Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Romanistik - Lateinamerikanische Philologie, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Lateinamerika-Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Der 1982 veröffentlichte Roman Viva o povo brasileiro von João Ubaldo Ribeiro entsteht in einer Zeit, in der sich Brasilien im - von oben gesteuerten - Wandel von einer Militärdiktatur zur Demokratie befindet, der so genannten fase da abertura. Der Autor wagt mit diesem Roman nicht mehr und nicht weniger als eine Revision der Gründungsmythen des Landes und der Rolle, die Volk und Elite in 300 Jahren brasilianischer Geschichte gespielt haben (...). Statistiken zur Ressourcenverteilung in Brasilien verdeutlichen die Aktualität des Themas: Mitte der 1990er Jahre gehören einem Prozent der Bevölkerung 43 Prozent des Landes (...). Die Verteilung der Ressourcen zu Beginn der brasilianischen Geschichte beschreibt er als einen Prozess der räuberischen Aneignung seitens der skrupellosen neuen Herren des Kontinents. Vor allem versucht der Autor aber, dem Deutungsmonopol der Eliten entgegenzuwirken (...); er kreiert seinerseits einen Mythos, indem er die Geschichte einer fiktiven Rebellion der Unterdrückten und Besitzlosen erzählt. (...) Die Analyse der Herrschenden und der Beherrschten, der Elite und des Volkes, so wie Ribeiro sie darstellt, soll Thema der hier vorliegenden Arbeit sein (...). Als Herangehensweise habe ich im ersten Teil dieser Arbeit eine multiperspektivische Annäherung an zentrale Begriffe der Herrschaftstheorie (vor allem Macht, Herrschaft und Knechtschaft) gewählt (...) sowie an bestimmte Teilaspekte, die mir insbesondere für die Analyse von Viva o povo brasileiro bedeutsam erschienen, wie das Phänomen der Entfremdung und die geschlechterspezifische Dimension von Herrschaft (...) Bei Herrschaftsverhältnissen, die auf Grundlage der Rassenzugehörigkeit bestehen (...), bin ich dabei näher auf die brasilianischen Verhältnisse, die Geschichte der Sklaverei und ihrer Abschaffung sowie die Entwicklung der Diskurse im Land, die das Verhältnis zwischen den Rassen beschreiben, einzugehen. Denn in Viva o povo brasileiro wird zu diesen Fragen direkt Bezug genommen. Im zweiten Teil dieser Arbeit beschäftige ich mich mit dem Roman selbst, der Analyse der einzelnen Figuren der Elite (a linhagem da elite) und des Volkes (a linhagem do povo). (...) Darüber hinaus ziehe ich, bei einigen Figuren des Romans, Vergleiche zum spanischen Schelmenroman (picaresca) und zu ihrem brasilianischen Verwandten, der romance da malandragem, da dessen Autoren in ihren Werken zumeist ein Herr-Knecht-Verhältnis schildern (...).
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