How cable television upended American political life in the pursuit of profits and influence
As television began to overtake the political landscape in the 1960s, network broadcast companies, bolstered by powerful lobbying interests, dominated screens across the nation. Yet over the next three decades, the expansion of a different technology, cable, changed all of this. 24/7 Politics tells the story of how the cable industry worked with political leaders to create an entirely new approach to television, one that tethered politics to profits and divided and distracted Americans by feeding their appetite for entertainment-frequently at the expense of fostering responsible citizenship.
In this timely and provocative book, Kathryn Cramer Brownell argues that cable television itself is not to blame for today's rampant polarization and scandal politics-the intentional restructuring of television as a political institution is. She describes how cable innovations-from C-SPAN coverage of congressional debates in the 1980s to MTV's foray into presidential politics in the 1990s-took on network broadcasting using market forces, giving rise to a more decentralized media world. Brownell shows how cable became an unstoppable medium for political communication that prioritized cult followings and loyalty to individual brands, fundamentally reshaped party politics, and, in the process, sowed the seeds of democratic upheaval.
24/7 Politics reveals how cable TV created new possibilities for antiestablishment voices and opened a pathway to political prominence for seemingly unlikely figures like Donald Trump by playing to narrow audiences and cultivating division instead of common ground.
As television began to overtake the political landscape in the 1960s, network broadcast companies, bolstered by powerful lobbying interests, dominated screens across the nation. Yet over the next three decades, the expansion of a different technology, cable, changed all of this. 24/7 Politics tells the story of how the cable industry worked with political leaders to create an entirely new approach to television, one that tethered politics to profits and divided and distracted Americans by feeding their appetite for entertainment-frequently at the expense of fostering responsible citizenship.
In this timely and provocative book, Kathryn Cramer Brownell argues that cable television itself is not to blame for today's rampant polarization and scandal politics-the intentional restructuring of television as a political institution is. She describes how cable innovations-from C-SPAN coverage of congressional debates in the 1980s to MTV's foray into presidential politics in the 1990s-took on network broadcasting using market forces, giving rise to a more decentralized media world. Brownell shows how cable became an unstoppable medium for political communication that prioritized cult followings and loyalty to individual brands, fundamentally reshaped party politics, and, in the process, sowed the seeds of democratic upheaval.
24/7 Politics reveals how cable TV created new possibilities for antiestablishment voices and opened a pathway to political prominence for seemingly unlikely figures like Donald Trump by playing to narrow audiences and cultivating division instead of common ground.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2023Ein Problem namens Fox News
Wie der Aufstieg des Kabelfernsehens die extreme Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft befördert hat.
Die politische und kulturelle Spaltung der USA, die sich stetig zu verschärfen scheint, wird auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt: auf den Graben, der religiöse und säkulare Amerikaner trennt, auf den Aufstieg der ethnischen Minderheiten und die Marginalisierung der weißen Arbeiterklasse, auf den Gegensatz zwischen den liberalen Küstenstreifen und dem Mittleren Westen, auf die woke Kampagne mit ihrer Sprachzensur und ihren Denkverboten und auf das Ende der Kooperationsbereitschaft der beiden großen Parteien. Die Historikern Kathryn Cramer Brownell erkennt den Grund für das Verderben nun in der mit dem Aufstieg des Kabelfernsehens verbundenen Neujustierung des Fernsehens als politischer Institution.
Das Kabelfernsehen, dessen Anfänge bis in die Nachkriegszeit zurückreichten und dessen Zielvorgabe zunächst darin bestand, das Fernsehen in entlegene Gegenden zu bringen, versprach eine demokratischere Zukunft, mehr Vielfalt und neue Perspektiven. Die Dominanz der großen drei Rundfunkanstalten, NBC, CBS und ABC, ihre Gatekeeper-Funktion sollte gebrochen werden.
