A Splendid Exchange tells the epic story of global commerce, from its prehistoric origins to the myriad crises confronting it today. It travels from the sugar rush that brought the British to Jamaica in the seventeenth century to our current debates over globalization, from the silk route between China and Rome in the second century to the rise and fall of the Portuguese monopoly in spices in the sixteenth. Throughout, William Bernstein examines how our age-old dependency on trade has contributed to our planet's agricultural bounty, stimulated intellectual and industrial progress and made us both prosperous and vulnerable.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2009Wohlstand durch Handel
Nützlicher Austausch: Von Chinesen und Muslimen lernen
Lasterhaftigkeit und Dekadenz werden seit jeher mit den vier Regierungsjahren des römischen Kaisers Elagabal verbunden. Er war der erste Herrscher eines westlichen Landes, der eine Toga komplett aus chinesischer Seide trug. Der teure Stoff konnte damals nur mit der gleichen Menge Gold aufgewogen werden. Bereits im Ursprungsland war Seide ein Luxusgut; durch den Transport verhundertfachte sich der Preis jedoch noch. Die Seeroute, an der viele mitverdienen wollten, führte an Indien, Arabien, Ägypten und Griechenland vorbei. Und nicht jedes Schiff erreichte sein Ziel. Doch der Landweg war noch beschwerlicher, da die eingesetzten Esel sehr langsam liefen. Außerdem gab es mehr Überfälle als auf hoher See.
William J. Bernstein will mit solchen Beispielen zeigen, wie lange es schon Globalisierung gibt. Der Finanzwissenschaftler und Historiker aus Oregon hat eine flüssig zu lesende Weltgeschichte des Handels geschrieben: Mesopotamien und Südarabien tauschten Getreide und Metalle aus, Rom kaufte Seide in China, heutzutage essen wir in der Mittagspause Äpfel aus Neuseeland. "Die Welt wurde nicht erst mit der Erfindung des Internets flach", erwidert Bernstein seinem Kollegen Thomas Friedman. "Und auch Großunternehmen mit weltweitem Einfluss gibt es schon seit Jahrhunderten."
Schon früh übten sich vor allem Chinesen und Muslime im freien Handel. Von Europa ist in den ersten 10 von 14 Kapiteln des chronologisch angelegten Werkes nur am Rande die Rede: Hin und wieder Italien, etwas Griechenland, wenig Portugal. Und als der verspätete Kontinent dann endlich aufbricht, igelt er sich Ende des 19. Jahrhunderts wieder ein. An freien Handel war angesichts einer protektionistischen Politik nicht zu denken.
Bernstein legt aber überraschenderweise dar, dass dieser Protektionismus sogar erfolgreich war: "Je höher die Einfuhrzölle, desto höher war das Wirtschaftswachstum in den Ländern." Dieses Denken, gepaart mit der Abscheu vor der Dekadenz früherer Herrscher, mag sich tief in das Bewusstsein des Westens eingegraben haben - bis heute. Das Buch endet mit den gewalttätigen Protesten westlicher Globalisierungsgegner in Seattle.
Doch das Credo des 19. Jahrhunderts galt wenige Jahrzehnte später nicht mehr. Das 20. Jahrhundert hat gelehrt, dass Protektionismus den Wohlstand aller auf Kosten einer subventionierten Minderheit behindert. Wie kam es zu dieser Veränderung, die sich anhand von Vergleichsanalysen belegen lässt?
Zuvor war nur der Handel bedeutsam, der sich innerhalb eines Landes abspielte - der Außenhandel dagegen zu vernachlässigen. Zölle oder Einfuhrverbote hatten keine große Auswirkung. Das änderte sich, als der Welthandel anzog. Länder wie die Niederlande oder Norwegen bauten Handelsschranken ab und wurden dadurch wohlhabend. Sie nutzten die Arbeitsteilung in Europa. Ihre Kindersterblichkeit sank, Bildungschancen stiegen, und ihre Bürger können inzwischen Kleider aus Seide tragen.
Hätte China im 15. Jahrhundert seine Hochseeflotte nicht zerstört, oder hätten die islamischen Länder die Schule der Aufklärung nicht verweigert: Sie würden den Wohlstand der Welt anführen. Eher zufällig steht der Westen an der Spitze. Rechtsstaat, Eigentumsrecht und Schutz des Wettbewerbs gewährte er früher und umfassender. Das Bewusstsein dafür möchte nicht zuletzt Deutschland nach China oder Arabien exportieren. Im Sinne eines fruchtbaren Austausches sollte es im Gegenzug importieren, was ihm fehlt: Das Bewusstsein für die immense Bedeutung von weltweitem Handel.
