5 Dinge, die im Leben wirklich zählen. Was zählt am Ende wirklich? Auf dem Sterbebett, wenn klar wird, dass das Leben sich dem Ende zuneigt? Nach vielen Reisen durch die ganze Welt, auf der Suche nach dem, was dem Leben Sinn gibt, findet die Australierin Bronnie Ware eine neue Aufgabe. Sie begleitet Sterbende in den letzten Wochen ihres Lebens. In ihrem Buch erzählt sie von wunderbaren Begegnungen und berührenden Gesprächen, die ihr Leben tiefgreifend verändert haben. Die Menschen, die sie trifft, stellen viel zu oft fest, dass sie ihre eigenen Wünsche hinten angestellt und zu viel gearbeitet haben, dass sie sich zu wenig Zeit für Familie und Freunde genommen und - vor allem - sich nicht erlaubt haben, glücklich zu sein. Es sind Erkenntnisse, die nachdenklich machen und in Erinnerung rufen, worauf es wirklich ankommt, wenn wir mit einem Lächeln aus dem Leben treten wollen. Für sich selbst hat Bronnie Ware nach diesen Erfahrungen entschieden, dass sie nur noch das macht, was sie wirklich will. Ihr ermutigendes Buch hat die Kraft, Veränderungen anzustoßen, um wirklich das Leben zu führen, das wir wollen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2013Ganz ohne den Torso Apolls
Wir hatten an dieser Stelle schon einmal neue Bücher über Sterben und Tod gemustert - und dabei auch einen Titel genannt, der uns in einer Verlagsvorschau ins Auge gestochen war. Obwohl wir nicht voraussahen, dass ausgerechnet dieser es nun gleich auf die vordersten Plätze der Bestsellerliste schaffen würde (Bronnie Ware: "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen". Einsichten, die Ihr Leben verändern werden. Arkana Verlag, München 2013. 351 S., geb., 19,99 [Euro]).
Die fünf bereuten Dinge werden Sie jetzt sicherlich überraschen: zu sehr nach den Vorstellungen anderer gelebt, zu viel gearbeitet, zu selten Gefühle ausgelebt, zu wenig Kontakt mit Freunden gehalten und sich zu wenig Freude gegönnt. Wirklich überraschend erscheint dann eher, dass das Buch so oft gekauft wird, obwohl diese Sinnversäumnisse bereits auf der Umschlagklappe verraten werden.
Was dann doch mit den Sterbenden zu tun haben muss, denen die Beglaubigung dieses Appells zur Selbstfindung übertragen ist. Er ergibt ein modernes "Memento mori", das im Gegensatz steht zu seiner altehrwürdigen, religiös eingebundenen oder auch auf dem Salzburger Domplatz scheinbelebten Form: Da ging es ja noch darum, mitten im Trubel des Lebens, also durchaus beim Feiern mit Freunden, an den Tod zu denken und daran, dass er einen im ganz falschen Moment treffen könnte. Nämlich mit frisch erweitertem Sündenregister, das zu bereinigen keine Zeit der Reue und Buße mehr bleibt.
Aber diese Todesvorbereitung ist nun einmal passé. Nicht für den Tod, sondern für des Lebens Fülle soll gelernt werden, nämlich "unsere Prioritäten zu verlagern, bevor es zu spät ist". Erzählt und resümiert wird das überdies von einer Autorin, die von Anfang an auf dem "kreativen Weg" ist, der die zu spät bereuten Sinnverfehlungen, von denen ihr die Sterbenden erzählen, gar nicht erst aufkommen lässt. Keine Geschichte der Umkehr also, sondern eine, die von Lebenskunst abseits vorgespurter Bahnen erzählt.
Die Arbeit als Sterbebegleiterin tritt da nur als eine weitere Station auf, wenn auch als keine beiläufige. Sie gibt dem Appell eine existentielle Grundierung, für die die erzählte Lebensgeschichte allein gar nicht aufkommen könnte. Vor allem aber überbietet sie die schon recht verschlissene Behauptung unserer Todesverdrängung, die gleich zu Beginn ihren unvermeidlichen Auftritt hat, indem sie das begleitete Sterben als tiefe, rührende und wunderbare Erfahrung auftreten lässt.
