»Das Girl von Ipanema« ist die Ikone des brasilianisch Weiblichen, die Rio de Janeiro weltweit zum Inbegriff eines sehnsuchtsvollen männlichen Begehrens machte. Tiefenpsychologisch-symbolisch veranschaulicht es eindrucksvoll das Ergriffensein des Mannes von seinem weiblichen Seelenbild, der Anima. Manfred Krapp interpretiert die Musik und Poesie des berühmten Bossa-Nova-Songs und stellt eine vergleichende Betrachtung mit der Biografie seines Komponisten Tom Jobim an. Die 18-jährige Helô Pinheiro, seine inspirierende Muse, war eine faszinierende Animafigur, konnte aber seine Sehnsucht nicht erfüllen. Er verstrickte sich in Sucht und Abhängigkeit, so dass sie ihm zur todbringenden Sirene wurde. Zunehmend gelang es ihm aber, seine Anima zu integrieren und die für den männlichen Individuationsweg entscheidende Herausforderung zu bewältigen, die Bitterkeit, die das »lunare Dunkel der Frau« (Jung) beim Mann hervorrufen kann, in Weisheit umzuwandeln. »Das Girl von Ipanema« antizipiert diese Dynamik schon in der Symbolik seiner Originalversion, wenn es zur Personifikation der Weltseele wird. Tom Jobim entfaltete eine tiefenökologisch ausgerichtete Weisheit: »Mein ganzes Werk ist vom Atlantischen Regenwald inspiriert.« Seine Verbundenheit mit der Natur von Rio half ihm in seiner schwierigen Kindheit und mündete in sein Engagement für die Umwelt und indigenen Kulturen. Das Buch ermöglicht einen tiefen Einblick in die brasilianische Musik und Kultur. Es ist auch eine Einführung in Tom Jobims Werk, in dem brasilianische Populärmusik (MPB), klassische Musik und Jazz eine unerreichte Synthese eingehen.
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