JOCHEN ZENTHÖFER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nützlicher Austausch: Von Chinesen und Muslimen lernen
Lasterhaftigkeit und Dekadenz werden seit jeher mit den vier Regierungsjahren des römischen Kaisers Elagabal verbunden. Er war der erste Herrscher eines westlichen Landes, der eine Toga komplett aus chinesischer Seide trug. Der teure Stoff konnte damals nur mit der gleichen Menge Gold aufgewogen werden. Bereits im Ursprungsland war Seide ein Luxusgut; durch den Transport verhundertfachte sich der Preis jedoch noch. Die Seeroute, an der viele mitverdienen wollten, führte an Indien, Arabien, Ägypten und Griechenland vorbei. Und nicht jedes Schiff erreichte sein Ziel. Doch der Landweg war noch beschwerlicher, da die eingesetzten Esel sehr langsam liefen. Außerdem gab es mehr Überfälle als auf hoher See.
William J. Bernstein will mit solchen Beispielen zeigen, wie lange es schon Globalisierung gibt. Der Finanzwissenschaftler und Historiker aus Oregon hat eine flüssig zu lesende Weltgeschichte des Handels geschrieben: Mesopotamien und Südarabien tauschten Getreide und Metalle aus, Rom kaufte Seide in China, heutzutage essen wir in der Mittagspause Äpfel aus Neuseeland. "Die Welt wurde nicht erst mit der Erfindung des Internets flach", erwidert Bernstein seinem Kollegen Thomas Friedman. "Und auch Großunternehmen mit weltweitem Einfluss gibt es schon seit Jahrhunderten."
Schon früh übten sich vor allem Chinesen und Muslime im freien Handel. Von Europa ist in den ersten 10 von 14 Kapiteln des chronologisch angelegten Werkes nur am Rande die Rede: Hin und wieder Italien, etwas Griechenland, wenig Portugal. Und als der verspätete Kontinent dann endlich aufbricht, igelt er sich Ende des 19. Jahrhunderts wieder ein. An freien Handel war angesichts einer protektionistischen Politik nicht zu denken.
Bernstein legt aber überraschenderweise dar, dass dieser Protektionismus sogar erfolgreich war: "Je höher die Einfuhrzölle, desto höher war das Wirtschaftswachstum in den Ländern." Dieses Denken, gepaart mit der Abscheu vor der Dekadenz früherer Herrscher, mag sich tief in das Bewusstsein des Westens eingegraben haben - bis heute. Das Buch endet mit den gewalttätigen Protesten westlicher Globalisierungsgegner in Seattle.
Doch das Credo des 19. Jahrhunderts galt wenige Jahrzehnte später nicht mehr. Das 20. Jahrhundert hat gelehrt, dass Protektionismus den Wohlstand aller auf Kosten einer subventionierten Minderheit behindert. Wie kam es zu dieser Veränderung, die sich anhand von Vergleichsanalysen belegen lässt?
Zuvor war nur der Handel bedeutsam, der sich innerhalb eines Landes abspielte - der Außenhandel dagegen zu vernachlässigen. Zölle oder Einfuhrverbote hatten keine große Auswirkung. Das änderte sich, als der Welthandel anzog. Länder wie die Niederlande oder Norwegen bauten Handelsschranken ab und wurden dadurch wohlhabend. Sie nutzten die Arbeitsteilung in Europa. Ihre Kindersterblichkeit sank, Bildungschancen stiegen, und ihre Bürger können inzwischen Kleider aus Seide tragen.
Hätte China im 15. Jahrhundert seine Hochseeflotte nicht zerstört, oder hätten die islamischen Länder die Schule der Aufklärung nicht verweigert: Sie würden den Wohlstand der Welt anführen. Eher zufällig steht der Westen an der Spitze. Rechtsstaat, Eigentumsrecht und Schutz des Wettbewerbs gewährte er früher und umfassender. Das Bewusstsein dafür möchte nicht zuletzt Deutschland nach China oder Arabien exportieren. Im Sinne eines fruchtbaren Austausches sollte es im Gegenzug importieren, was ihm fehlt: Das Bewusstsein für die immense Bedeutung von weltweitem Handel.
JOCHEN ZENTHÖFER
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