Zugleich war dieses Ansinnen untrennbar mit ökonomischen Interessen verknüpft, wobei dies angesichts der privatwirtschaftlichen Organisation des Rundfunksystems in den USA nun keine Neuigkeit war. Die Autorin meint aber, dass der von ihr geschilderte langwierige Aufstieg des Kabelfernsehens am Ende des 20. Jahrhunderts das ganze politisch-mediale System fundamental verändert habe. Erwartungsgemäß nimmt sie dabei besonders den Nachrichtensender Fox News ins Visier, den Roger Ailes 1996 als Reaktion auf den kurz zuvor von NBC und Microsoft gemeinsam initiierten linksliberalen Nachrichtensender MSNBC gegründet hatte. Den Höhepunkt einer Symbiose der Exekutive und des Kabelfernsehens in Gestalt von Fox News sieht sie während der Präsidentschaft Donald Trumps 2017 bis 2021 erreicht, als zwischen seiner Administration und Fox News ein enges Zusammenwirken und eine freilich nur an einem Beispiel, Trumps Kommunikationsdirektor Bill Shine, demonstrierte personelle Fluktuation zu beobachten gewesen sei. Ob man das Wirken von Fox-Stars wie Sean Hannity, Laura Ingraham und des nun geschassten Tucker Carlson wirklich als Arbeit eines "Schattenkabinetts" verstehen kann, mag dahingestellt sein.
Die Medienpolitik Trumps, eine Verbindung von Imagepolitik, Unterhaltung und Aggressivität, hält die Autorin schon für in den 1980er- und 1990er-Jahren präfiguriert. Beispiele dafür sind die aggressive Bedienung der eigenen Blase durch den Republikaner Newt Gingrich sowie das Branding und der Gang ins Entertainment durch Bill Clinton, der seinen schon vor der Lewinsky-Affäre zahlreichen Skandalen durch Flucht in den Musiksender MTV recht erfolgreich zu entkommen suchte. Dort konnte er mit Charme und Eloquenz überzeugen. Die Kabelsender versprachen sich durch die Hereinnahme von Nachrichten und Politik in ihr Unterhaltungsprogramm eine Bindung der Zuschauer, die nicht mehr auf die klassischen Informationskanäle umschalten sollten.
Das titelgebende 24/7-Prinzip, also die Berichterstattung rund um die Uhr, wurde seit 1982 von dem als Folge des großen Publikumszuspruchs bei der Übertragung der Watergate-Hearings 1979 von Brian Lamb gegründeten Parlamentssender C-SPAN und dann von Ted Turners Nachrichtensender CNN umgesetzt. CNN erlebte mit seiner Liveberichterstattung während des ersten amerikanischen Irakkrieges 1991 und Peter Arnetts Berichten aus dem bombardierten Bagdad seinen internationalen Durchbruch. Der IT-Unternehmer H. Ross Perot nutzte 1992 CNN dann anstelle einer politischen Partei als Plattform für seine Präsidentschaftskampagne, die ihm immerhin knapp 19 Prozent Stimmenanteil einbrachte.
Der Ausbau des Kabelfernsehens wurde nicht nur von einer politischen Seite befördert. Nachdem Clinton seiner Kampagne 1992 durch MTV Auftrieb gegeben hatte und George H. W. Bush mit einem Last-minute-Besuch beim Popsender scheiterte, unterzeichnete Clinton als Präsident 1996 ein Gesetz zur Deregulierung des Kabelmarktes. Inhaltliche Vorgaben wurden dann noch von den Gerichten gekippt.
So detailliert die Autorin die politische Durchsetzung des Kabelfernsehens nachzeichnet, so handelt sie sich dabei doch zwei Probleme ein. Zum einen wertet sie die Überzeugung der Republikaner und Konservativen, die etablierten Sender seien linksliberal ausgerichtet und berichteten nicht unvoreingenommen, als bloßen Glauben und subjektiven Eindruck ab. Hier hätte sie der Sache doch näher auf den Grund gehen sollen, wie das für die Bundesrepublik Elisabeth Noelle-Neumann getan hat. Und unter den Kabelsendern besteht keinesfalls eine konservative Dominanz. Auch die von Cramer Brownell nicht zitierte, sicherlich nicht konservative Jill Lepore stellte in ihrem Bestseller "Diese Wahrheiten" fest: "MSNBC war nicht weniger parteiisch als Fox News, es war nur eine andere Art, parteiisch zu sein."
