Sie hat es getan: Die schlechteste Hausfrau der Welt hat ihren Mann verlassen und ist mit ihren beiden Kindern in eine eigene Wohnung gezogen – oder wie sie sagt: Sie wurde weggentrifiziert nach Lichtenrade. Obwohl sie wusste, auch als Alleinerziehende ist die Welt alles andere als in Ordnung. Das beginnt schon damit, dass es für ganz normale Mütter mit ganz normal wenig Geld verdammt schwer ist, ihren Mann zu verlassen. Und das ist kein Zufall, denn Frauen, Mütter, sollen nicht frei sein. Und wenn sie sich doch ihre Freiheit erkämpfen, sollen sie einen hohen Preis dafür bezahlen. Jacinta Nandi schreibt über Slutshaming und Mitleid, Rechtfertigungsdruck und Doppelstandards gegenüber Alleinerziehenden. Sie fragt, warum verheiratete Frauen so unsolidarisch tolle Kuchen backen und ob Single Moms by Choice die besseren Alleinerziehenden sind. Während Männer irgendwie immer gut genug sind, müssen Frauen nicht nur perfekte Partnerinnen und perfekte Mütter sein, sondern auch perfekte Opfer – wie der Fall Amber Heard deutlich gezeigt hat. Was muss sich verändern, damit keine Frau mehr gezwungen ist, in einer Beziehung zu bleiben, die sie nicht will? »Leave your Ehemann« – das muss viel einfacher werden! »Wie kann eine Autorin so viel Gegenwärtigkeit in ihren Büchern haben und dabei so trügerisch einfach schreiben? Lachen und Weinen und vor Lachen weinen sind eins bei Jacinta Nandi.« Mithu Sanyal
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Katharina Teutsch folgt Jacinta Nandis Argumentation in "50 Ways to Leave Your Ehemann" mit Vergnügen - Vergnügen an dem scharfen Humor mit dem die Autorin, Journalistin und Mutter die rechtliche, finanzielle und soziale Situation alleinerziehender Mütter in Deutschland zusammenfasst zum Beispiel. Vergnügen auch an der polemisierenden Weise, auf die Nandi die "Alltagsmisogynie unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung" beschreibt. Vor allem aber Vergnügen an den starken Thesen und konkreten Verbesserungsvorschlägen, die die Autorin vorbringt. Eine der wohl provokantesten Überlegungen Nandis klingt schon in der Rede vom "Deckmantel der Gleichberechtigung" an: Nämlich, dass das Ideal der Gleichberechtigung von Müttern und Vätern der Freiheit und dem Wohl der Mütter und ihrer Kinder oftmals entgegensteht, so die überzeugte Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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