Zum Thema „Pilgern auf dem Jakobsweg“ gibt es auf dem Buchmarkt eine Menge Bücher und dennoch macht mich jedes neue neugierig. Wie hat dieser Autor es erlebt? Was hat ein anderer zu berichten? Gibt es gleiche, „universelle“ Erfahrungen? Was sind die Beweggründe für so ein „Abenteuer“ und findet man
am Ende das, wonach man am Anfang gesucht hat? Diese und viele weitere Fragen machen mich neugierig…mehrZum Thema „Pilgern auf dem Jakobsweg“ gibt es auf dem Buchmarkt eine Menge Bücher und dennoch macht mich jedes neue neugierig. Wie hat dieser Autor es erlebt? Was hat ein anderer zu berichten? Gibt es gleiche, „universelle“ Erfahrungen? Was sind die Beweggründe für so ein „Abenteuer“ und findet man am Ende das, wonach man am Anfang gesucht hat? Diese und viele weitere Fragen machen mich neugierig für die Geschichten, die sich auf dem Jakobsweg abspielen.
Das Buch von Johannes Zenker hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Es macht nicht den Eindruck, als würde ein erfahrener Schriftsteller oder Entertainer von seinen Erfahrungen berichten, sondern jemand, der im Nachbarhaus wohnt. Ein lockerer, entspannter Schreibstil mit witzigen und nachdenklichen Geschichten, den Einblicken in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Pilgers haben mich sofort für sich gewonnen.
Das Buch liest sich sehr flüssig. Man folgt gespannt dem jungen Mann auf seinem Weg nach Santiago und zu sich selbst. Manche Gedanken, die ihn dabei besuchen, sind einfach und zugleich sehr spannend. "Wir haben die Welt entzaubert" war so ein Gedanke, der irgendwie melancholisch und traurig einstimmt und gewaltig nachklingt.
Schön fand ich auch solche Erkenntnisse wie: „Ich darf mich nicht hetzen lassen, ich muss häufiger innehalten und die schönen Momente genießen, anstatt sie auf der Jagd nach einem Schlafplatz bloß abzuhaken.“ Das In-sich-Gehen, seinen Blick für die Welt öffnen, den Weg und die Ruhe genießen, die Zeit mit sich selbst, aber auch die wertvollen Begegnungen – das macht für mich den größten Reiz einer Pilgerfahrt aus.
Oder auch die Gedanken eines anderen Pilgers, die Johannes Zenker widergibt: "... es kommt der Moment, da stößt du bei jedem Thema ans Ende, da hast du jeden Gedanken gedacht. Dann setzt der Camino deine Seele zurück in den Werkzustand, er schenkt dir unbekannte innere Leere, ein frisch gepflügtes Feld voll namenloser Saatkörner, die endlich, nachdem das Unkraut gejätet ist, den Raum haben, zu gedeihen." Großartige Worte, finde ich! Worte, die bewegen und dieses Buch lesenswert machen.
Zum Schluss eine Anmerkung zu den Fotos, die dieses Buch ergänzen. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Das Einzige, was ich ziemlich ungeschickt fand: die Bilder sind nicht chronologisch sortiert. Ich persönlich fände es sinnvoller, wenn sie in der Reihenfolge erscheinen würden, wie sie im Text auftauchen.