Wie kaum einem anderen Autor haftet Johann Georg Hamann der Vorwurf des >dunklen Stils< an. Dieser Vorwurf avancierte regelrecht zu einem Topos der Hamann-Lektüre und -Kritik, der bis heute unvermindert anhält und in Goethe und Hegel nur seine prominentesten Vertreter findet. Hamann hat sich immer wieder mit Fragen der Rhetorik und der >richtigen< Schreibart beschäftigt. Zahlreich nimmt er in Schriften und Briefen explizit Bezug auf den Vorwurf der Dunkelheit, rechtfertigt seine besondere Schreibart und erläutert seine Vorstellungen zum Stilbegriff. Jedoch ist es vor allem die >Mache< seiner Schriften selbst, die sich auf den Grenzen der klassischen Rhetorik oder jenseits davon bewegt und den Lesenden mit Texten konfrontiert, welche die sprachlichen Möglichkeiten individueller Darstellung und Textualität auszuschöpfen suchen. Rhetorische Mittel dienen Hamann dabei nicht als bloße Einkleidung der Gedanken, sondern sind untrennbarer Ausdruck der Eigentümlichkeit des Schreibenden und betonen die unauflösbare Spannung zwischen der Allgemeinheit der Sprache und dem individuellen Ausdrucksbedürfnis des Einzelnen. Johann Georg Hamann is notorious for his 'obscure writing style'. This characterisation somehow advanced both to a lasting topos of Hamann lecture and criticism of which Goethe and Hegel are the most prominent representatives. Hamann repeatedly concerned himself with rhetoric issues and 'correct' writing styles. In various writings and letters, he explicitly commented on the reproach of obscurity, defended his particular writing style and explained his concept of style. However, it is the design of his writing which pushes the limits of classic rhetoric or even moves them far beyond, thus confronting the reader with writings that try to exhaust both the linguistic means of individual presentation and textuality. Rhetoric means here not only serve Hamann as a pure incorporation of his thoughts but are an inseparable expression of the individuality of the author and emphasize the indissoluble tension between the generality of language and the individual's need for expression. Prof. Dr. Eric Achermann lehrt seit 2004 Neuere Deutsche Literatur mit Schwerpunkt Frühe Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
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