Masterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 1,0, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit seiner ersten Folge Taxi nach Leipzig markierte der Tatort am 29. November 1970 den Startpunkt, von dem aus er im Verlauf von mehr als drei Jahrzehnten und mehr als 600 Folgen bis heute immer noch Fernseh- und Krimigeschichte schreibt. Ziel dieser Untersuchung ist es, diesen Fragen nachzugehen und am Beispiel der Tatort- Kommissarinnen herauszuarbeiten, welche Veränderungen, Entwicklungen und Neuerungen die weiblichen Ermittlertypen von 1978 bis heute durchlaufen haben. Hierbei wird zu ergründen sein, welche Rahmenbedingungen für die jeweiligen Figurenprofile prägend waren beziehungsweise sind. Unerlässlich ist dabei, den jeweiligen zeitgenössischen Kontext im Blick zu behalten, da der Tatort mehr ist als nur ein „Hort deutscher Fernsehkultur“. Wenzel geht sogar so weit zu sagen, dass es wahrscheinlich kein zuverlässigeres Archiv gibt, das die Gegenwartsgeschichte der Bundesrepublik begleitet hat, als die populäre Krimireihe Tatort. In seiner Funktion als unbewusster Geschichtsschreiber ist er für Wenzel außerdem eine Art „populäres Gedächtnis unserer Gegenwartskultur“. So wie der Tatort in diesem Sinne durch seinen Bezug auf die gesellschaftliche Wirklichkeit als Spiegel der Gesellschaft aufgefasst werden kann, so können auch die Tatort-Kommissarinnen stellvertretend als Spiegel der Frauen ihrer Zeit verstanden werden. Die Untersuchung wird diesbezüglich aufzeigen, dass die Konzeption der weiblichen Ermittlertypen von 1978 bis in die 90er Jahre maßgeblich geprägt war vom Geschlechterdiskurs der Emanzipationsbewegung und deren Errungenschaften für die Frauen, insbesondere im Bereich der Polizei. Des Weiteren wird die Untersuchung die Situation der weiblichen Ermittlertypen seit den 90er Jahren beleuchten und ergründen, inwiefern hier vor allem die Umwälzungen im Medienbereich mit den sich wandelnden Produktions- und Rezeptionsbedingungen (ausgelöst durch die Dualisierung des Rundfunksystems in den 80er Jahren) zu entscheidenden Neuerungen bei den Figurenkonzepten der Kommissarinnen führten. Die Analyse der weiblichen Ermittlertypen versteht sich in erster Linie als Beschäftigung mit den sich wandelnden Weiblichkeitsdarstellungen. Sie bewegt sich damit im Spannungsverhältnis zwischen Fernseh- und Außenrealität, denn als fiktive Figuren sind die Kommissarinnen keine Eins-zu-eins-Nachbildungen der Realität, sondern vielmehr mediale Zerrbilder beziehungsweise Idealbilder der Frauen ihres jeweiligen zeitlichen Kontextes.