Ins Nachdenken kann man da schon kommen, warum all diese wunderbaren Begegnungen den Katalysator des bevorstehenden Todes brauchen. An den sehr beruhigten Sterbeszenarien - "würdig" ist hier das unumgängliche Wort im öffentlichen Diskurs, das viele Ängste bannen muss - wird der Erfolg wohl nicht zuletzt hängen. Wundern würde uns ja nicht, den Band demnächst auch bei rührigen Bestattungsunternehmern ausliegen zu sehen, die nicht bereuen wollen, ihren Kunden erst zu spät zu Diensten zu sein.
HELMUT MAYER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir hatten an dieser Stelle schon einmal neue Bücher über Sterben und Tod gemustert - und dabei auch einen Titel genannt, der uns in einer Verlagsvorschau ins Auge gestochen war. Obwohl wir nicht voraussahen, dass ausgerechnet dieser es nun gleich auf die vordersten Plätze der Bestsellerliste schaffen würde (Bronnie Ware: "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen". Einsichten, die Ihr Leben verändern werden. Arkana Verlag, München 2013. 351 S., geb., 19,99 [Euro]).
Die fünf bereuten Dinge werden Sie jetzt sicherlich überraschen: zu sehr nach den Vorstellungen anderer gelebt, zu viel gearbeitet, zu selten Gefühle ausgelebt, zu wenig Kontakt mit Freunden gehalten und sich zu wenig Freude gegönnt. Wirklich überraschend erscheint dann eher, dass das Buch so oft gekauft wird, obwohl diese Sinnversäumnisse bereits auf der Umschlagklappe verraten werden.
Was dann doch mit den Sterbenden zu tun haben muss, denen die Beglaubigung dieses Appells zur Selbstfindung übertragen ist. Er ergibt ein modernes "Memento mori", das im Gegensatz steht zu seiner altehrwürdigen, religiös eingebundenen oder auch auf dem Salzburger Domplatz scheinbelebten Form: Da ging es ja noch darum, mitten im Trubel des Lebens, also durchaus beim Feiern mit Freunden, an den Tod zu denken und daran, dass er einen im ganz falschen Moment treffen könnte. Nämlich mit frisch erweitertem Sündenregister, das zu bereinigen keine Zeit der Reue und Buße mehr bleibt.
Aber diese Todesvorbereitung ist nun einmal passé. Nicht für den Tod, sondern für des Lebens Fülle soll gelernt werden, nämlich "unsere Prioritäten zu verlagern, bevor es zu spät ist". Erzählt und resümiert wird das überdies von einer Autorin, die von Anfang an auf dem "kreativen Weg" ist, der die zu spät bereuten Sinnverfehlungen, von denen ihr die Sterbenden erzählen, gar nicht erst aufkommen lässt. Keine Geschichte der Umkehr also, sondern eine, die von Lebenskunst abseits vorgespurter Bahnen erzählt.
Die Arbeit als Sterbebegleiterin tritt da nur als eine weitere Station auf, wenn auch als keine beiläufige. Sie gibt dem Appell eine existentielle Grundierung, für die die erzählte Lebensgeschichte allein gar nicht aufkommen könnte. Vor allem aber überbietet sie die schon recht verschlissene Behauptung unserer Todesverdrängung, die gleich zu Beginn ihren unvermeidlichen Auftritt hat, indem sie das begleitete Sterben als tiefe, rührende und wunderbare Erfahrung auftreten lässt.
Ins Nachdenken kann man da schon kommen, warum all diese wunderbaren Begegnungen den Katalysator des bevorstehenden Todes brauchen. An den sehr beruhigten Sterbeszenarien - "würdig" ist hier das unumgängliche Wort im öffentlichen Diskurs, das viele Ängste bannen muss - wird der Erfolg wohl nicht zuletzt hängen. Wundern würde uns ja nicht, den Band demnächst auch bei rührigen Bestattungsunternehmern ausliegen zu sehen, die nicht bereuen wollen, ihren Kunden erst zu spät zu Diensten zu sein.
HELMUT MAYER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Öffnet die Augen und tut der Seele gut."
"Gibt es ein Buch, das mein Leben verändert? JA!" Bild