Nachrichten – natürlich vom Militär bereinigt – von Bombenanschlägen und Granatabschüssen. Warum hat man eigentlich die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft? Weil sich im Extremfall dann leichter auf die eigene Bevölkerung schießen lässt, falls sie in Aufruhr gerät? Ich habe die Nase gestrichen voll von aller Todesbewunderung und Anbetung von Gewalt. Im Laufe der Jahre habe ich unzählige Menschen beim Sterben begleitet, in ihre Gesichter gesehen und ihren Herzschlag gespürt, wenn sie vom Herrgott gerufen wurden und losließen. Auf diese Art ist Sterben ein heiliger Augenblick, unbeschreiblich für jeden Außenstehenden und zutiefst prägend. Aber Krieg, Mord und Gewalt, Bomben, Raketen und Schüsse sind Ausdruck der Hölle auf Erden. Warum sprechen sie wie zornige Löwen? Warum bedrohen sie eine Nation, die seit Napoleon unsagbares Leid bis heute erlitten hat und doch freundlich mit uns Deutschen umgeht? Dagegen erdreisten sich unsere Vertreter, Faschisten, Schläger und Rassisten in der Ukraine anzuerkennen und sich von und mit ihnen aufstacheln zu lassen, wie Jung – Siegfried im vollen Harnisch in der Sonne zu glänzen und mit dem Schwert zu drohen! Habt Ihr sie noch alle? Warum sagt außer Gysi von den Linken öffentlich keiner ein Gegenwort? Was ist aus Euch Grünen geworden außer fett gefressenen, saturierten und gut versorgten Subjekten, wohl eingeübt in der Kunst politischer Ipsation und seelischer Auskühlung im Sinne Dantes? Warum macht Ihr das mit und droht und seid wie von Sinnen...