Ich habe eine Schwäche für diese Art von Büchern, die Wissen auf übersichtlichen 80-100 Seiten präsentieren. So müssen sich Autoren auf das Wesentliche konzentrieren und aufgrund des handlichen Formates (11x19 cm) kann ich es in der Jackentasche mitnehmen und überall lesen.
Einer der Autoren
hört auf einem Marktplatz in Deutschland ein Gespräch von einer jungen Studentin mit und hört: „Na ja,…mehrIch habe eine Schwäche für diese Art von Büchern, die Wissen auf übersichtlichen 80-100 Seiten präsentieren. So müssen sich Autoren auf das Wesentliche konzentrieren und aufgrund des handlichen Formates (11x19 cm) kann ich es in der Jackentasche mitnehmen und überall lesen.
Einer der Autoren hört auf einem Marktplatz in Deutschland ein Gespräch von einer jungen Studentin mit und hört: „Na ja, die soziale Marktwirtschaft ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes.“ Ist sie tatsächlich nur noch ein Windbeutel, mit viel Platz für Schaumschlägerei? So startet dieses lesenswerte Buch und nimmt mich gleich gefangen.
Soziale Marktwirtschaft wurde nach dem 2. Weltkrieg bei uns eingeführt, sie stellt neben wirtschaftlicher Effizienz das Wohlergehen der Menschen ins Zentrum seiner Vorgehensweise. Sie ist eine regelgeleitete Wirtschaftsordnung mit einem sicheren, rechtlichen Rahmen, der den Wettbewerb zu gesellschaftlich wünschenswerten Ergebnissen führt. „Der Staat garantiert diese Rahmenordnung, um einen fairen und entmachtenden Wettbewerb hervorzubringen.“ Dabei darf es nicht Aufgabe des Staates sein, aktiv in den Markt einzugreifen. Das Wort „entmachtend“ war mir neu, ich werde es in anderen Zusammenhängen suchen und bewerten. Denke, es hat zwiespältige Dimensionen.
Die beiden Wirtschafts-Professoren Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard haben die Soziale Marktwirtschaft theoretisch und mit dem späteren Kanzler praktisch geprägt. Der Vergleich mit einem Fußballspiel gilt auch heute noch. So wie der Schiedsrichter im Fußball nicht mitspielen darf, darf das der Staat eben auch nicht. Er setzt die Regeln und Planken für gerechtes, menschliches Wirtschaften, für Innovation, Gewinn UND soziales Gewissen im gegenseitigen Respekt aller. Dabei spielte für alle, also auch Adenauer, die europäische (auch transatlantische) Aussöhnung und Zusammenarbeit eine zentrale Rolle.
Das Buch erläutert in 7,5 Kapiteln die Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft bis hin zum Beginn des Krieges in der Ukraine (das nur halbe, nicht abgeschlossene Kapitel). Alles verständlich und ohne zu viel Fremdworte. Das liest man selten und Karl Popper hätte seine Freude an den Autoren.
Irenik bedeutet das Bemühen um eine friedliche interkonfessionelle Auseinandersetzung mit dem Ziel der Aussöhnung. Dieses Wort fließt mehrfach ein (wird als bekannt vorausgesetzt) und wird auch im Kapitel „Wir schaffen das“ verwendet. Nun, es bleibt wohl ein Bemühen, denn ob es mit der 3. monotheistischen Religion Erfolg hat, möchte ich in Frage stellen. Genau hier weicht dieses Buch aus und wäre möglicherweise zu anderen Ergebnissen gekommen, wenn man den 7.10.24 mit in die Betrachtungen einbezieht. Wie Projekte in Afrika zu steuern wären, um dort Bildung zu schaffen, nun, unsere Entwicklungshilfe muss man zwiespältig bewerten, sie wird aktuell durch China und Russland konterkariert, durchaus mit großem Erfolg. Warum? Weil man weniger den Entscheiden gibt als vielmehr direkt vor Ort eingreift und Projekte voranbringt.
Trotzdem: sehr lesens- und nachdenkenswert. Eine Strecke deutsche Geschichte, die sich trotz aller Unkenrufe als Erfolg darstellen kann.