Zum anderen kann sie den Medienumbruch, der durch die sozialen Kanäle, insbesondere Twitter, seit Obama in den USA stattgefunden hat und der zu einem Bedeutungsverlust der Kabelsender geführt hat, nicht recht einfangen. Die Kabelsender verlieren ihre Kunden, und selbst Trump hielt es nicht für nötig, an der Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber auf "seinem" Kanal Fox News überhaupt teilzunehmen. Die sozialen Medien sind also nicht ein "anderer segmentierter Marktplatz", wie die Autorin schreibt, sie bilden die zentralen neuen Marktplätze, welche die alten Medien nicht ersetzen, aber doch stark dominieren. Zu Recht verweist Cramer Brownell darauf, dass auch Fox News sich während Trumps Präsidentschaft selbst im Gespräch mit ihm immer wieder auf seine eigenen Tweets bezog.
Trump wurde am Ende bekanntlich von Twitter verbannt und durfte erst jetzt zurückkehren. Zwischenzeitlich hatte er seine eigene Plattform gegründet. Seinen medialen Aufstieg und landesweite Popularität hatte er einem klassischen TV-Sender, NBC, zu verdanken, wo das Format "The Apprentice" (Der Azubi) lief. Die Autorin überschätzt das Dispositiv des Kabelfernsehens und unterschätzt den Medienumbruch zum interaktiven Zeitalter der sozialen Medien. Das Kabelfernsehen und Fox News sind nicht an allem schuld. PETER HOERES
Kathryn Cramer Brownell: 24/7 Politics. Cable Television & the Fragmenting of America from Watergate to Fox News.
Princeton University Press, Oxford 2023. 424 S., 30,- £.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie der Aufstieg des Kabelfernsehens die extreme Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft befördert hat.
Die politische und kulturelle Spaltung der USA, die sich stetig zu verschärfen scheint, wird auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt: auf den Graben, der religiöse und säkulare Amerikaner trennt, auf den Aufstieg der ethnischen Minderheiten und die Marginalisierung der weißen Arbeiterklasse, auf den Gegensatz zwischen den liberalen Küstenstreifen und dem Mittleren Westen, auf die woke Kampagne mit ihrer Sprachzensur und ihren Denkverboten und auf das Ende der Kooperationsbereitschaft der beiden großen Parteien. Die Historikern Kathryn Cramer Brownell erkennt den Grund für das Verderben nun in der mit dem Aufstieg des Kabelfernsehens verbundenen Neujustierung des Fernsehens als politischer Institution.
Das Kabelfernsehen, dessen Anfänge bis in die Nachkriegszeit zurückreichten und dessen Zielvorgabe zunächst darin bestand, das Fernsehen in entlegene Gegenden zu bringen, versprach eine demokratischere Zukunft, mehr Vielfalt und neue Perspektiven. Die Dominanz der großen drei Rundfunkanstalten, NBC, CBS und ABC, ihre Gatekeeper-Funktion sollte gebrochen werden.
Zugleich war dieses Ansinnen untrennbar mit ökonomischen Interessen verknüpft, wobei dies angesichts der privatwirtschaftlichen Organisation des Rundfunksystems in den USA nun keine Neuigkeit war. Die Autorin meint aber, dass der von ihr geschilderte langwierige Aufstieg des Kabelfernsehens am Ende des 20. Jahrhunderts das ganze politisch-mediale System fundamental verändert habe. Erwartungsgemäß nimmt sie dabei besonders den Nachrichtensender Fox News ins Visier, den Roger Ailes 1996 als Reaktion auf den kurz zuvor von NBC und Microsoft gemeinsam initiierten linksliberalen Nachrichtensender MSNBC gegründet hatte. Den Höhepunkt einer Symbiose der Exekutive und des Kabelfernsehens in Gestalt von Fox News sieht sie während der Präsidentschaft Donald Trumps 2017 bis 2021 erreicht, als zwischen seiner Administration und Fox News ein enges Zusammenwirken und eine freilich nur an einem Beispiel, Trumps Kommunikationsdirektor Bill Shine, demonstrierte personelle Fluktuation zu beobachten gewesen sei. Ob man das Wirken von Fox-Stars wie Sean Hannity, Laura Ingraham und des nun geschassten Tucker Carlson wirklich als Arbeit eines "Schattenkabinetts" verstehen kann, mag dahingestellt sein.
