Der Krieg zwischen der einst uneinnehmbaren Stadt Troja und den geeinten Griechen herrscht lange und verheerend. Aber nicht nur die Männer kämpfen und fallen der Zerstörungswut beider Seiten zum Opfer, sondern gleichermaßen die Frauen, von denen Natalie Haynes, Autorin von „Stone Blind – Der Blick
der Medusa“, in ihrem nächsten Buch „Die Heldinnen von Troja – A Thousand Ships“ erzählt. So begegnen…mehrDer Krieg zwischen der einst uneinnehmbaren Stadt Troja und den geeinten Griechen herrscht lange und verheerend. Aber nicht nur die Männer kämpfen und fallen der Zerstörungswut beider Seiten zum Opfer, sondern gleichermaßen die Frauen, von denen Natalie Haynes, Autorin von „Stone Blind – Der Blick der Medusa“, in ihrem nächsten Buch „Die Heldinnen von Troja – A Thousand Ships“ erzählt. So begegnen wir nicht nur Hekabe, der Königin Trojas oder Kassandra, ihrer vom Wahnsinn gezeichneten Tochter, sondern auch der Griechin Penelope, Odysseus Ehefrau, und der ein oder anderen Nymphe und Gottheit, denn die überirdischen Wesen haben genauso Anteil an dem größten Krieg, den die Antike je gesehen hat. Wie bereits in „Stone Blind“ lässt uns die Autorin damit auf viele Figuren und somit Erzählperspektiven treffen, doch meistert es diesmal besser, den Überblick zu bewahren, sodass sich die verschiedenen Geschichten, die mal vor, während oder nach dem Krieg spielen, zusammenfügen. Die Schicksale der weiblichen Figuren fühlen sich trotz der Thematik und dem Grundstoff, welche sicher dazu einladen, aber nicht übertrieben bzw. melodramatisch, sondern authentisch und mitreißend an. Nicht minder hilft der Schreibstil bei der Spannung und dem Lesefluss, welcher sich wie die Erzählstruktur ebenfalls ausgefeilter anfühlt als noch bei „Stone Blind“ zuletzt. Zugegeben, am Anfang musste ich mich erst einmal zurechtfinden Es war nicht gleich ersichtlich, in welche Richtung das Buch gehen wollte. Aber mit der Zeit offenbarte sich der wundervolle, clever bestickte Teppich, der sich aus den vielen unterschiedlichen Stimmen zusammenwebt. An dieser Stelle ließe sich kritisieren, dass durch die Aneinanderreihung der Frauenschicksale sich nicht genügend mit einem alleine auseinandergesetzt werden kann. Und natürlich könnte man über jede einzelne Frauenfigur einen ganzen Roman schreiben, aber trotz der „Kurzgeschichten“ beleuchtet Haynes gekonnt die Figuren. Zudem steht in diesem Roman die Gemeinschaft der Frauen im Fokus – schließlich (be-)trifft der Krieg viele. Ebenfalls möchte ich noch das Nachwort lobend erwähnen, welches noch einmal mehr auf die zugrundeliegende Literatur eingeht und erläuternd fungiert. Für mich ist so etwas eine sehr geschätzte Ergänzung. Auch hatte ich bei diesem Buch weniger das Gefühl, dass man viel Vorwissen mitbringen muss, um der Geschichte und den Figuren folgen zu können – wie es leider bei „Stone Blind“ der Fall war. In meinen Augen schafft es Haynes den Mythos neu und umfangreich zu erzählen, aus einer anderen Perspektiv und dabei nichts zu verlieren, sondern nur dazu zu gewinnen. Ein packender Roman, der mich mehr und mehr in seinen Bann gezogen hat.