Die Medienpolitik Trumps, eine Verbindung von Imagepolitik, Unterhaltung und Aggressivität, hält die Autorin schon für in den 1980er- und 1990er-Jahren präfiguriert. Beispiele dafür sind die aggressive Bedienung der eigenen Blase durch den Republikaner Newt Gingrich sowie das Branding und der Gang ins Entertainment durch Bill Clinton, der seinen schon vor der Lewinsky-Affäre zahlreichen Skandalen durch Flucht in den Musiksender MTV recht erfolgreich zu entkommen suchte. Dort konnte er mit Charme und Eloquenz überzeugen. Die Kabelsender versprachen sich durch die Hereinnahme von Nachrichten und Politik in ihr Unterhaltungsprogramm eine Bindung der Zuschauer, die nicht mehr auf die klassischen Informationskanäle umschalten sollten.
Das titelgebende 24/7-Prinzip, also die Berichterstattung rund um die Uhr, wurde seit 1982 von dem als Folge des großen Publikumszuspruchs bei der Übertragung der Watergate-Hearings 1979 von Brian Lamb gegründeten Parlamentssender C-SPAN und dann von Ted Turners Nachrichtensender CNN umgesetzt. CNN erlebte mit seiner Liveberichterstattung während des ersten amerikanischen Irakkrieges 1991 und Peter Arnetts Berichten aus dem bombardierten Bagdad seinen internationalen Durchbruch. Der IT-Unternehmer H. Ross Perot nutzte 1992 CNN dann anstelle einer politischen Partei als Plattform für seine Präsidentschaftskampagne, die ihm immerhin knapp 19 Prozent Stimmenanteil einbrachte.
Der Ausbau des Kabelfernsehens wurde nicht nur von einer politischen Seite befördert. Nachdem Clinton seiner Kampagne 1992 durch MTV Auftrieb gegeben hatte und George H. W. Bush mit einem Last-minute-Besuch beim Popsender scheiterte, unterzeichnete Clinton als Präsident 1996 ein Gesetz zur Deregulierung des Kabelmarktes. Inhaltliche Vorgaben wurden dann noch von den Gerichten gekippt.
So detailliert die Autorin die politische Durchsetzung des Kabelfernsehens nachzeichnet, so handelt sie sich dabei doch zwei Probleme ein. Zum einen wertet sie die Überzeugung der Republikaner und Konservativen, die etablierten Sender seien linksliberal ausgerichtet und berichteten nicht unvoreingenommen, als bloßen Glauben und subjektiven Eindruck ab. Hier hätte sie der Sache doch näher auf den Grund gehen sollen, wie das für die Bundesrepublik Elisabeth Noelle-Neumann getan hat. Und unter den Kabelsendern besteht keinesfalls eine konservative Dominanz. Auch die von Cramer Brownell nicht zitierte, sicherlich nicht konservative Jill Lepore stellte in ihrem Bestseller "Diese Wahrheiten" fest: "MSNBC war nicht weniger parteiisch als Fox News, es war nur eine andere Art, parteiisch zu sein."
Zum anderen kann sie den Medienumbruch, der durch die sozialen Kanäle, insbesondere Twitter, seit Obama in den USA stattgefunden hat und der zu einem Bedeutungsverlust der Kabelsender geführt hat, nicht recht einfangen. Die Kabelsender verlieren ihre Kunden, und selbst Trump hielt es nicht für nötig, an der Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber auf "seinem" Kanal Fox News überhaupt teilzunehmen. Die sozialen Medien sind also nicht ein "anderer segmentierter Marktplatz", wie die Autorin schreibt, sie bilden die zentralen neuen Marktplätze, welche die alten Medien nicht ersetzen, aber doch stark dominieren. Zu Recht verweist Cramer Brownell darauf, dass auch Fox News sich während Trumps Präsidentschaft selbst im Gespräch mit ihm immer wieder auf seine eigenen Tweets bezog.
Trump wurde am Ende bekanntlich von Twitter verbannt und durfte erst jetzt zurückkehren. Zwischenzeitlich hatte er seine eigene Plattform gegründet. Seinen medialen Aufstieg und landesweite Popularität hatte er einem klassischen TV-Sender, NBC, zu verdanken, wo das Format "The Apprentice" (Der Azubi) lief. Die Autorin überschätzt das Dispositiv des Kabelfernsehens und unterschätzt den Medienumbruch zum interaktiven Zeitalter der sozialen Medien. Das Kabelfernsehen und Fox News sind nicht an allem schuld. PETER HOERES
Kathryn Cramer Brownell: 24/7 Politics. Cable Television & the Fragmenting of America from Watergate to Fox News.
Princeton University Press, Oxford 2023. 424 S., 30,- £.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main